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Artikel „Origanus, David“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 422, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Origanus,_David&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 23:25 Uhr UTC)
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Origanus: David O., Astronom., geb. am 9. Juli 1558 zu Glatz, † am 11. Juli 1628 zu Frankfurt a. O. Der Name des O. war eigentlich Tost; er scheint nicht deutscher, sondern böhmischer Abkunft gewesen zu sein, wie ja auch heute noch in der Nähe seines Geburtsortes die czechische Zunge ziemlich weit nach Schlesien hereingreift. O. studierte in Breslau und Frankfurt a. O., an welch’ letzterem Orte er zuerst die Professur der griechischen Sprache und nachher diejenige der Mathematik erhielt. Er war in erster Linie Astrolog, die Verfertigung von Kalendern und Nativitäten füllte einen großen Theil seiner Zeit aus, doch sind seine 1620 erschienenen Nachträge zu dem großen chronologischen Werke des „Sethus Calvisius“ auch wissenschaftlich nicht werthlos. Seine „Ephemerides novae brandenburgicae,“ welche sich über den Zeitraum von 1595 bis 1630 erstrecken, verwickelten ihn zwar in unangenehme Prioritätsstreitigkeiten mit Magini und Rollenhagen, beweisen aber doch auch, daß ihm in einzelnen Dingen eine selbständige wissenschaftliche Auffassung eigen war. Er huldigte nämlich dem tychonischen Systeme; seine an Kepler gerichteten Briefe lassen auch erkennen, daß ihn die mannigfachen Fehler der prutenischen Tafeln bewogen hatten, neue Planetentafeln sowol nach copernicanischen als auch nach tychonischen Grundsätzen zu construieren und so eine Vergleichung beider Theorien zu ermöglichen. Während aber Tycho Brahe auch die tägliche Bewegung der Erde geleugnet hatte, ließ O. diese zu und kam also wenigstens hinsichtlich der Axendrehung den Ansichten des Copernicus entgegen. Einen ähnlichen Standpunkt wie diesen von O. in der Vorrede zu seinen Ephemeriden dargelegten Standpunkt hat allerdings auch ein anderer Anhänger Brahes, der Däne Longomontan, eingenommen.

Jöcher, Gelehrten-Lexikon, 3. Thl., Leipzig 1751. – Kästner, Geschichte der Mathematik, 4. Bd., Göttingen 1800. – Epistolae ad Joannem Keplerum Math. Caes. scriptae, ed. Hautsch, 1729. S. 196. 198. 199.