ADB:Oelenhainz, August Friedrich

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Artikel „Oelenhainz, August Friedrich“ von Albert Ilg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 284–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oelenhainz,_August_Friedrich&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 17:26 Uhr UTC)
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Oelenhainz: August (n. a. Johann[1]) Friedrich Oe., Porträtmaler, geb. 1749, n. a. 28. Juni 1745 zu Endingen in Würtemberg, wo sein Vater Pastor war. Der Sohn bezog die Hochschule in Tübingen, wo er sich gleichfalls den theologischen Studien widmen sollte. Durch den Verkehr mit dem Bildnißmaler Meyer daselbst, welcher zu seinen Verwandten gehörte, erwachte jedoch in ihm die Neigung zur bildenden Kunst. Er erhielt zuerst von dem Genannten Unterricht, ging sodann aber an die Kunstschule in Stuttgart, wo der als Maler wie als Bildhauer thätige Joh. W. Beyer sein Lehrer gewesen sein soll. Letztere hergebrachte Nachricht steht indeß wenig sicher, da nach den neuesten Forschungen Dr. Dernjac’s über Beyer dessen Lehrthätigkeit an der jungen Anstalt äußerst kurz gewesen sein muß. Weiter wird gesagt, Oe. sei gleichzeitig mit Beyer 1766 nach Wien gegangen, wo dieser in der Folge als kaiserl. Hofstatuarius für den Park von Schönbrunn eine wichtige Thätigkeit entfalten sollte, – indessen Beyer erscheint erst im September 1768 in Wien und dürfte höchstens das Jahr vorher angekommen sein. Oe. besuchte in Wien die Akademie, wo der Professor Kupferstecher Johann Jacobé u. A. Einfluß auf ihn nahmen. Anfangs versuchte er sich mit Altargemälden, ging aber rasch auf die alleinige Pflege des Porträts über, worin er alsbald die besten Erfolge hatte. Sein Ruf wuchs [285] ungemein schnell, er wurde der Lieblingsdarsteller der vornehmen Gesellschaft in der Residenz und malte zahlreiche Persönlichkeiten des Hofes (es wird gesagt, die „ganze“ kaiserliche Familie), des Adels, des reichen Bürgerstandes, Gelehrte, Dichter, Künstler, so daß seine gefälligen Bildnisse schon für die Zeit- und Culturgeschichte vielen Werth haben. Zeitgenossen des Künstlers werfen ihm ein gewisses theatralisches Streben vor und behaupten, seine Bildnisse, besonders die weiblichen, seien geschmeichelt gewesen. Füßly drückt sich darüber nicht ohne Humor aus, indem er von dem späteren Schweizer Aufenthalt des Malers sagt, daß er es wundersam verstanden habe, ehrsame Landmilizen als heroische Feldherrn zu gestalten, Magistrate mit Bareten und Halskrausen herauszuputzen und die Mütter hübscher als ihre Töchter erscheinen zu lassen. Wir vermögen die Richtigkeit dieser Kritik nicht nachzuweisen; einige Porträts aus der Wiener Epoche (z. B. der Dichter Blumauer, Professor Jacobé) sind ganz schlicht aufgefaßt, fürstliche Persönlichkeiten allerdings sehr vornehm. Dagegen läßt sich constatiren, daß Oe. besonders bei der Darstellung solch letzterer sich einer sehr glücklichen Imitirung Rubens’scher Manier zu befleissen wußte. Der geschickte Künstler, welcher schon in seinem 17. Lebensjahre es soweit gebracht hatte, daß er nach dem Leben porträtiren konnte, wurde von der Akademie zuerst 1769 als Schutzverwandter (d. h. unter dem Schutze des Institutes stehend) aufgenommen, wobei er einen Act in Kreide ausführte, dann 5. Mai 1789 als Mitglied. Sein Bewerb bestand in einem männlichen Idealkopf und dem noch vorhandenen Bildniß Jacobé’s. Er wird bei dieser Gelegenheit „ein bereits rühmlich bekannter Porträtmaler“ genannt. Nach 1799 verließ er aus unbekannten Gründen Wien und begab sich nach der Schweiz, wo er in Zürich und Bern verweilte. Wo er sich hierauf befand, ist ebenfalls nicht eruirt, sein Ableben erfolgte in Pfalzburg 1804. Sein Leben und Wirken ist kunsthistorisch noch nicht genügend erforscht. Von Arbeiten des Künstlers sind mir bekannt: Fürst und Fürstin Schwarzenberg, ganze lebensgroße Figuren im fürstlichen Palais zu Wien; Prof. Johann Jacobé und männlicher Idealkopf (Akadem. Galerie in Wien); der Dichter Blumauer, (Eig. Graf E. Zichy in Wien); eine kaiserliche Prinzessin, datirt 1781 (Privatbesitz in Wien); Franz Kappler, Kaufmann (desgl.), Frau F. Pein, datirt 1788 (desgl.); ein schlafender Mann (copiert von Harter, in der Landständischen Galerie zu Graz); Skizze zu einem Kaiserporträt (daselbst). Nach Oe. haben verschiedene Stecher gearbeitet. Ich kenne nur folgende Blätter: Geharnischter Krieger, G. Traunfellner sc. 1796. Badende Mädchen, von demselben gest. 1799. Paysanne de la forêt noire. F. A. Dürmer sc. Paysanne de Berne, von demselben; beide für den Frauenholz’schen Verlag. Porträt des Grafen Kettler, G. Mark sc. Lavater, K. H. Pfeiffer sc. Fürst Schwarzenberg, Pichler sc. Fürstin Caroline Lobkowitz und Fürstin Pauline Schwarzenberg, beide von K. H. Pfeiffer. Männliches Porträt. Geschabt von F. Niclas. Herder. Gest. von K. H. Pfeiffer. Auch in der Nationalgalerie in Budapest soll der Künstler vertreten sein. Sein Name wird sehr verschieden geschrieben, unsere obige Schreibung entspricht der eigenhändigen auf mehreren der angeführten Gemälde.

Eigene Notizen.[2]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 284. Z. 18 v. u.: Der Name Johann ist irrig und Oelenhainz ist 1745, nicht 1749 geboren. Der Maler, welcher ihn zuerst anregte, hieß Major. [Bd. 26, S. 832]
  2. S. 285. Z. 8 v. u.: Ueber den Porträtmaler A. Friedrich Oelenhainz († 1804) ist ein ergänzender Artikel von Leop. Oelenhainz (Architekten beim Stadtbauamt in Nürnberg) erschienen in den Württembergischen Vierteljahrsheften für Geschichte, Jahrg. 1895, Heft 1, S. 103–113. [Bd. 55, S. 890]