ADB:Murer, Heinrich (Kartäuser)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Murer, Heinrich“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 60, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Murer,_Heinrich_(Kart%C3%A4user)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 23 (1886), S. 60 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Murer in der Wikipedia
Heinrich Murer in Wikidata
GND-Nummer 104349468
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|60|60|Murer, Heinrich|Gerold Meyer von Knonau|ADB:Murer, Heinrich (Kartäuser)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104349468}}    

Murer: Heinrich M., Carthäusermönch in Ittingen (Thurgau) und Kirchengeschichtschreiber, geb. am 2. März 1588 zu Baden (im Aargau), † am 28. Febr. 1638. Der Sohn eines in Frankreich gefallenen Offiziers, Hauptmann Kaspar Murer von Istein, und der Salome Bodmer von Baden, kam M. dadurch, daß seine verwittwete Mutter mit dem hervorragenden Luzerner Staatsmann, Schultheißen Ludwig Pfyffer (s. d. Art.), als dessen dritte Gattin sich vermählte, 1592 nach Luzern. Obschon sein Stiefvater schon 1594 starb, blieb M. dennoch in Verbindung mit der Pfyffer’schen Familie, deren Familienbuch in seinem ersten Entwurfe von ihm herrührt, und, als angenommener Bürger, mit Luzern. Nach Studien bei den Luzerner und Pruntruter Jesuiten, hernach an der Sorbonne in Paris, zuerst nach Luzern zurückgekehrt, trat M. 1614 zu Ittingen – dieses reiche Kloster unweit Frauenfeld war 1462 durch Kauf an den Carthäuserorden übergegangen – als Mönch ein. Neben den Geschäften, welche ihm durch Uebertragung der Procuratur oblagen, widmete er sich mit großem Fleiße historischen Studien, deren hauptsächlichste Frucht allerdings erst zehn Jahre nach seinem Tode zu Tage trat, in der „Helvetia Sancta, d. i. Schweytzerisch oder Eydgenössisch Heyligenbuch – seu Paradisus Sanctorum Helvetiae Florum u. s. f.“, mit Kupfertafeln eines Constanzer und eines Zürcher Meisters – „Johann Asper inventor – Rudolph Meyer sculpsit“ – (Luzern 1648). Wenn auch die legendarischen Elemente selbstverständlich sehr in den Vordergrund treten, so ist doch unverkennbar, daß M. den Vorsatz hatte, nach Quellen zu arbeiten. Weitere Schriften Murer’s, welche zusammen ein Theatrum Helvetiorum oder Monumenta Sacra Helvetiae Episcopatuum et Monasteriorum bilden sollten, blieben theils durch seinen nach kurzer Krankheit eingetretenen Tod unvollendet, andererseits überhaupt ungedruckt. Von diesen Bisthums- und Klostergeschichten, welche übrigens theilweise auf die Arbeiten älterer Autoren – z. B. Gall Oehem’s, Rüeger’s – zurückgingen (darunter ist auch eine solche von Ittingen selbst, unter Erweiterung zu einer Geschichte des Thurgaus), bringt Haller’s Bibliothek der Schweizer-Geschichte, Th. III, eine Aufzählung (unter elf Titeln). Besonders aber enthält nun der „Katalog der Thurgauer Kantonsbibliothek“ (1858), S. 92–95, sämmtliche 24 Stücke der nachgelassenen Schriften Murer’s (dieselben sind 1848 nach Aufhebung des Klosters Ittingen, mit der gesammten Bibliothek, nach Frauenfeld versetzt worden).

Vgl. besonders den 1648 durch Bruno Müller, den damaligen Prior von Ittingen, der Helvetica Sancta in deren „Vorred“ vorangestellten kurzen Lebensabriß, sowie in Kuhn’s Thurgovia Sacra II (1879), S. 197–199, den Abschnitt über die Pflege von Wissenschaft und Dichtkunst – S. 231 ff. Proben von M. selbst – unter diesem Prior Müller.