ADB:Nicolai, Ferdinand Friedrich von

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Artikel „Nicolai, Ferdinand Friedrich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 579–580, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nicolai,_Ferdinand_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 12:21 Uhr UTC)
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Nicolai: Ferdinand Friedrich v. N., würtembergischer Generalmajor, Militärschriftsteller, am 20. Octbr. 1730 zu Canstatt als der Sohn des dortigen Bürgermeisters geboren, studirte zuerst in Tübingen die Rechte. Schon damals schrieb er auf eine Fensterscheibe des väterlichen Hauses: F. F. Nicolai, J. U. Lic. 1751, Forsan incognito sors mea floret agro“. Was seinem Geiste vorschwebte, sollte sich verwirklichen. Er kam nach Preußen, später nach Wien, faßte Neigung für den Soldatenstand, trat am 31. Januar 1756 als Fähnrich in die würtembergische Artillerie, ward am 27. März 1757 Lieutenant im Leibregiment zu Fuß und machte, meist im Generalstabe, in welchen er am 2. Januar 1759 als Hauptmann und Flügeladjutant versetzt war, den siebenjährigen Krieg mit. Die Artillerie und der Generalstab blieben auch später diejenigen Gebiete militärischen Wirkens, auf denen er dienstlich thätig war, meist gehörte er gleichzeitig beiden an, am 1. Octbr. 1774 ward er Commandeur des neuerrichteten Attillerieregiments. Daß er die Mängel klar erkannte, welche letzterer Waffe damals anklebten, bezeichnen seine Klagen über ihre mangelnde Manövrirfähigkeit und über das Fehlen einer bleibenden Bespannung; sie finden in seinen Schriften Ausdruck. Seine litterarische Thätigkeit begründet seine Bedeutung. Die wichtigste seiner Schriften ist die „Anordnung einer allgemeinen Kriegsschule für alle Waffen“, Stuttgart 1781. Er stellte in derselben Betrachtungen über die Bildung des Officierstandes an und forderte auf Grund davon die Errichtung von Kriegsschulen für den Unterricht der Officiere aller Waffen, nicht allein für die Artilleristen und Ingenieure, auf welche sich derselbe in jener Zeit zu beschränken pflegte; seine Grundgedanken sind richtig, bei weiterem Verfolge derselben kommt er indessen zu Ansprüchen, welche viel zu weit gehen und in der Wirklichkeit unerfüllbar sind; er verlangt Schulen und Prüfungen für alle Rangclassen bis zu den höchsten Graden hinauf. Demnächst verdient sein wenig gekannter „Versuch [580] eines Grundrisses zur Bildung des Officiers“, Ulm 1775, Erwähnung, es ist eine tüchtige Arbeit über die Litteratur der Kriegswissenschaften. Schon 1751 hatte er zu Tübingen „De munere et immunitate metatorum militarium electa quaedam“ veröffentlicht; 1753 folgten „Grundsätze der Befestigungskunst“, Leipzig; 1755 ein „Essay sur l'architecture militaire“, Berlin; 1765 „Nachrichten und Beurtheilungen von alten und neuen Kriegsbüchern, die den Feld- und Festungskrieg abhandeln oder erläutern“, Stuttgart; 1765 erschien ferner zu Stuttgart ohne Nennung seines Namens eine Uebersetzung aus dem Französischen von Jeney’s Parteigänger. Jedenfalls war N. ein vielseitig gebildeter Mann. Nachdem das Artillerieregiment 1790 aufgelöst worden war, wurde N., der seit 1786 General war, am 3. Febr. 1794 das Präsidium des Kriegsrathscollegiums übertragen, von 1801 bis 1803 fungirte er als Gesandter am Petersburger Hofe, am 7. Mai 1803 ward er zum Staats- und Kriegsminister mit dem Range eines Generalfeldzeugmeisters ernannt. Als Würtemberg dem Rheinbunde beigetreten war und das Heerwesen eine vollständige Umgestaltung erfuhr, trat N. am 12. Febr. 1806 in den Ruhestand. Er starb am 14. Mai 1814 zu Ludwigsburg.

Meusel, Lexikon. – J. v. H., Vorlesungen über Kriegsgeschichte, 2. Thl. S. 448, Darmstadt und Leipzig 1868 (enthält manches Unrichtige). - Friedländer, Allgemeine Kriegsschule, Berlin 1854. – Strack v. Weißenbach, Geschichte der württembergischen Artillerie, Stuttgart 1882.