Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Nicolai, Ernst Anton“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 578–579, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nicolai,_Ernst_Anton&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 22:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Nicolai, Daniel
Band 23 (1886), S. 578–579 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst Anton Nicolai in der Wikipedia
Ernst Anton Nicolai in Wikidata
GND-Nummer 100222838
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|578|579|Nicolai, Ernst Anton|August Hirsch|ADB:Nicolai, Ernst Anton}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100222838}}    

Nicolai: Ernst Anton N., Arzt, geb. am 7. Septbr. 1722 in Sondershausen. Mit einer ausgezeichneten classischen Bildung ausgestattet, bezog er im J. 1740 die Universität zu Halle, um sich dem Studium der Medicin zu widmen; hier schloß er sich vorzugsweise an Schultze und Hoffmann an, zu welchen er in ein sehr inniges Verhältniß trat und an deren wissenschaftlichen und gelehrten Arbeiten er sich auf’s lebhafteste betheiligte. Im J. 1745 erlangte er die medicinische Doctorwürde und habilitirte sich in Halle als praktischer Arzt und Docent für Medicin, drei Jahre später wurde er in Anerkennung seiner Bemühungen um den medicinischen Unterricht zum Prof. extraord. ernannt, 1758 erhielt er einen Ruf als Prof. ord. für das Gebiet der theoretischen Medicin nach Jena, schon ein Jahr darauf wurde ihm, nach Stock’s Tode auch die Professur für Chemie und klinische Medicin übertragen und in dieser Stellung ist er bis zu seinem am 28. Aug. 1802 erfolgten Tode verblieben. – N. hatte sich eine sehr umfassende wissenschaftliche [579] und philosophische Bildung zu eigen gemacht; anfangs ein getreuer Anhänger der medicinischen Schule seines großen Lehrers Hoffmann, war er ein eifriger Vertreter der iatromathematischen Richtung in der Medicin und als solcher vorzugsweise bestrebt, medicinische Probleme vom Standpunkte der Leibnitz-Wolff’schen philosophischen Anschauungen zu lösen; später, so schon in dem „Versuch eines Lehrgebäudes von den Fiebern überhaupt“, 1752, trug er auch chemiatrischen Grundsätzen Rechnung und in einem noch höheren Grade spricht sich dieser Eklekticismus in seinem Hauptwerke „Pathologie oder Wissenschaft von den Krankheiten“, 9 Bde., 1769–1784 aus, in welchem Abweichungen in dem chemischen Verhalten der Flüssigkeiten, wie besonders bei den fieberhaften Krankheiten als primäre Krankheitszustände eine hervorragende Rolle spielen. – Die litterarische Thätigkeit Nicolai’s ist eine ungemein große und fast über alle Gebiete der Heilkunde sich erstreckende gewesen. Außer sehr zahlreichen Programmen und anderen Gelegenheitsschriften (vgl. das Verzeichniß derselben in Diction. histor. de la médecine III, 636–638.) und vielen monographischen Arbeiten über verschiedene physiologische, anatomische, theoretisch- und praktisch-medicinische Gegenstände hat er ein „Systema materiae medicae ad praxin applicatae“, II Voll. 1750. 52, ferner 5 Bände „Recepte und Kurarten, nebst theoretischen und praktischen Anmerkungen“, 1780–1794, sodann „Theoretische und praktische Abhandlung über die Entzündung und Eiterung, den Brand, Scirrhus und Krebs und über die Kurarten dieser Krankheiten“, 2 Bde., 1786 veröffentlicht und die Schriften von Schaarschmidt über Physiologie und Geburtshülfe, die erste in 2 Bänden 1751, die zweite 1762 mit Zusätzen versehen herausgegeben.

Ueber sein Leben vgl. Börner, Nachrichten von den Lebensumständen jetzt lebender berühmter Aerzte, II, 372, III, 742.