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Artikel „Prachner, Peter“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 499–500, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prachner,_Peter&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 02:22 Uhr UTC)
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Prachner: Peter P., Bildhauer. Ueber diesen 1735 zu Prag geborenen Künstler weiß vornehmlich nur der Lexikograph Dlabatsch Auskunft zu geben, und zwar dahin, daß derselbe, anfänglich von seinem Vater – ebenfalls Bildhauer – unterrichtet, sich dann zu weiterer Ausbildung nach Wien begeben; hierauf in Mannheim und London geweilt und in ersterer Stadt die silberne, in der anderen die goldene Preismedaille erworben habe. – Nach anderer Quelle erstreckte er seine Künstlerfahrten auch nach Holland und Italien. Nöthigung zur Heimkehr und Seßhaftmachung gab schließlich das hohe Alter des Vaters, [500] an Stelle dessen er die Prager Bildhauerei zu neuem Aufschwung brachte. – Bekannt von seinen Leistungen blieben nebst mehreren decorativ wirksamen Grabdenkmalen auf den beiden katholischen Friedhöfen Prags, nur noch die lebensvollen Statuen am Altare des Jesuskindes in der Pfarrkirche zu St. Maria de Victoria auf der Kleinseite zu Prag. Er starb 1807. –

Eine höhere Stufe der Künstlerschaft erreichte indeß sein Sohn Wenzel P. – geb. zu Prag 1785, ebendaselbst † 1832. Dieser studierte vier Classen am Piaristengymnasium und bezog dann die 1800 von Jos. Bergler neugegründete Schule für bildende Künste, wo er mit besonderer Befähigung dem Studium der Antike und Composition oblag und bald auch zu selbständigen Ausführungen zugelassen werden konnte. Doch hiebei erkennend, es fehle ihm – worauf Bergler stets großes Gewicht legte – die unmittelbare Anschauung der classischen Meisterwerke, unternahm er denn auch eine längere Studienreise nach Italien, wo ihn freilich Canova weit mehr als die alten Classiker anzog, und maßgebend wurde für sein ferneres bildnerisches Vorgehen. – Heimgekehrt in die erbgesessene Werkstätte von Großvater und Vater, zur Zeit auch der Einzige in Prag für gediegenere Ausführungen, vermochte er bald nicht mehr Herr zu werden dem Andrange von Bestellungen, sah sich darum genöthigt zur Aufnahme von Gehilfen. Sei es nun daß diese seinen Anforderungen gering entsprachen, oder daß die Besorgniß vor nachwachsender Concurrenz ihn befangen machte, kurz er entschied demnächst schon wieder, zu dem einen bereits bewährten Lehrling – Anton Melzer – keinen weiteren Beihelfer aufzunehmen. Bezeichnend nach dieser Richtung ist eine im Tagebuch von Julius Melzer (vgl. A. D. B. XXI, 304) vorfindliche Aufzeichnung, lautend: „Joseph Max, während seines Aufstrebens schon orientirt, daß P. Meister des Sandsteins sei, und schon öfter heimlicher Besucher seiner Werkstätte gewesen, dachte sich die Aufnahme als Gehilfe behufs Einübung in die Sandsteinbehandlung ohneweiters erlangen zu können. Im besten Anzuge sich P. vorstellend, mit den bestgesetzten Worten um die Aufnahme ersuchend, wurde Max jedoch höchst unerwartet mit dem Ausspruche abgefertigt: Ich habe beschlossen Niemand mehr aufzunehmen, dabei bleibt es heute, morgen, und alle weiteren Tage. – Diese harte Zurückweisung hielt – wie die Folge zeigte – nicht ab, daß Jos. Max doch sein unmittelbarer und weitaus ruhmreicherer Nachfolger wurde“ (s. Jos. Max, A. D. B. XX, 718). Zuzugestehen bleibt trotzdem, daß P. die Periode in der er wirkte, mittels künstlerischer Leistungsfähigkeit vollständig beherrschte. Seine nach Hunderten zählenden Sandsteingebilde, namentlich für die Friedhöfe, vorwiegend die Prager, sichern ihm dauernde Anerkennung. Beeinträchtigt auch vielfach die Flüchtigkeit der Ausführung den Werth seiner Gebilde, so bleibt doch unverkennbar sein Festhalten an edler Form und sinniger Composition. – Eines seiner besten Werke ist das am Prag-Kleinseitner Friedhofe befindliche Denkmal für den letzten säcularisirten Fürstbischof von Passau, Grafen Leopold v. Thun – nach dem Modelle von P. in Eisenguß ausgeführt. – Ein anderes, hervorzuheben als sorgfältigst ausgeführtes Sandsteingebilde, besitzt der Friedhof zu Reichenberg. Dasselbe datirt aus 1826, gilt der Erinnerung an ein Fräulein v. Merkel und ist nach einer Skizze von Josef Bergler, der ihm zu Oefteren in der Composition aushalf, gearbeitet.