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Artikel „Pockels, Karl Friedrich“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 338–339, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pockels,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 02:59 Uhr UTC)
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Pockels: Karl Friedrich P., geb. am 15. November 1757 zu Wörmlitz bei Halle, † 1814, war der Sohn des Pastors Joh. Gottlieb P.; seine Mutter Christiane Sophie war die Tochter des Pastors Chr. Fr. Hübner. Zu Ostern 1776 bezog P. behufs Studiums der Theologie die Universität Halle und blieb hier bis Ostern 1779. Von besonderem Einflusse auf den Jüngling waren die Professoren A. H. Niemeyer und J. A. Eberhard, welche gerade in jener Zeit ihre akademische Wirksamkeit begannen. So eingeführt in die philanthropischen Ideen der Aufklärung jener Zeit, deren eifriger Anhänger und Verkündiger er wurde, lernte P. den bekannten Philanthropen Fr. E. v. Rochow auf Rekahn kennen. Auf dessen Empfehlung übertrug ihm der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg schon im J. 1780 die Erziehung und [339] den Unterricht seiner beiden jüngsten Söhne, der Herzöge August und Friedrich Wilhelm. Ersteren, der schon damals sehr schwachsichtig war und später gänzlich erblindete, begleitete er im November 1787, wo er in hannoversche Militärdienste trat, als Secretär nach Northeim, theils um in verschiedenen Fächern den Unterricht noch fortzusetzen, theils um dem Haushalte des Prinzen vorzustehen. Am 7. Juli 1790 wurde ihm der Charakter als Rath verliehen, bald nachher, am 12. September 1790, vermählte er sich mit Margarethe Dorothea Niemeyer, der ältesten Tochter des hannoverschen Oberstlieutenantes J. K. Niemeyer in Einbeck. Schon früher war ihm für den Fall, daß seine Aufgabe bei den Prinzen erfüllt wäre, eine etwa erledigte philosophische Professur zu Helmstedt oder am Collegium Carolinum zu Braunschweig zugesagt worden. Doch blieb P., der 1800 den Titel eines Hofraths erhielt, in der Gesellschaft des Prinzen, der mit großer Liebe an seinem früheren Lehrer hing. Der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand präsentirte ihn unterm 11. Febr. 1805 zu einem Canonicate im Stifte St. Blasii zu Braunschweig, das er aber erst im Juli 1807 antrat, als die Franzosen bereits das Herzogthum Braunschweig dem Königreiche Westfalen einverleibt hatten. Während Herzog August sich vor dem Andringen dieser nach Norden flüchtete, blieb P. in Braunschweig, behielt jedoch die alten Beziehungen zu dem Fürsten aufrecht, welcher für den Fall seines Todes „seinem geliebten alten Freunde“ wie auch seiner Wittwe eine feste Pension aussetzte. P. lehnte daher den ihm von Johannes v. Müller gestellten Antrag, westfälische Dienste zu nehmen, ab. Nach der Rückkehr des angestammten Fürstenhauses trat er wieder beim Herzoge August in die alte Stellung eines Gesellschafters und Haushaltungsvorstandes ein; Herzog Friedrich Wilhelm übertrug ihm unterm 2. April 1814 die Oberaufsicht über die Presse. Doch schon kurze Zeit darauf machte ein Schlagfluß in der Nacht vom 28.–29. October 1814 seinem Leben ein Ende. Seine Wittwe, eine sehr tüchtige Frau, welche die große Kinderschaar – 7 Söhne und 4 Töchter überlebten den Vater – wohl zu erziehen verstand, ist ihm erst am 27. Juni 1850 im Tode nachgefolgt. – P. war nicht so sehr ein tiefsinniger Gelehrter, als ein Mann von weltmännischer Bildung, gesundem Urtheil und guter Beobachtungsgabe, dabei frohem Lebensgenusse keineswegs abhold, ja den Freuden des Mahles mehr, als seiner Gesundheit gut war, zugethan. Er ist hier und da als Dichter, besonders aber als populär-philosophischer Schriftsteller hervorgetreten. Seine Neigung zu psychologischen Beobachtungen und Arbeiten führte ihn auch in das Gebiet der Pädagogik, wo er die damals herrschenden philanthropischen Grundsätze vertrat. Einen wichtigen Beitrag zur Zeitgeschichte hat er durch sein 1809 anonym erschienenes Werk „Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, ein biographisches Gemälde“ geliefert, das um so werthvoller ist, als es auf guten Quellen beruht und die Acten jenes Fürsten so überaus lückenhaft erhalten sind. Verzeichnet sind Pockels’ Schriften in Schiller’s „Braunschweigs schöne Literatur“ S. 129 ff., wo jedoch manche der Lebensnachrichten Pockel’s nach Obigem zu berichtigen sind.