Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Opiz, Philipp Maximilian“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 378–380, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Opiz,_Philipp_Maximilian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Opitz, Martin
Nächster>>>
Opmeer, Peter
Band 24 (1887), S. 378–380 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Philipp Maximilian Opiz in der Wikipedia
Filip Maximilian Opiz in Wikidata
GND-Nummer 119510359
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|378|380|Opiz, Philipp Maximilian|Ernst Wunschmann|ADB:Opiz, Philipp Maximilian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119510359}}    

Opiz: Philipp Maximilian O., k. k. österreichischer Forstamtsconcipist, geb. am 5. Juni 1787 zu Czaslau, † am 20. Mai 1858 in Prag, hat sich um die Förderung der Botanik in seinem Vaterlande Böhmen mannigfache [379] Verdienste erworben. Einer Beamtenfamilie entsprossen, folgte er ihren Traditionen, trat 1805 als Cameralbeamter an seinem Geburtsorte in das Amt seines Vaters ein, wurde 1808 in das herrschaftliche Amt nach Pardubitz versetzt und kam 1814 nach Prag, woselbst er 1831 als Forstamtsconcipist angestellt wurde und auch lebenslänglich verblieb, nachdem er nach langjähriger Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand getreten war. In Prag bildete er sich wissenschaftlich weiter durch philosophische, mineralogische und landwirthschaftlich-technische Studien am dortigen Polytechnikum und erwarb sich dabei Fertigkeit im Gebrauche der lateinischen und französischen Sprache, welche er neben seinem vaterländischen Idiom in seinen Arbeiten mehrfach verwendete. Schon früh führte ihn seine Neigung der Botanik zu, welcher er seine Mußestunden widmete und die ihm, auf dem Gebiete der Systematik, eine Reihe tüchtiger Arbeiten verdankt. Im J. 1800, in einem Alter von 13 Jahren, verfaßte er ein „Calendarium Florae Caslaviensis“, welches Standort, Blüthezeit und Beschreibung der um Czaslau und dessen nächste Umgebung wildwachsenden Pflanzen enthält und schon in den Jahren 1802–1804 folgte eine Reihe botanischer Aufsätze in den Abhandlungen der böhmischen ökonomischen Gesellschaft in Prag. Durch Reisen innerhalb seines engeren Vaterlandes und nach dem Riesengebirge lernte er die Flora Böhmens gründlich kennen und lieferte von 1809–1812 für das vom Prof. Joh. Em. Pohl herausgegebene Werk: „Tentamen florae Bohemiae“ nicht unerhebliches Material. Ueberhaupt war seine schriftstellerische Thätigkeit während dieser Jahre außerordentlich fruchtbar. In der Zeitschrift Hesperus, in den Oekonomischen Neuigkeiten, später auch in der Isis, Liebich’s Forstmann u. s. w. erschienen allein in der Zeit von 1811–1813 über 25 kürzere oder längere Aufsätze, während die Zahl seiner Artikel in den genannten Journalen bis zu seinem Tode überhaupt 400 übersteigt. Daneben veranstaltete er vom J. 1810 an die dekadenweise Herausgabe eines landwirthschaftlichen Herbars. Der glückliche Erfolg dieses Unternehmens führte ihn auf den Gedanken, einen internationalen Tauschverein für getrocknete Pflanzen, Pflanzensamen und für Insecten ins Leben zu rufen und es gelang ihm, nachdem er 1819 an alle Naturforscher einen darauf bezüglichen Aufruf erlassen, seiner Idee zum Erfolge zu verhelfen. Der durch ihn für Oesterreich und Deutschland gegründete Tauschverein war der erste seiner Art. Nach seinem Muster bildeten sich bald ähnliche Institute in London, Paris, selbst in Nordamerika. Mehr als 40 Jahre hindurch, bis an seines Lebens Ende, führte O. mit unermüdlicher Ausdauer und unter manchen materiellen Opfern die mühevollen und nicht immer dankbaren Geschäfte dieses Vereins. Von größeren selbständig erschienenen Arbeiten publicirte O. 1817 eine als Anhang zu Röhling’s „Flora von Deutschland“ verfaßte Arbeit: „Deutschlands kryptogamische Gewächse, nach ihren natürlichen Standorten geordnet“ und gleichzeitig damit erfolgte die Herausgabe einer „Flora cryptogamica Bohemiae sicca“ in 8 Heften zu je 25 Arten. Im J. 1823 erschien: „Böhmens phanerogamische und kryptogamische Gewächse“ u. s. w.“ und 1825 kamen zwei kleinere Arbeiten heraus: Ein „Leitfaden zur Bestimmung der Pelargonien“, als Auszug aus Decandolle’s Prodromus und ein Anhang zu Tobias Seits: „Rosen nach ihren Früchten“. Eins seiner größten, mit ungemeinem Fleiße verfaßten Werke bleibt sein „Nomenclator botanicus“, ein allgemeines Repertorium der Botanik bezüglich ihrer Synonymik, zu welchem die Vorarbeiten bis in das J. 1820 zurückreichen, das er aber dennoch unvollendet hinterlassen hat. Nur das erste Heft des ersten Theiles ist 1831 erschienen. Indessen birgt der handschriftliche Nachlaß ein außerordentlich umfangreiches Material. Dasselbe ist, bestehend aus 1466 Pflanzenheften mit 1004 Bogen Text in den Besitz des böhmischen Museums zu Prag übergeangen, [380] dem O. überhaupt auch alle seine Sammlungen zum Theil noch zu seiner Lebenszeit überwiesen hatte. In czechischer Sprache, unter dem Titel: „Seznam rostlin květeny české“ erschien 1852 im 44. Bande der Schriften des böhmischen Museums ein Verzeichniß der in Böhmen blühenden Pflanzen, wozu dann noch einige Ergänzungen in der Zeitschrift Lotos folgten. Um seine vaterländische Hauptstadt Prag hat sich O. verdient gemacht durch die in Wort und Schrift verfochtene Anregung zu einer Wiederbepflanzung ihrer von Bäumen entblößten Umgegend. Noch am Abende seines Lebens wurde ihm die Freude, in der Gründung eines Anpflanzungsvereins seine Idee der Ausführung näher gebracht zu sehen. Auch über Böhmens Grenzen hinaus ist Opiz’s Name den Botanikern bekannt geworden. Als Mitglied vieler naturwissenschaftlicher Vereine, wie derjenigen zu Bonn, Dresden, Edinburg u. s. w., stand er in brieflichem Verkehr mit zahlreichen Fachgenossen. Sein Amt, als Leiter des österreichischen Tauschvereins, als botanischer Custos des Lotosvereins, machte ihn zu einem gesuchten Mittelpunkte der botanisch-systematischen Bestrebungen. Sein Name aber ist nicht nur in zahlreichen Pflanzenarten verewigt, auch einer Gattung aus der Familie der Gräser, der Haenke’schen Sammlung entstammend, verlieh ihr Monograph Presl den Namen Opizia.

Wurzbach, biogr. Lexikon. – Lotos 1858. – Skofitz, Oesterr. botan. Zeitung 1858.