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Artikel „Pastor, Adam“ von Ludwig Keller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 217, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pastor,_Adam&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:57 Uhr UTC)
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Pastor: Adam P., theologischer Schriftsteller und Parteiführer aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ueber Zeit und Ort seiner Geburt wissen wir ebensowenig etwas Bestimmtes wie über sein Todesjahr. Er soll aus Westfalen gebürtig gewesen sein und als sein ursprünglicher Familienname gilt Rudolph Martini. Seine Bedeutung liegt darin, daß er die unitarische Richtung des sog. Anabaptismus in Nordwestdeutschland zu einer Zeit wissenschaftlich vertreten und verfochten hat, in welcher alle übrigen Führer der Anabaptisten im Nordwesten sich in diesem Punkte bereits der orthodoxen Auffassung im Großen und Ganzen wieder angeschlossen hatten. Die Folge davon war, daß P. sowohl mit Dietrich Philipps wie mit Menno Simons, deren Anschauungen er im allgemeinen theilte, in Meinungsverschiedenheiten gerieth, deren Ausgleich bei den Religionsgesprächen zu Goch und zu Lübeck (1552) versucht ward, aber nicht gelungen zu sein scheint. P. soll identisch sein mit jenem unter dem Namen Spiritus Belga bekannten Theologen, welcher im J. 1546 zu Krakau von sich reden machte; dasjenige, was wir von den religiösen Anschauungen dieses Belga wissen, scheint mit den Ansichten Pastors übereinzustimmen. Wir besitzen von P. zwei Druckschriften: 1) „Von der Barmherzigkeit Gottes“ (c. 1540). 2) „Underscheit tuschen regte Leer unde valsche Leer.“ Durch A. P. (c. 1550). Beide sind erhalten und finden sich in der Bibliothek der Taufges.-Gemeinde zu Amsterdam. Das Leben und die Lehre Pastor’s sind bis jetzt nicht eingehender untersucht worden, obwohl die Eigenart des Mannes und seine vielfachen Beziehungen zu bekannten Persönlichkeiten dazu hätten auffordern können. Er soll schließlich zu Emden gestorben sein. Seine Schriften stehen im Index in der 1. Classe der Libri prohibitorum.

Gerardus Nicolai, Tegens de Weederdoopers etc. Emden 1569. Fol. 95 ff. – Handschriftliche Nachrichten im Staatsarchiv zu Düsseldorf Msc. Dorth. Vol. XIV f. 288 ff. – Apocalypsis insign. aliquot Haeresiarch. Lugd. Bat. 1608. Fol. 9. – C. V. S. Iconica hist. descripio etc. Arnheim 1609. – F. Trechsel, Die protestantischen Antitrinitarier. Heidelberg 1839. I, 35 ff.