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Artikel „Miller, Johannes“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 747–748, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Miller,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 23:43 Uhr UTC)
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Miller: Johannes M., ein bedeutender Buchdrucker Augsburgs aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Er erscheint zum ersten Mal im J. 1514, und zwar mit einer neueingerichteten Presse, und druckt bis 1520, mit welchem Jahr seine Thätigkeit wieder erlischt. (Irrig sind die Angaben bei Panzer, Annal. typogr. VI. p. 164, 166 und Anderen, wonach es noch aus den Jahren 1525 und 1530 Drucke von ihm geben würde.) So dunkel Miller’s persönliche Verhältnisse sind – nur das Eine läßt sich mit einiger Sicherheit behaupten, daß er einer Augsburger Familie angehörte – so hervorragend ist seine Thätigkeit. Man kennt gegen fünfzig datirte Drucke von ihm und die meisten derselben dürfen, was technische Vollendung anbelangt, den schönsten jener Zeit an die Seite gesetzt werden. Ein Hauptaugenmerk Millers bildete aber namentlich die künstlerische Ausschmückung der Druckwerke. Meister wie Daniel Hopfer und Hans Burgmair mußten ihm Titelbilder, Randleisten, Zierinitialen und Druckerwappen liefern und so finden sich denn unter Miller’s Drucken manche, die man als wirkliche Prachtwerke bezeichnen kann. Endlich steht M. auch, was die Art der Ausgaben anbelangt, unter den Buchdruckern seiner Zeit in der vorderen Reihe. Seine Drucke sind fast alle Originalausgaben; auf den Wiederdruck fremder Preßerzeugnisse, so gewöhnlich er damals war, hat er sich kaum jemals eingelassen; unter jenen Originaldrucken aber befinden sich manche wichtige Editiones principes wie die Ausgabe des Jornandes von 1515 und die des sogenannten Chronicon Urspergense aus demselben Jahr, beide von Konrad Peutinger besorgt.

Miller’s Drucke, soweit sie nicht seinen Namen tragen, sind durch seine Signete kenntlich, deren er zweierlei Arten hat. Die eine ist ein ganz einfaches Zeichen: ein griechisches Kreuz, in dessen beiden unteren Feldern die Buchstaben I M stehen, während von den oberen das rechte wieder ein Kreuz enthält, das linke aber leer ist. Daneben hat er, als zweite Art von Signeten, eigentliche Druckerwappen, die wieder in verschiedener Gestalt, bald einfacher bald reicher ausgeführt erscheinen. Das Charakteristicum aller aber bildet ein Schild, in dessen schwarz-weißem Feld ein Mann sich zeigt, zur Hälfte sichtbar, der auf dem Kopfe einen halben Mühlstein trägt; die Rundung des Steins ist nach unten gekehrt, die beiden Hände stützen die Last.

Vgl. Zapf, Augsburgs Buchdruckergeschichte I S. XLII f., II. S. 68–146. Panzer, Annal. typogr. VI. p. 142–158 (164, 166), 170, IX. p. 380 f. [748] Weller, Repert. typogr. S. 470. Suppl. S. 63. Butsch, Die Bücher-Ornamentik der Renaissance S. 22 f. und Taf. 20–22, 25, endlich Miller’s Drucke selbst.