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Artikel „Purgold, Ludwig“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 712–713, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Purgold,_Ludwig&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 16:34 Uhr UTC)
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Purgold: Ludwig P., Philolog, entstammte einem angesehenen bürgerlichen Geschlechte Gotha’s, unter dessen Angehörigen sich mehrere im Staatsdienste ihres engeren Vaterlandes ausgezeichnet haben. Am 8. Mai 1780 als Sohn eines herzoglichen Kammersecretärs in der genannten Stadt geboren, besuchte er das dortige Gymnasium von 1790–1799 und genoß während dieser Jahre den Unterricht vorzüglicher Lehrer, zu denen u. a. Fr. Jacobs, Fr. W. Döring und S. Kaltwasser gehörten. Durch diese für das classische Alterthum begeistert, wendete er sich nach seinem Abgange von der Schule der Philologie zu und studierte von 1799–1802 Anfangs in Jena, wo er Mitglied der lateinischen Gesellschaft war, und hierauf in Göttingen, wo namentlich Heyne auf ihn einwirkte. Im Mai 1804 übernahm er eine Hauslehrerstelle bei einem Freiherrn v. Hülsen zu Kallenhof in Livland, sah sich aber schon im December des gleichen Jahres von der Universität Dorpat als Bibliothekar und Oberlehrer für griechische und deutsche Litteratur an das neuerrichtete Gymnasium zu Wiborg in Finnland berufen. Hier fühlte er sich bald heimisch; denn St. Petersburg war nicht weit entfernt und gewährte manche wissenschaftliche Förderung; in der Hauptstadt und an seinem neuen Wohnorte machte er verschiedene schätzbare Bekanntschaften, darunter diejenige mehrer deutscher Collegen; vor allem aber befriedigte ihn sein Wirkungskreis und das rasche Aufblühen der Anstalt, an welcher er lehrte. Sein an Anregungen reiches Leben gestaltete sich jedoch allmälig trüber: einige seiner Freunde verließen Wiborg, und das russische Papiergeld sank um 75% im Werthe, wodurch ihm die Berufsfreudigkeit und die Mittel zu einer gedeihlichen Weiterbildung verloren gingen. Er entschloß sich daher 1814 in die Heimath zurückzukehren. Nachdem er mehrere Monate bei den Seinen in Gotha verweilt hatte, begab er sich 1815 nach Berlin und fand dort eine ihm zusagende Anstellung als Adjunct an der Königlichen Bibliothek. Seine Collegen waren Zeune, Buttmann und Wilken, zu denen er bald in freundschaftliche Beziehungen trat. Aus dieser Wirksamkeit rief ihn frühzeitig der Tod ab: am 11. August 1821 endete er infolge eines Schlagflusses und hinterließ den Ruf eines in hohem Grade gewissenhaften, kenntnißreichen und zuvorkommenden Beamten. – Was seine littetarische Thätigkeit betrifft, so hat er ebensowohl der ernsten Wissenschaft als der heiteren Kunst gehuldigt, wenn auch die meisten seiner poetischen Arbeiten nicht zum Drucke gelangt sind. „Observationes criticae in Sophoclem, Euripidem, Anthologiam Graecam et Ciceronem. Adiuncta est Sophoclis e codice Jenensi varietas lectionis in scholia maximam partem inedita. Auctarium subiecit H. C. A. Eichstaedt (1802); „Ueber die Bildung zur Poesie und Beredsamkeit“ (1807; Programm); „Hellwig. Zum Besten der preußischen Verwundeten“ (1808; 32 S. gr. 4°), ein Gedicht in Hexametern, das die kühne Befreiung preußischer Gefangenen bei Eisenach am 17. October 1806 durch den Lieutenant Hellwig feiert; „Ueber die Wichtigkeit der deutschen Sprache für gründliche Bildung“ (1813; Programm) und: „Abälard und Heloise, oder die Fragen der Menschheit. Romantisch-Platonisches Gespräch“ (1818). In seinem Nachlasse [713] fanden sich noch: eine kurze griechische Grammatik in Tabellenform, eine deutsche Uebersetzung des Sophokles, zwei Dramen: „Johann Friedrich“ und „Wittekind“, verschiedene Gedichte u. A. Daß die genannte Sophoklesübersetzung nicht im Drucke erschien, darf man bedauern, denn aus einem in Wieland’s „Neuem Teutschen Merkur“ 1810, 1. Bd., S. 14–43 mitgetheilten „Probestück“ (Philoktet, Vers 219–506) geht hervor, daß diese Verdeutschung eine sehr gelungene und sprachlich wohllautende gewesen ist.

Meusel, G. T. – Allgem. Litteratur-Zeitung vom J. 1821, 3. Bd., Nr. 261, Octbr., Sp. 359–360.