ADB:Petrasch, Josef Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Petrasch, Josef Freiherr von“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 516–517, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Petrasch,_Josef_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 12:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Petra, Hermann de
Nächster>>>
Petraeus, Nicolaus
Band 25 (1887), S. 516–517 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joseph von Petrasch in der Wikipedia
Joseph von Petrasch in Wikidata
GND-Nummer 116133600
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|516|517|Petrasch, Josef Freiherr von|Anton Schlossar|ADB:Petrasch, Josef Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116133600}}    

Petrasch: Josef Freiherr v. P., philolog.-histor.-litterar. Schriftsteller und Dichter, geboren zu Brod in Slavonien am 19. October 1714 als Sohn des dortigen Commandanten General Max Freiherr v. P., zeigte schon in der Jugend bedeutende Anlagen und erhielt in Folge dessen und der günstigen Vermögensumstände seiner Eltern eine sehr sorgfältige Erziehung und Unterricht in der lateinischen Sprache, in modernen Sprachen und in andern Wissenschaften. Er kam hierauf mit seinen Eltern nach Olmütz, studirte bei den dortigen Jesuiten Philosophie, wurde zum Doctor ernannt, wandte sich sodann der Rechtsgelehrsamkeit zu und setzte die Studien darin auf der Universität zu Löwen fort. Nach Vollendung derselben machte er Reisen durch die hervorragendsten Länder Europa’s. Im J. 1733 trat er in das Heer ein und machte einige Feldzüge am Rhein als Adjutant des Prinzen Eugen von Savoyen mit. Als der Krieg zu Ende war, setzte er seine Studien fort, besuchte einige Universitäten Deutschlands, mußte aber, nachdem sein Vater und später seine Mutter gestorben waren, nach Olmütz zurückkehren. Später vermählte er sich mit Antonie v. Hettersdorf in Würzburg. Seine weitere Beschäftigung war ausschließlich wissenschaftlicher Thätigkeit gewidmet, er erlernte die griechische Sprache und bereiste auch Griechenland über Italien zurückkehrend, wo ihn die gelehrten Gesellschaften zu Florenz und Cortona zu ihrem Mitgliede ernannten. Im J. 1747 gründete P. in [517] Olmütz eine Gelehrtengesellschaft unter dem Namen: „Die Unbekannten“. Die Mitglieder derselben verfaßten Abhandlungen, von denen alle Monate ein Stück unter dem Titel: „Monatliche Auszüge alter und neuer gelehrter Sachen“ (Olmütz, Frankfurt und Leipzig 1747–48) erschien. Die meisten Abhandlungen in dieser Zeitschrift, der sich namhafte Gelehrte des In- und Auslandes anschlossen, sind von P. selbst in der Form von Recensionen verfaßt und betreffen die verschiedensten Gegenstände. Die Gesellschaft wie die Zeitschrift bestanden übrigens nicht lange, dem Neide, der Mißgunst und den Umtrieben erliegend, und P. zog sich sodann auf sein Gut Neuschloß in Mähren zurück. Er wurde noch von den gelehrten Gesellschaften zu Kempten, Altorf und Augsburg zum Mitgliede, von der letzteren 1758 zum Präsidenten ernannt. Auch den Entwurf einer in Wien zu gründenden Akademie der Wissenschaften, hatte P. der Aufforderung des Ministers Friedr. Wilh. Graf v. Haugwitz folgend im J. 1750 ausgearbeitet. Allerdings stellten sich der Gründung dieser Akademie Hindernisse entgegen und man nahm davon Abstand. P. starb am 15. Mai 1772 zu Neuschloß, noch in den letzten Lebensjahren mit einer Reihe gelehrter Männer im regen Briefwechsel stehend.

Die litterarische Thätigkeit Petrasch’s zerfällt in eine streng gelehrte und in eine poetische. Was die erstere Richtung betrifft, so hatte er verschiedene historische und andere Aufsätze und Arbeiten, außer in den eben erwähnten „Monatlichen Auszügen“, auch in andern deutschen sowie in italienischen Journalen veröffentlicht. Die wenigsten erschienen unter seinem Namen, er wählte gewöhnlich das Pseudonym Petrus Cinerus (Peter Asch). Im J. 1742 gab er 20 Abhandlungen unter dem Titel: „Petri Cineri Dissertationes litterariae varia hebdomade publicatae.“ Florent. 1742 heraus. Auch hatte er eine bibliographische Arbeit, eine „Bibliotheca bohemica“ verfaßt, welcher die Censurbewilligung versagt wurde, da auch die Titel von Schriften gegen die Religion und den Staat darin verzeichnet waren, ein merkwürdiges Zeichen von lächerlicher Engherzigkeit der Censurbehörde. Die poetischen Werke haben allerdings einen geringen ästhetischen Werth, sind aber immerhin für das beginnende Geistesleben Oesterreichs bezeichnend und daher von litterarhistorischem Interesse. Zuerst erschienen: „Des Freyherrn Joseph von P. sämmtliche Lustspiele, herausg. von der deutschen Gesellschaft zu Altdorf“. Nürnberg 1765, darauf folgten: „Dreissig Schauspiele zur Besserung der deutschen Schaubühne. M. e. Vorrede v. G. A. Will“ 3 Bde. 1765 (!) Aus diesen Lustspielen seien etwa genannt: „Tiefsinn oder das Geheimnißvolle“ – „Das Eiland der Bucklichten“ – „Der Dichter“ – „Der lächerliche Erforscher“ – „Die altvätterische Erziehung“ – „Der Redliche“ – „Der Hof der Schauspieler“ – „Der Ungefällige“. – Die Stücke wurden auf den Bühnen zu Wien, Preßburg, Prag, Olmütz und Brünn mit Beifall zur Aufführung gebracht, einen besondren poetischen Werth haben sie, wie erwähnt nicht, und bewegen sich auf dem Gebiete der Stücke Gottscheds und seiner Zeitgenossen. Dasselbe gilt von Petrasch’s „Sammlung verschiedener deutscher Gedichte eines Sclavoniers“ 1767 und 1768. Aus dem ungedruckten Nachlasse Petrasch’s seien noch ein Gedicht „Die Träume“, ein Roman „Arbaces“ 4 Theile für die Jugend, sowie die Uebersetzung des Werkes Paproczky’s über den mährischen Adel in die lateinische Sprache angeführt.

F. M. Pelzel, Abbildungen böhm. und mähr. Gelehrten und Künstler nebst kurz. Nachricht v. ihr. Leben. III. Thl. Prog. 1777. – F. Prochaska, De saecularibus liberalium artium in Bohemia et Moravia fatis commentarius. Pragae 1787. Pag. 405 f. – Dr. L. Hirzel, Joseph v. P. im Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. Lit. v. Herrig. XXI. Jahrg. 1866. 39. Bd. S. 353 ff. – Wurzbach, biogr. Lex. Bd. XX.