ADB:Pfleiderer, Christoph Friedrich von

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Artikel „Pfleiderer, Christoph Friedrich von“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 678, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pfleiderer,_Christoph_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 06:32 Uhr UTC)
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Pfleiderer: Christoph Friedrich v. P., Mathematiker, geboren am 20. October 1736 in Kirchheim unter Teck (Würtemberg), † am 27. Septbr. 1821 in Tübingen. Sohn des Amtschirurgen Christoph P., Neffe des Präceptor’s Kaiser, erhielt P. eine gründliche Schulbildung, die er in Blaubeuren, Babenhausen und in Tübingen vervollkommnete. Sein Lehrer in den mathematischen Wissenschaften war Johann Kies (s. A. D. B. XV, 725), unter dessen Vorsitz er 1757 mit einer astronomischen Abhandlung promovirte. Die folgenden fünf Jahre brachte P. in Tübingen theils im Seminare, theils als Hauslehrer zu, 1763 begab er sich nach Genf zu dem berühmten Mathematiker Lesage. Auf des Letzteren Empfehlung kam P. 1766 nach Warschau an die dort neuerrichtete Militärakademie. 1774 verband er mit seiner bisherigen Professur der Mathematik und Physik die Direction des königl. polnischen Cadettencorps. Ebenso wurde er Mitglied einer zur Abfassung und Prüfung von Schulbüchern eingesetzten Commission. 1781 erhielt P. einen Ruf nach Tübingen (Kies war am 29. Juli dieses Jahres gestorben), und in so angenehmen Verhältnissen er auch in Polen lebte, wo er der Hochachtung und Zuneigung des Königs Stanislaus Augustus, sowie Aller, mit denen er in Verkehr war, sich erfreute, zögerte er doch keinen Augenblick, in die Heimath zurückzukehren. Er gehörte nun noch 40 Jahre der Hochschule an, von der er als junger Doctor ausgegangen war. Die ersten zehn Jahre wirkte er in frischester Gesundheit. 1791 befiel ihn nach dem Tode eines geliebten Sohnes ein heftiges Schleimfieber, und von da wurden Krankheitsanfälle immer häufiger bei ihm. Sie vermochten seine Lehrthätigkeit nicht zu hemmen; ja als später körperliche Schwäche und schwindendes Augenlicht ihn am Ausgehen verhinderten, setzte er seine Vorlesungen zu Hause fort. Unter den verschiedenen Auszeichnungen, die er erhielt, verlieh der Orden der Würtembergischen Krone ihm den Adel. P. war in der Mathematik als Lehrer wie als Schriftsteller vorzugsweise Geometer der antiken Schule. Am bekanntesten sind seine Anmerkungen zu den Elementen des Euklid, welche erstmalig durch P. selbst in allmählich erscheinenden Heften, dann wiederholt 1827 unter Benutzung des handschriftlichen Nachlasses durch Hauber (s. A. D. B. XI, 38) herausgegeben wurden. „Die ebene Trigonometrie mit Anwendungen und Beyträgen zur Geschichte derselben“ (Tübingen 1802) kennt Poggendorff’s Biogr.-literar. Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften II, 432 nicht. Gleichwohl ist es ein vortreffliches Buch, aus dessen zahlreichen Anmerkungen insbesondere man auch heute noch recht Vieles lernen kann.

Vgl. Würtembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie, herausgegeben von J. D. G. Memminger, Jahrgang 1823. S. 61–66.