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Artikel „Preisler, Daniel“ von Friedrich Leitschuh in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 550–552, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Preisler,_Daniel&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 11:30 Uhr UTC)
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Preisler: Daniel P., Maler, geboren zu Prag am 8. März 1627, † zu Nürnberg am 19. Juni 1665. P. wurde 1642 zu dem Oberhofmaler Christian Schiebling in Dresden in die Lehre geschickt. Nachdem er ausgelernt hatte, durchwanderte er Deutschland und Oesterreich und kam 1652 nach Nürnberg, wo er sich dauernd niederließ. Sein Probestück, welches er dem „ehrlöblichen Rugsamt“ bei seiner Aufnahme in die Genossenschaft der Maler Nürnbergs einreichte, befindet sich heute in der Gemäldesammlung des Germanischen Museums; es ist die Darstellung der Geschichte des ersten Mordes. Die lebensgroßen Gestalten Kains und Abels geben uns einen guten Begriff von der technischen Virtuosität Preisler’s. 1658 malte er die beiden Flügel der großen Orgel in der Sebaldskirche mit den Bildnissen der damals zu Nürnberg lebenden Tonkünstler, Scholarchen und Geistlichen, dann 1660 die Sendung des heiligen Geistes für die Spitalkirche, 1661 die Himmelfahrt Christi in der St. Margarethenkirche zu Nürnberg – Bilder, welche in damaliger Zeit großes Aufsehen hervorriefen, uns aber nur als die kümmerlichen Reste einer hochentwickelten Kunstthätigkeit erscheinen.

Johann Daniel P., der Sohn des Vorigen, geboren zu Nürnberg am 17. Januar 1666, † am 13. October 1737. Er genoß von seinem Stiefvater, dem Maler Heinrich Popp, den ersten Unterricht in der Kunst, dann kam er zu dem Maler Murrer in die Lehre. Bei seinem achtjährigen Aufenthalte in Rom bestrebte er sich redlich, seinen Geschmack à la mode auszubilden. Joh. Daniel P. war ein entschiedener Gegner des damals noch in Nürnberg herrschenden starren Zunftzwanges. 1704 wurde P. zum Director der wiederaufgerichteten Nürnberger Malerakademie ernannt. Die Zahl der nach Zeichnungen Preisler’s gefertigten Kupferstiche, hauptsächlich der Bildnisse, ist eine sehr große: Philipp Andreas Kilian, J. M. Preisler, G. D. Heumann, J. W. Windter, Ph. Kilian, J. B. Probst, B. Vogel u. a. haben nach ihm gestochen. Auch als Schriftsteller hat sich P. versucht; er ließ zum Nutzen und Frommen seiner Schüler einige kunsttheoretische Werke im Drucke erscheinen, die zum Theile eine sehr große Verbreitung fanden. Sein ältester Sohn

[551] Johann Justin P., geboren zu Nürnberg am 4. December 1698, † am 18. Februar 1771, reiste schon frühzeitig nach Italien, nachdem ihn sein Vater im Malen und Zeichnen unterrichtet hatte. In Rom trat er zu Baron Philipp v. Stosch in nahe Beziehungen. Wie bei dem 1724 erschienenen Prachtwerke des berühmten Sammlers „Gemmae antiquae“ der Maler Ghezzi als artistischer Beirath zur Vollkommenheit des Werkes beitrug und der Cavaliere Johann Hieronymus Odam die Zeichnungen ins Große lieferte, welche Picart in Kupfer stach, so sollten sich auch jetzt angesehene Künstler unter Stosch’s Leitung wieder vereinigen, um „ohne Eifersucht“ das Gelingen der Weiterführung seines Planes zu ermöglichen. P. wurde von Stosch in mannigfacher Weise beschäftigt, doch konnte er auch die Akademie besuchen, in welcher er eine Reihe junger Künstler, namentlich Edmé Bouchardon, kennen lernte, mit welchem er einen sehr freundschaftlichen Verkehr unterhielt. Volle fünf Jahre blieb P. im Dienste des Herrn v. Stosch. Als dieser infolge eines bis jetzt noch nicht genügend aufgeklärten Vorfalles, von dem sich die genaueste Erzählung in den „Relationen“ des Grafen Wackerbarth an August den Starken findet, sich nach Florenz begab, kehrte P. nach Nürnberg zurück. – Unter den Gemälden Preisler’s dürfte die Himmelfahrt Christi im heil. Geistspital zu Nürnberg erwähnenswerth sein. Ein Decorationsstück, wie es der Geschmack der Zeit verlangte, war offenbar das Bild für den bekannten niederländischen Staatsmann, Greffier Franz Fagel, die Entdeckung des Achilles durch Odysseus bei den Töchtern des Lykomedes. P. wurde 1742 Director der Nürnberger Malerakademie. Durch die Fortsetzung des von seinem Vater begonnenen Zeichenbuches, gegen welches namentlich Salomon Geßner seine Stimme erhob, und durch die nach den Zeichnungen Bouchardon’s gefertigten Kupferstiche: „Statuae antiquae“, wurde Preisler’s Name auch in weiteren Kreisen bekannt. Seine Frau

Susanna Maria P., geboren zu Nürnberg am 8. December 1701, † am 8. April 1765, war die Tochter des bekannten Wappen- und Edelsteinschneiders Christoph Dorsch. Sie empfing den Unterricht ihres Vaters im Steinschneiden. 1720 vermählte sie sich mit dem Maler Salomon Graf, dem sie 9 Kinder schenkte. Nach dem Tode Graf’s heirathete sie Johann Justin P. Sie hat als Gemmenschneiderin ihren Vater weit übertroffen. Von ihren Zeitgenossen verherrlicht, ward sie in ihrem schlichten Heime durch den Besuch gekrönter Häupter ausgezeichnet. Schon zu Lebzeiten wurden Medaillen zu ihrem Andenken geprägt, Epigramme und Lobgedichte zu ihrem Ruhme verbreitet.

Georg Martin P., der zweite Sohn Joh. Daniels, geboren zu Nürnberg am 6. November 1700, † 29. August 1754, leitete nach dem Tode seines Vaters die Zeichenschule der Nürnberger Akademie. Als Kupferstecher leistete er namentlich im Porträt Vorzügliches. P. hat mit Vorliebe die Bildnisse Nürnberger Patricier in Kupfer gestochen, nach Zeichnungen theils von Schilbach, Decker, Hirschmann, theils von Kupetzky, Schuster, J. J. Preisler. Sein Bruder

Johann Martin P., geboren zu Nürnberg am 14. März 1715, † zu Kopenhagen am 17. Nov. 1794, wurde frühzeitig zu dem Kupferstecher Laurent Cars nach Paris berufen, wo er in Gemeinschaft mit Schmidt und Wille für das Versailler Galleriewerk arbeitete. 1744 wurde P. zum Hofkupferstecher in Kopenhagen ernannt. An der später gegründeten Maler-, Bildhauer- und Baukunstakademie wirkte er als Professor der Modellschule. Die Kupferstiche Preisler’s sind zum größten Theile geistreich und fein in der Ausführung. Der jüngste der Söhne J. D. Preisler’s war

Valentin Daniel P., geboren zu Nürnberg am 18. April 1717, † am 8. April 1765. Er nahm von Bernhard Vogel Unterricht in der Schwarzkunst und gab mit diesem Kupetzky’s Gemälde heraus. Später finden [552] wir ihn bei seinem Bruder in Kopenhagen. Zahlreiche Nürnberger Patricier bedienten sich seiner „schwarzen Kunst“ zur Herstellung ihrer Bildnisse, sodaß das Schwarzkunstwerk Preisler’s im Laufe der Jahre ein sehr reichhaltiges geworden ist. Der letzte Sprosse der Preisler’schen Künstlerfamilie ist der Sohn Johann Martins

Johann Georg P., geboren zu Kopenhagen 1757, † daselbst am 21. April 1831. An der Kopenhagener Akademie erwarb er sich als Schüler seines Vaters schon frühzeitig die silberne Medaille. 1780 rang er mit Carstens um die goldene Medaille, den er auch in diesem viel besprochenen Wettkampfe besiegte. Mit dem Stipendium ausgezeichnet, reiste P. nach Paris und setzte seine frühbegonnenen Studien als Kupferstecher bei Wille fort. Nach Ablauf einiger Jahre wurde er Mitglied der Pariser Akademie. Später kehrte er nach Kopenhagen zurück und wurde mit der Ernennung zum kgl. Hofkupferstecher, Professor und Mitglied der Kunstakademie ausgezeichnet. Eine Reihe trefflich ausgeführter Kupferstiche trägt seinen Namen.

Franz Friedrich Leitschuh, Die Familie Preisler und Markus Tuscher. Ein Beitrag zur Geschichte der Kunst im 17. und 18. Jahrhundert. Leipzig 1886.