ADB:Paul von Bernried
Herluca (s. A. D. B. XII, 120) ihn besonders anzog; auch andere Führer dieser Partei verkehrten dort häufig. Schon 1107 wollte er ganz dortbleiben, aber Herluca gebot ihm, heimzukehren und fortzukämpfen. Erst 1121 verließ er wirklich Regensburg, durch Bedrängung von Seiten Heinrichs V. genöthigt, trat nun in das eben neugegründete Chorherrenstift Bernried ein und erwirkte in Rom von Calixt II. das Privileg vom 12. November 1122 für dasselbe. Auf der Rückreise hielt er sich in Mailand im Ambrosiuskloster auf, und schloß hier Freundschaft mit dem Custos, später Propst Martin, was zu einem noch erhaltenen Briefwechsel Anlaß gab. Paul und Gebehard suchten eifrig nach Schriften des h. Ambrosius, welche sie nach Mailand schickten, wogegen sie sich die Ambrosianische Liturgie und Nachrichten über die alten Erzbischöfe von Mailand erbaten. Im J. 1128 verfaßte Paulus sein Leben Gregors VII., wozu er in Rom Nachrichten gesammelt hatte und auch schriftliche Quellen, namentlich die Briefe Gregors, benutzte. Als heiliger Kämpfer für die Reform der Kirche stellte er seinen Helden dar, berichtete von Wundern, welche ihn verherrlichten, und sah in Heinrich IV. nur das verkörperte Princip des Bösen, den modernen Nero. Im J. 1142 starb Herluca, welche ebenfalls in Bernried eine Zuflucht vor der gegen sie feindlich erregten Stimmung des Landvolks gefunden hatte; P. beschrieb 1145 ihr Leben, ihren frommen Wandel, Visionen und Wunder, aber das Buch ist unvollendet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Tod ihn dabei überrascht hat; nirgends wird von ihm etwas berichtet, wir kennen ihn nur aus seinen uns erhaltenen Schriften. Er ist ein rechter Typus der rückhaltlosen [245] Verehrer der in der Kirche zur Herrschaft gekommenen Richtung und ihrer römischen Führer.
Paul von Bernried läßt sich zuerst um 1102 als Cleriker der Regensburger Kirche nachweisen; schon damals hatte er einen Zögling Gebehard, welcher Zeit seines Lebens sein unzertrennlicher Begleiter blieb. Er muß also um 1080, wenn nicht früher, geboren sein. Auf seine Ausbildung und Denkweise hatte vorzüglich der Domherr Walther großen Einfluß, welcher 1119 Erzbischof von Ravenna wurde, ein eifrig und streng kirchlich gesinnter Mann, und derselben Richtung schloß auch P. sich an, ein rüstiger Kämpfer gegen Simonie und Priesterehe und deshalb in Regensburg verhaßt. Gern hielt er sich in Epfach am Lech auf, wo der Pfarrer Sigebot sein Gesinnungsgenosse war, und der fromme Wandel der- S. Joh. May, Leben Pauls v. Bernried, im Neuen Archiv d. Ges. f. ält. d. Gesch. XII, S. 333–352.