Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Werner, Karl Friedrich Heinrich“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 61–63, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werner,_Carl&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 16:46 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Werner, Karl
Band 42 (1897), S. 61–63 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl Werner (Maler) in der Wikipedia
Carl Werner in Wikidata
GND-Nummer 118806726
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|61|63|Werner, Karl Friedrich Heinrich|Hermann Arthur Lier|ADB:Werner, Carl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118806726}}    

Werner: Karl Friedrich Heinrich W., Aquarellmaler, wurde am 4. October 1808 zu Weimar als Sohn eines Gesang- und Clavierlehrers geboren. Schon als Kind führte er ein Wanderleben, das er später so sehr liebte. Er folgte seinen Eltern nach Mannheim und Würzburg und kam mit neun Jahren nach Leipzig, wo seine Mutter ein Engagement als Sängerin an dem unter Küstner’s Leitung stehenden Stadttheater erhielt. Zunächst im Hempel’schen Institut und dann nach seiner Confirmation durch den Pastor Fritsche in Quesitz bei Lützen vorgebildet, wollte W. Baumeister werden und erlernte auch bei dem Zimmermeister Lüders das Zimmerhandwerk. Im J. 1824 bezog er die Leipziger Kunstakademie und bildete sich bei Hans Veit Schnorr v. Carolsfeld im Zeichnen aus. Nachdem er sodann in den Jahren 1826 bis 1827 an der Leipziger Universität Cameralia studirt hatte, ging er nach München, um sich an der unter Gärtner’s Leitung stehenden Architektenschule weiter auszubilden. In München kam er zu der Ueberzeugung, daß sein Talent ihn nicht auf das Baufach, sondern auf die Malerei hinweise. Er entschloß sich also, Maler zu worden, warf sich aber namentlich, seiner Vorbildung entsprechend, auf das Architekturbild. So zeichnete er im J. 1831 nach seiner Rückkehr von München eine Menge ältere sächsische Baudenkmäler, welche Dr. Puttrich erwarb, um sie für sein Werk über die Baudenkmale des Mittelalters in Sachsen zu verwerthen. Durch eine Anzahl seiner besten Arbeiten, die in Dresden ausgestellt waren, zog er die Aufmerksamkeit des Generaldirectors der Akademie der bildenden Künste, des Grafen Vitzthum v. Eckstädt, auf sich. Die Protection dieses einflußreichen Mannes verschaffte ihm die Verleihung des großen sächsischen Reisestipendiums auf drei Jahre. Vor dem Antritt seiner Reise besuchte er in dem ersten Märztage 1832 noch einmal seine Geburtsstadt Weimar. Bei dieser Gelegenheit hatte er das Glück, von Goethe – vierzehn Tage vor dessen Tod – empfangen zu werden, der sich nach Durchsicht seiner Studienmappe günstig über das Gesehene äußerte, indem er erklärte: „Wer solche Pässe hat, der kann getrost nach Italien reisen.“ Hierauf begab sich W. über Venedig, Bologna und Florenz nach Rom, wo er zwanzig Jahre blieb und sich durch seine Aquarelle einen bedeutenden Ruf erwarb. Unter den Bildern, die in dieser seiner römischen Periode entstanden, werden die Studien aus Pompeji, sowie eine Mappe von in Sicilien aufgenommenen Ansichten von saracenischen Baudenkmälern hervorgehoben. Nach sicilianischen Motiven sind auch die beiden Oelgemälde der Berliner Nationalgalerie, „Der Dom von Cefalu“ (1838) und „Im Palast Zisa zu Palermo“ (1852) gemalt. Ferner entstanden in Rom die zwei großen Pendants: „Der reiche und der arme Mann“ und die zwei späteren Zwillingsbilder „Venedig einst und jetzt“. Im J. 1848 schuf er eines seiner größten Aquarelle, den „Triumph des Dogen Andrea Contarini nach der Schlacht bei Chioggia“, und mehrere Jahre später vollendete er die „Einschiffung der Catarina Cornaro nach [62] Cypern“. Mit den deutschen Künstlern in Rom verkehrte W. auf das angenehmste und intimste. Im J. 1840 rief er den deutschen Künstlerverein ins Leben und leitete ihn mehrere Jahre hindurch als Vorsitzender. Als Rom nach der französischen Belagerung unter Oudinot im J. 1849 merklich an Fremdenbesuch verlor und damit die Aussichten auf Verdienst geringer wurden, siedelte W. im J. 1851 nach Venedig über, wo er ein Meisteratelier errichtete, aus dem unter anderen namhaften Künstlern Luigi Passini hervorging. Um dieselbe Zeit knüpfte er Verbindungen in London an, wo er beim Hofe und in der Aristokratie vortreffliche Aufnahme fand und zum Mitglied der „Institutes of Painters in Watercolours“ ernannt wurde. Nach seiner zweiten Vermählung mit einer Holsteinerin, die ihn fortan auf allen seinen Reisen begleitete, gründete sich W. ein Heim in Leipzig, das er seitdem als seine eigentliche Heimath betrachtete und hoch hielt. Während des Winters von 1856 auf 1857 besuchte W. mit seiner Gattin und seinem Schüler Romàko Spanien und hielt sich längere Zeit in Granada auf, wo er in der Alhambra eingehende Studien machte. Damals entstand das im Leipziger Museum aufbewahrte Aquarell: „Inneres eines spanischen Hauses in Granada.“ Der Aufenthalt in Spanien weckte in ihm die Sehnsucht nach dem Orient. Im Herbste 1862 machte er sich zum ersten Mal auf die Reise nach Jerusalem auf und besuchte die heiligen Stätten Palästinas. Dann ging er nach Aegypten, hielt sich aber damals nur kurze Zeit in Kairo und Alexandria auf. Er hatte die interessantesten Stätten des heiligen Landes aufgenommen und ließ nun ein großes Farbendruckwerk in London unter dem Titel: „Jerusalem and the Holy Places“ bei Moore und Macqueen erscheinen. Im J. 1864 kehrte er mit seiner Frau zu längerem Aufenthalt nach Aegypten zurück. Auf dieser Reise drang er bis jenseits des ersten Kataraktes nach Nubien vor und besuchte die Prachtmonumente Oberägyptens, namentlich auch die Insel Philae und die Landschaft von Theben. Die Rückreise führte ihn über Jaffa nach Jerusalem, Bethlehem, Hebron, Damaskus und Beirut. Als Frucht dieser zweiten Orientreise haben wir die „Nilbilder“, eine Folge von in Buntdruck ausgeführten Blättern, anzusehen, die W. im Anfang der siebziger Jahre bei Gustav W. Seitz in Wandsbeck bei Hamburg erscheinen ließ. Er lebte damals vorübergehend in Hamburg, kehrte aber sehr bald wieder nach Leipzig zurück, von wo aus er im Frühling 1875 eine Fahrt nach Griechenland unternahm. In den nächsten Jahren fesselte ein schweres Siechthum den Künstler an das Krankenlager; doch war er auch in dieser Zeit nicht müßig, sondern betheiligte sich an der Illustration des bekannten Werkes von Ebers: „Aegypten in Wort und Bild.“ Als er genesen war, begab er sich wiederum nach dem Süden und verbrachte den Winter von 1877 auf 1878 mit seiner Familie in Sicilien. Zu Michaeli 1882 trat er als Lehrer der Aquarellmalerei an der Akademie zu Leipzig ein, in welcher Stellung er noch lange thätig war, da ihn erst am 10. Januar 1894 nach nur kurzem Leiden der Tod aus dem Leben abrief. Inzwischen aber hatte die Aquarellmalerei zumeist in Folge der Erfindung neuer Farben, die sie befähigen, mit der Oelmalerei sieghaft in Wettbewerb zu treten, so gewaltige Fortschritte in Bezug auf Leichtigkeit der Handhabung und coloristische Durchbildung gemacht, daß das einst allgemein geltende Urtheil, daß sich die Aquarelle Werner’s, der nur ein guter Zeichner war, durch Kraft und Brillanz der Farbe auszeichnen sollten, nicht mehr verständlich war. Wer seine Art kennen lernen will, kann das am besten im Leipziger Museum thun, das acht Aquarelle von seiner Hand aufbewahrt. Auch in Leipziger Privatbesitz ist eine große Anzahl seiner Arbeiten übergegangen, und ebenso ist er in den Sammlungen der verschiedenen sächsischen Königsschlösser gut vertreten.

[63] Vgl. G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexikon XXI, 300–302, München 1851. – Die Gartenlaube, Leipzig 1865, S. 676–678. – Illustrirte Zeitung, Leipzig 1874, LXIII, 31 und 1894, CII, 72. – M. Jordan, Beschreibendes Verzeichniß der Kunstwerke in der kgl. National-Galerie zu Berlin, 3. Aufl., Berlin 1877, S. 301–302. – Verzeichniß der Kunstwerke im städtischen Museum zu Leipzig, 17. Aufl., Leipzig 1888, S. 13. – L. Nieper, Die königliche Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Leipzig, Festschrift und amtlicher Bericht, Leipzig 1890, S. 27–30.