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Artikel „Peche, Therese“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 305–306, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Peche,_Therese&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 18:13 Uhr UTC)
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Peche: Therese P., Schauspielerin, geboren am 12. October 1806 zu Prag, starb am 16. März 1882 zu Wien. Therese P., deren Jugendgeschichte bis heute nicht genügend aufgehellt ist, war die Tochter eines österreichischen Officiers. Sie spielte in früher Jugend auf der Liebhaberbühne des sog. Niklastheaters und trat bald auch öffentlich unter Holbeins Leitung auf. Nach den Mittheilungen eines gewissen Friedrich aus Frankfurt, des Verfassers von „Vierzig Jahre aus dem Leben eines Todten“ zog sie dann am Rhein mit einer Menagerie herum und zeigte sich als Circassierin verkleidet, als Schlangenbändigerin. Jener Friedrich entdeckte sie, entzog sie ihrem Wirkungskreis und brachte sie auf die Bühne zurück. Sie selbst hat später nach einer Mittheilung der N. Freien Presse diese abenteuerliche Jugendfahrt als erfunden bezeichnet. Im Winter 1826/27 war sie jedenfalls – ob mit Friedrichs Hülfe oder ohne diese ist kaum mehr definitiv festzustellen – Mitglied der vereinigten Theater Köln-Bonn, denen Ringelhardt als Director vorstand. In Bonn sah sie A. W. von Schlegel als Julie und war von ihrem Spiele „überrascht, erstaunt und bezaubert“. In einem Briefe, den Schlegel der Künstlerin nach der Vorstellung von Romeo und Julie damals schrieb (und der 1839 in Bäuerle’s Theaterzeitung Nr. 208 veröffentlicht wurde), sagte er ihr, es sei ihr gelungen in „dieser gewagten Rolle die ganze Gewalt der Leidenschaft auszudrücken und doch alles mit der sittsamsten Zartheit und Anmuth zu überkleiden“. Und weiter hieß es: „Sie sind berufen die Werke wahrhaft großer Dichter durch Ihre Darstellungen zur Erscheinung zu bringen … Sie bedürfen keiner gelehrten Anleitung, Sie besitzen alles Wesentliche und Ihr natürliches Gefühl wird sie am richtigsten leiten.“ Die glänzende Zukunft, welche ihr Schlegel prophezeihte, wurde rasch zur Wirklichkeit. 1827 wurde P. als erste tragische Liebhaberin für das Hamburger Stadttheater engagirt, an dem sie um so mehr wirkte, als sie nach Uhde’s zuverlässigem Urtheil damals das einzige Mitglied war, „welchem der unsagbare Reiz höchster poetischer Weihe verliehen war“. Ihre Schönheit bestätigt Lewald ausdrücklich. Obgleich sie bald Liebling der Hamburger wurde, unterzeichnete sie doch 1828 einen lebenslänglichen Contract für das Darmstädter Hoftheater und vertauschte dieses im folgenden Jahr mit dem Hoftheater in Stuttgart. Allein auch hier war ihres Bleibens nicht lange. War sie in Darmstadt erbitterten Intriguen gewichen, so vertrieb sie aus Stuttgart die Rivalität der vom König begünstigten Amalie Stubenrauch. Zu ihrem Vortheil! Denn nun erst trat sie in einen Kunstkreis und auf eine Stätte, die in theatralischer Hinsicht zu den ersten gehören: sie wurde Mitglied des Hofburgtheaters in Wien. Bis zu ihrer Pensionirung 1867 war sie Mitglied dieser hervorragenden Bühne und wirkte in dem ersten Theil dieser [306] Periode durch das Zarte, Sinnige, Liebliche ihres Talents unwiderstehlich in Rollen wie Ophelia, Portia, Marianne, Klärchen etc., und vertrat später als ihr Organ den lieblichen Klang verloren hatte, das Fach der Salondame meist mit Vornehmheit, aber leider nicht immer mit Erfolg. – Saphir rühmte ihr treffend nach, daß sie zu dem Gefühl die Bildsamkeit, zur Empfindung das Maß und zur Leidenschaft die Grenze hinzuzufügen verstehe und daß ihre Darstellungen an dem Element der Mäßigung gezeitigt wären. – Seit 1840 war sie mit dem Franzosen Vimel de Jauzet vermählt, der 1864 starb.