ADB:Puttkamer, George Ludwig von

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Artikel „Puttkamer, George Ludwig von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 777–779, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Puttkamer,_George_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 11:06 Uhr UTC)
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Puttkamer: George Ludwig v. P., preußischer Generalmajor, 1715 geboren, der Sohn eines hinterpommerschen Gutsbesitzers, von dessen Familie König Friedrich Wilhelm I. sagte „es seien ehrliebende und rechtschaffene Leute von altem kriegerischen Adel, aus denen man gute Officiere ziehen könne“. George Ludwig war ein Beispiel für die Richtigkeit des Urtheils. Seine Tüchtigkeit bahnte ihm den Weg, welchen er im J. 1732 betrat, indem er beim Blankensee’schen Kürassierregiment in einer kleinen Garnison Ostpreußens in den Dienst trat; 1735 ward er Cornet. Als Friedrich der Große 1740 das Husarenregiment Bandemer errichtete, ernannte er den Cornet im Kürassierregiment Geßler von P. zum Lieutenant in demselben; er hatte ihn ein Jahr zuvor bei [778] der Musterung gesehen, wo seine Werbungen in Polen ihm großes Lob eingetragen hatten. Friedrich verstand sich auf Menschen. Trotz einer Leibeslänge von sechs Fuß machte er ihn zum Husaren. Puttkamer’s Anfang im Kriegsleben war freilich unglücklich. In einem Gefechte beim Kloster Leubus am 2. August 1741 gerieth er bei dem Versuche, die hochangeschwollene Oder zu durchsetzen, nachdem sein Pferd ertrunken war, in feindliche Gefangennahme. Aber der feindliche Führer, Graf Festetics, belobte ihn wegen seiner Entschlossenheit und sein König trug ihm den Unfall nicht nach; er gab ihm vielmehr nach seiner Rückkehr zum Regiment eine der bei jener Veranlassung erledigten Schwadronen. Der zweite schlesische Krieg ward für P. eine gute Schule husarischer Thätigkeit. Unter Leopold von Anhalt-Dessau, Winterfeld und Nassau in Oberschlesien dienend, zeichnete er sich vielfach durch Umsicht, Entschlossenheit und tapferes Draufgehen aus; in jenen Vorgesetzten erwarb er sich ebensoviele Gönner. Aus dem Kriege als dreißigjähriger Stabsofficier hervorgegangen, bewies er in der folgenden Friedensperiode, zu Guttentag in Oberschlesien und dann im Fürstenthum Oels garnisonirend, gleich große Befähigung für die Ausbildung und Erziehung der Truppe; vom Regiment Wartenberg, welchem er angehörte, und dessen Chef er eng befreundet war, rühmte der König, daß er es „in einer sehr schönen Ordnung“ gefunden habe. Der hohe Grad taktischer Ausbildung, an welchem P. ein Hauptverdienst gebührt, veranlaßte Friedrich vielfach andere Officiere behufs ihrer Belehrung zu demselben zu entsenden. 1755 gab er P. ein eigenes Regiment (Nr. 4), nach der Farbe seiner Dolmans „die weißen Husaren“ genannt. Diese führte er in den Siebenjährigen Krieg. Die Ueberrumpelung der Stadt Görlitz, mittelst einer Kriegslist, beim Einmarsch in das Königreich Sachsen war seine erste That, dann folgten die Einschließung des sächsischen Heeres bei Pirna und die Winterpostirung an der böhmischen Grenze bei Zittau. Seine Husaren hatten wenig Ruhe, ihre Wachsamkeit trug ihnen aber die Anerkennung ihrer Gegner ein. Schon früh im J. 1757 erfolgte Bevern’s Einmarsch in Böhmen, am 12. März lieferte P. dem gegenüberstehenden Feinde bei Busch-Allersdorf ein glückliches Gefecht. Am 20. April zersprengte er bei Machendorf die kaiserlichen Kürassiere und Dragoner und am folgenden Tage in dem Treffen bei Reichenberg hieb er tapfer auf des Feindes Carabiniers und Grenadiere zu Pferde ein. Auch bei Prag am 6. Mai war er zur Stelle, und wenn auch am Abend dieses Tages seine Husaren zu denen gehören mochten, welche bei Löschung ihres Durstes des Guten zu viel gethan hatten, so verfolgte er doch am 7. mit ihnen den geschlagenen Feind bis zur Saczawa und brachte demnächst wichtige Meldung über das Heer des Feldmarschalls Daun. Auch in trüben Tagen bewährte er seine Standhaftigkeit, so, unter Zieten fechtend und am Abend auf der Walstatt aushaltend, bei Kolin und darauf in den Spätherbsttagen jenes Jahres, als Zieten die Reste des unter dem Herzog von Bevern an der Lohe nahe bei Breslau geschlagenen Heeres dem Könige zur Leuthener Schlacht zuführte und er den Abmarsch deckte. Dem von schwerer Krankheit genesenen P. verlieh der König Anfang 1758 eine Zulage von jährlich 1700 Thlr., sonst aber brachte ihm das Jahr mehr Leid als Freud, zuerst den mißlungenen Anschlag auf Olmütz und dann bei Hochkirch, wo er tapfer gefochten hatte, wieder die Deckung des Rückzuges; aus der Nach- wurde aber bald wieder eine Vorhut, mit welcher P. am 26. October an einem glücklichen Gefechte bei Görlitz Theil hatte. Im Feldzuge von 1759 machte er des Generals v. Wobersnow berühmt gewordenen Zug nach Polen zur Zerstörung der russischen Magazine mit und fiel dann am 12. August durch eine feindliche Kugel in der unglücklichen Schlacht bei Kunersdorf, als er an der Spitze seiner zehn Husarenschwadronen den Versuch machen wollte, das Geschick des Tages abzuwenden. [779] Pflichttreue, Edelsinn und Wohlwollen waren Hauptzüge in Puttkamer’s Charakter; die letzteren Eigenschaften bewährte er namentlich auch in dem Verhältniß zu der katholischen Bevölkerung seiner in Oberschlesien erworbenen Güter; er vereinigte damit den äußeren Anstand des vornehmen Mannes.

C. F. Pauli, Leben großer Helden des gegenwärtigen Krieges, V, 35, Halle 1760. – E. Graf zur Lippe, Husarenbuch, Potsdam 1863.