ADB:Montmorency, Floris Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Montmorency, Floris von“ von Karl Theodor Wenzelburger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 204–206, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Montmorency,_Floris_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 20:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Mook, Friedrich
Band 22 (1885), S. 204–206 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Februar 2020, suchen)
Floris de Montmorency in Wikidata
GND-Nummer 132303159
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|204|206|Montmorency, Floris von|Karl Theodor Wenzelburger|ADB:Montmorency, Floris Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=132303159}}    

Montmorency: Floris v. M., Baron von Montigny, der Bruder des zugleich mit Egmont hingerichteten Graf Hoorne, 1528 geboren, wurde kurz nachdem Philipp II. die Regierung übernommen hatte, zum Statthalter von Tournai ernannt. Im J. 1561, nachdem die Unzufriedenheit des Adels gegen die Regierung Granvella’s schon sehr greifbare Gestalt angenommen hatte, wurde er von der Statthalterin nach Spanien geschickt, um dem Könige über die politische [205] Lage der Provinzen Bericht zu erstatten; wie stets in solchen Fällen gab der König die beruhigendsten Zusicherungen, die Regierung aber blieb nach wie vor dieselbe. M. war ebenso wie Oranien und Egmont ein persönlicher Feind des Cardinals und ein Gegner der Inquisition. In Tournai weigerte er sich, die Blutplacate gegen die Ketzer auszuführen und was das Mißfallen Philipps II. gegen ihn besonders erregt hatte, war der Umstand, daß er in Tournai öffentlich während der Fastenzeit der Fleischkost sich bedient und laut sich geäußert hatte, daß es nicht gut sei für Dinge, welche die Religion angehen, so viel Blut zu vergießen; überdies hatte er nach seiner Rückkehr aus Spanien in öffentlicher Rathsversammlung den König feindseliger Gesinnungen gegen die Niederlande bezüchtigt. Ohne sich dem Bunde der Edeln direct anzuschließen oder an ihrer Demonstration gegen die Statthalterin persönlich theilzunehmen, wurde er von Margaretha dazu ausersehen, mit dem Marquis von Bergen nach Spanien zu gehen und dem Könige die Forderung des Adels hinsichtlich der Abschaffung oder Milderung der Placate vorzulegen. Bergen wurde vor der Abreise beim Mailspiel durch eine Kugel am Fuße derart verletzt (28. April 1566), daß M. seine Abreise bis zum 30. Mai verzögerte und am 17. Juni allein in Madrid ankam, wo er vom König äußerst freundlich aufgenommen wurde. Unvorsichtigerweise hatte M. das Mißfallen des Königs noch besonders dadurch rege gemacht, daß er auf dem Herwege aus den Niederlanden in Paris bei den Chatillons, seinen Verwandten, sich aufgehalten, die von Philipp als die erbittertsten Feinde der katholischen Religion und Spaniens angesehen wurden. M. wurde mit seinen Verhandlungen hingehalten, der König gab immer nur ausweichende Antworten, da er ohnedies niemals willens gewesen war, einer Milderung der Religionsgesetze seine Zustimmung zu geben. Am 16. August traf auch der Marquis von Bergen bei dem Könige ein, der dem M. den Urlaub, um den dieser wiederholt dringend gebeten hatte, verweigerte. Den Marquis von Bergen bewahrte sein am 21. Mai 1567 erfolgter Tod vor dem Schicksal Montigny’s, aber als die Nachricht von dem Bildersturm nach Spanien gelangt war, begann dieser sich seiner verzweifelten Lage bewußt zu werden. Am 10. Juli reichte er eine Vorstellung ein, worin er eine Untersuchung seines Verhaltens forderte, aber Philipp hatte nur gütige und beruhigende Worte, am 19. September war M. noch mit dem König in dessen eigenem Wagen ausgefahren, am folgenden Tage kam der Courier aus den Niederlanden mit der Nachricht an, daß Egmont und Hoorne verhaftet seien, an demselben Tage gab M. ein glänzendes Gastmahl, nach dessen Ablauf er von einem Offizier der königlichen Leibwache verhaftet und in den Alkazar von Segovia unter die Aufsicht des Grafen von Chinchon gebracht wurde, ohne daß man ihm den Grund seiner Verhaftung mittheilte. Hooft erzählt, daß der von der Welt abgesperrte Gefangene aus dem Munde flandrischer nach Spanien gekommener Pilgrime, die unter seinem Thurme scheinbar ein geistliches Lied sangen, ihm aber in vlämischer Sprache die neuesten Ereignisse in den Niederlanden, namentlich das blutige Ende Egmont’s und seines Bruders mittheilten, das auch ihm drohende Loos vernommen habe. Ein Fluchtversuch wurde entdeckt und an den Theilnehmern blutig gestraft. Am 6. November 1568, nach einer beinahe einjährigen Gefangenschaft, ließ ihn Alba vor den Blutrath fordern, um sich gegen die wider ihn erhobenen Anklagen durch einen Bevollmächtigten zu rechtfertigen und ein Mitglied des Raths von Castilien verhörte den Gefangenen (14. Februar 1569), aber erst am 4. März 1570 wurde in Brüssel das Todesurtheil über M. gefällt. Doch wurde das Urtheil, sowol in den Niederlanden als in Spanien auf Befehl Philipps II. geheim gehalten, der lange zwischen einer öffentlichen Hinrichtung und einer geheimen Erdrosselung im Kerker schwankte; er entschied sich für die letztere Todesart, nachdem der Verurtheilte am 17. August unter [206] starker Escorte von Segovia nach dem Schlosse von Simancas gebracht worden war. In der Nacht vom 15. auf den 16. October 1570 wurde das Urtheil in Gegenwart des Alkalden von Valladolid und eines Notars vollzogen, nachdem man vorher ausgesprengt hatte, M. sei von einer gefährlichen Krankheit ergriffen worden, die wenig Hoffnung auf eine Wiedergenesung gebe; der Leichnam wurde, damit der Reif um den Hals nicht sichtbar wäre, in eine Franziskanerkutte gehüllt und der Geistlichkeit mit der Erklärung übergeben, daß M. an demselben Morgen kurz vor Tagesanbruch im Gefängniß gestorben sei. Obwol schon damals in den Niederlanden Gerüchte über einen gewaltsamen Tod Montmorency’s umherliefen, so wurde der wahre Sachverhalt doch erst in diesem Jahrhundert durch die von Gachard vorgenommenen Veröffentlichungen der Archive von Simancas aufgedeckt. M. war als guter Katholik gestorben.

van Vloten, De dood van Montigny volgens de oorspronkelyke in Spanje gevonden papieren in den Vaderl. Letteroefeningen, 1852. Gachard, La mort de Floris de Montmorency exécuté dans le Chateau de Simancas in den Bull. Ac. R. Belg. XIX. 3. p. 105.