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Artikel „Milag, Martin“ von Ferdinand Siebigk in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 726–728, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Milag,_Martin&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 22:53 Uhr UTC)
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Milag: Martin M., nach damaliger Sitte Milagius, fürstl. anhalt. Gesammtrath und Kanzler des dessauischen Antheils, ward am 2./12. März 1598 zu Tristewitz bei Torgau geboren. Geringen Herkommens mußte er sich auf verschiedenen Schulen kümmerlich durchhelfen, bis es ihm möglich ward, 1619 die Universität [727] zu Frankfurt a./O. zu beziehen. Hier gelang es ihm durch Unterrichten junger Leute von Stand in bessere Verhältnisse zu kommen und ohne Sorgen dem von ihm gewählten Studium der Jurisprudenz obzuliegen, worauf er, der schon ein Jahr zuvor den Grad eines Licentiaten der Rechte erlangt, 1623 nach Zerbst, wo ihm Verwandte lebten, sich begab und dort zu practiciren begann. Bereits 1626 berief ihn Fürst Christian I. v. Bernburg in seinen Dienst als Gerichtsamtmann daselbst, beschenkte ihn mit seiner Gunst und zog ihn vielfach in seinen vertrauten Umgang. Nach des Fürsten Tode trat M. 1632 in die Dienste von des erstern Bruder, Fürst Ludwig von Cöthen, als Rath bei dessen Canzlei als schwedischer Statthalter zu Halberstadt und blieb bis 1634 in dieser Stellung, worauf ihn die Fürsten August und Ludwig als Rath in fürstlich anhaltische Dienste nahmen. Schon jetzt und namentlich nach seiner 1635 erfolgten Ernennung zum Gesammtrath des anhaltischen Fürstenhauses ward er vielfach zu diplomatischen Sendungen benutzt, übernahm 1638 die Kanzlerstelle im fürstl. zerbster Antheil und fungirte von 1645 an fast bis zum Abschlusse des westphälischen Friedens als anhaltischer Bevollmächtigter bei den Friedensverhandlungen zu Osnabrück und Münster, zugleich dabei auch die Häuser Pfalz-Lautern, Simmern und Zweibrücken vertretend. Zu gleicher Zeit ward er auch mit diplomatischen Aufträgen von Kurbrandenburg und Hessen-Kassel betraut und von beiden ohne Erfolg in ihre Dienste berufen. Nach Abschluß des Friedens seine Dienste ausschließlich dem anhaltischen Fürstenhause zuwendend, leitete er den wichtigen Landtag des Jahres 1652, wohnte mit dem Hofmeister Wilhelm von Freiberg den Berathungen des Reichstages zu Regensburg während eines großen Theiles des nächsten Jahres bei, vertrat dann das Land mehrfach auf den Kreistagen zu Leipzig und übernahm zu seinen übrigen Geschäften 1654 auch noch die Kanzlerstelle des dessauischen Antheils. Seine vielfache amtliche Thätigkeit hatte aber seine Körperkräfte erschöpft, so daß er bereits am 28. Juli 1657 im 60. Lebensjahre zum innigsten Bedauern seiner fürstlichen Herrschaft zu Dessau verstarb. M. war ein Mann von umfassendem Wissen und großer wohlgeschätzter Geschäftsgewandtheit namentlich auf diplomatischem Felde, wie die vielfach ihm von einheimischen und fremden Fürsten ertheilten derartigen Aufträge beweisen, dabei auch ein eifriger Verehrer der classischen Wissenschaften und der schönen Künste. Fast selbstverständlich bei dem Kreise, in dem er lebte und wirkte, war daher auch seine Theilnahme an der fruchtbringenden Gesellschaft, deren sehr thätiges Mitglied er als der „Mindernde mit dem Bilde des Seifenkrautes und dem Motto: Die Milze“ im J. 1638 geworden war. Die Zahl seiner juristischen, diplomatischen und anderen Schriften ist bedeutend; es mögen davon hier erwähnt werden: seine „Disputationes de expensis tam extrajudicialibus quam judicialibus“, 1632, seine „Vindiciae Anhaltinae seu Manifestum Ascaniense“, eine behufs Darlegung der Ansprüche des Hauses Anhalt auf die Grafschaft Ascanien 1646 bei den Friedensverhandlungen eingereichte Denkschrift, 1648. Dann „Der klingende Jesaias oder der Prophete Jesaia in reine deutsche Reime gebracht und in 114 Gesänge eingetheilt, die nach den bekannten französischen Melodien der Psalmen Dr. Ambr. Lobwassers gesungen werden können etc.“, Bremen 1646. Dann verfaßte M. noch eine lateinische Lebensbeschreibung Fürst Christian I. von Bernburg, die unvollendet geblieben und hinterließ ein Tagebuch über die Reise nach Osnabrück und Münster. M. war zweimal verheirathet. Von seinen Söhnen überlebten ihn vier, deren drei in anhaltischen Diensten standen, wir erwähnen davon

August M., geb. 1633, der gleichfalls fürstl. anhalt. Geheimer und Gesammtrath, sowie Kanzler des dessauischen Antheils war, den Mitgliedern des fürstl. Hauses in der Heimath und namentlich auch am kaiserl. Hofe hervorragende Dienste geleistet und sich bei letzterem so viel Anerkennung erworben, [728] daß er ohne sein Zuthun für sich und seine Nachkommen von dem Kaiser unter dem Beinamen von Milagsheim in den Adelstand erhoben ward. Er starb, „ein Mann von großem Verstande und sonderbarer Aufrichtigkeit, Leutseligkeit und Thätigkeit, dabei schöner Leibesgestalt“, wie ihn der anhaltische Chronist charakterisirt, am 24. Octbr. 1685.

Beckmann, Chronik des Fürstenthums Anhalt, Bd. VII. Schriften der fürstl. Anhalt. Deutschen Gesellschaft, Bd. II. Schmidt, Anh. Schriftstellerlexikon.