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Artikel „Raith, Balthasar“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 190–191, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raith,_Balthasar&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 04:55 Uhr UTC)
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Raith: Balthasar R., lutherischer Theolog des 17. Jahrhunderts, geb. zu Schorndorf im Herzogthum Würtemberg am 8. October 1616, † am 5. December 1683 in Tübingen. Er besuchte die Lateinschule seiner Vaterstadt, studirte mitten unter den Schrecken und Bedrängnissen des dreißigjährigen Krieges, von denen er selbst wie seine Familie und seine Vaterstadt aufs schwerste betroffen wurde, in der Klosterschule zu Bebenhausen und im Tübinger Stift Theologie und orientalische Sprache, in denen Wilhelm Schickard sein Lehrer war, wurde Magister, Repetent, Diakonus in Tübingen, 1646 Pfarrer und Specialsuperintendent in Derendingen, 1656 außerordentlicher Professor der Theologie und Superattendent des fürstlichen Stipendiums in Tübingen, Dr. theol., 1660 ordentlicher Professor und Stadtpfarrer, 1662 Decan und Obersuperattendent des Stipendium illustre. Er las vorzugsweise über hebräische Sprache und Exegese des Alten Testaments, hielt Disputationen und Predigtübungen und machte sich [191] besonders verdient um die praktische Ausbildung der jungen Theologen. Nachdem er seine verschiedenen Aemter 18 Jahre lang mit unermüdetem Eifer verwaltet, auch sechsmal das Rectorat der Universität begleitet, trat er 1680 wegen zunehmender Altersschwäche in den Ruhestand, und starb, nachdem er zuletzt das Gedächtniß, Sehkraft und Sprache verloren, an einem wiederholten Schlaganfall im Alter von 67 Jahren. Die Zeitgenossen rühmen seine philologische und theologische Gelehrsamkeit, seine praktische Geschäftsgewandtheit, vor Allem aber seinen trefflichen Charakter, seine aufrichtige Frömmigkeit und Wohlthätigkeit. Er stand in nahen freundschaftlichen Beziehungen zu verschiedenen der Männer, die damals nach den Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges die Erneuerung des christlichen Volks- und Gemeindelebens sich zur Aufgabe machten, insbesondere zu Ph. J. Spener, dem er sein bedeutendstes theologisches Werk, seine Vertheidigung der lutherischen Bibelübersetzung dedicirt hat „Vindiciae versionis s. bibliorum Germanicae D. Lutheri etc.“ (Tübingen 1676). Seine übrigen schriftstellerischen Arbeiten (Rotermund zählt deren im Ganzen 38 Nummern) sind besonders biblisch-theologischen, polemischen und praktisch-erbaulichen Inhalts z. B. protheoria biblica; de bonis eucharisticis; de magistratu politico; über die Verpflegung von Kirchen, Schulen und Armen etc.; aber auch Streitschriften gegen Katholiken, Reformirte, Remonstranten; Predigten und Reden z. B. eine Rede beim Tübinger Universitätsjubiläum 1677, Einweihungsrede bei Aufrichtung der kabbalistischen Lehrtafel der Prinzessin Antonia 1673 u. a.

Pipping, Memoria Theologorum p. 1145. – Fischlin, Memoria theol. Wirtemb. II, 266. – Witte, Diarium biogr. a. a. 1683. – Jöcher III, 1883. – Rotermund VI, 1273. – Klüpfel, Geschichte der Universität Tübingen 145 f. – Römer, Würtemb. Kirchengeschichte S. 350 ff.