ADB:Nölting, Johann Heinrich Vincent

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Artikel „Nölting, Johann Heinrich Vincent“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 765–766, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:N%C3%B6lting,_Johann_Heinrich_Vincent&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 15:15 Uhr UTC)
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Nölting: Johann Heinrich Vincent N., Professor der Phil. in Hamburg, eines lauenburgischen, später nach Hamburg berufenen Predigers Sohn, geboren zu Schwarzenbeck am 23. Februar 1736. Nach elfjährigem Besuch des hiesigen Johanneums und Gymnasiums, wo er Hermann Samuel Reimarus’ Lehren mit Begeisterung in sich aufgenommen hatte, studirte er von 1755–1759 Theologie und Philosophie in Jena, hier die Grade eines Magisters und Adjuncten der philosophischen Facultät erwerbend. Nach Hamburg zurückgekehrt, wurde er Candidat des Predigtamtes und gleichzeitig Mitvorsteher der Edzardischen Proselytenanstalt, worauf das Scholarchat im Jahre 1761 dem 25jährigen Gelehrten eine philosophische Professur am akademischen Gymnasium übertrug. Dies Lehramt der Logik, Metaphysik und Beredsamkeit hat er lebenslang treulich verwaltet. Eine große Anzahl hier studirender Jünglinge verdankte damals ihr folgerichtiges Denken, ihre metaphysischen Erkenntnisse dem fleißigen Eifer dieses würdigen Docenten, – ob sie auch seine Anleitung zur Eloquenz sich aneigneten und befolgten, steht dahin; denn wenn man dem Urtheile eines seiner Zuhörer, des geistvollen Johann Georg Rist (in seinen Lebenserinnerungen Th. I S. 40) trauen darf, so war N. selbst mehr redselig als beredt. Indessen versäumte Rist doch keins seiner Collegien, und die Zeugnisse anderer Männer, sogar das des oft herben Kritikers Thieß (in seiner Hamb. Gelehrtengeschichte) besagen das Gegentheil. Wie so manche große Gelehrte eine sonderbare Vorliebe für irgend eine, außerhalb ihres Berufes liegende Thätigkeit hegen, so scheint auch N. verstrickt gewesen zu sein in dem Drange nach theologischen Thaten. Er predigte gern für ordinirte Geistliche und verfaßte eine Menge erbaulicher beschaulicher Predigten, von welchen manche auch gehalten, viele aber nur hätten gehalten werden können, dann aber doch gedruckt erschienen. Auch über seine Kanzelgaben waren die Ansichten verschieden. Wenn behauptet wurde, sie seien nicht von Bedeutung, so sprach doch die Thatsache, daß die Kirchen stets gefüllt waren, wenn er predigte, laut genug für den Beifall, den seine salbungsvollen Reden fanden, die sich in dem Rahmen der herrschenden Aufklärung bewegten. Jedenfalls war er ein sehr fleißiger Schriftsteller. Die Anzahl seiner gedruckten Opera übersteigt 85, darunter nur wenige, die seiner philosophischen Profession angehören, wenn man nicht etwa seine „Betrachtungen“, z. B. bei den Gräbern Entschlafener, oder über die Arten des Mißvergnügens zärtlicher Herzen (einem Hochzeitspaar gewidmet) oder auch seine „Versuche“, z. B. zwei zur Vorbereitung einer glücklichen Ehe (er war zweimal vermählt) zu den praktisch philosophischen Abhandlungen zählen will. Die Mehrzahl seiner gedruckten Schriften besteht aus Predigten, gehaltenen und ungehaltenen, die er theils einzeln, theils in ganzen Sammlungen herausgab. In solcher Weise unermüdet docirend, predigend und Reden ausarbeitend, wirkte er 45 Jahre lang und füllte für das lehrbedürftige Publicum seinen Beruf würdig aus. Er starb am 2. August 1806.

[766] S. Hamb. Schriftstellerlexikon Bd. V S. 549–555, die vom Prof. Hipp verfaßte Gedächtnißschrift 1806.