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Artikel „Maius, Heinrich“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 121–123, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maius,_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 14:06 Uhr UTC)
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Maius: Heinrich M., wahrscheinlich ursprünglich Meie oder Meye, Theologe, geb. am 25. Nov. 1545 zu Sangerhausen. Er besuchte über fünf Jahre die Leipziger und andere Hochschulen und erwarb im J. 1568 zu Wittenberg den Grad eines Magisters, nachdem er bereits drei Jahre vorher Rektor [122] oder Schulmeister in seiner Vaterstadt geworden war. Von 1568–1570 versah er dasselbe Amt in Nordhausen, wo der bekannte Klaj (Clajus) sein Nachfolger wurde. Nachdem er, wie es scheint, nochmals auf ein paar Jahre die Universität besucht hatte, wurde er 1573 als Geistlicher ordinirt und war bis gegen Ende 1577 Pfarrer zu Kapellendorf zwischen Weimar und Jena. Von dem weimarischen Kanzler Dr. Heinrich Schneidewin, einem geborenen Stolberger, zu der erledigten Stelle eines Oberpfarrers in Wernigerode empfohlen, wurde er, trotzdem wir erfahren, daß er die Concordienformel bereits in Kapellendorf unterschrieben hatte, als geheimer Calvinist beanstandet. Ein sehr günstiges Zeugniß der Jenenser Theologen hob jedoch dieses Bedenken. Er wirkte nun in Wernigerode bis ins elfte Jahr unter dem Titel eines Pfarrers an der dortigen Stiftskirche, thatsächlich aber auch als Superintendent der Grafschaft. Mit Geschick und Festigkeit brachte er bei den Pfarrbestallungen auf dem Lande den Deutschordensherren und Klöstern gegenüber die Ansprüche der Grafen zu Stolberg zur Geltung. Als Prediger und Seelsorger fand er allgemeine Anerkennung, wobei auch seine Verschwägerung mit den angesehensten Familien ihm zugute kommen mochte. Neben seiner Amtsthätigkeit setzte er auch seine Studien fort. Wir sehen ihn mit Martin Chemnitz im Briefwechsel und am 11. Oct. 1582 erwirbt er zu Jena die theologische Doctorwürde. Daß M. innerlich kein Freund der Concordia war, trotzdem er auch in Wernigerode im J. 1580 seinen Namen unter das Buch setzte, als die Grafen zu Stolberg, von Kursachsen dazu angehalten, ihre Geistlichen und Lehrer dazu nöthigten, geht daraus hervor, daß er im J. 1588 einen Ruf als Professor der Theologie in Wittenberg annahm, als unter dem Kanzler Krell diese Universität im Sinne des Philippismus gereinigt wurde. M. versah in Wittenberg nicht nur seine Professur, sondern als Georg Mylius im J. 1589 nach Jena zog, auch die Stelle eines Probstes an der Stifts- oder Schloßkirche, als welcher er über die Evangelien in deutscher und lateinischer Sprache zu predigen hatte. Als am 5. Oct. 1591 Kurfürst Christian von Sachsen in jugendlichem Alter gestorben war, erfolgte die bekannte kirchlich-politische Katastrophe, in Folge welcher auch M. seiner beiden Aemter entsetzt wurde. Soviel sich ersehen läßt, lagen gegen M. keine bestimmten Klagen vor, da wir ihn zwar über Sätze von Melanchthon’s corpus doctrinae disputiren, niemals aber die dogmatischen Differenzpunkte der Concordia angreifen sehen. In seinen Predigten preist er mit Entschiedenheit und Wärme Luther’s Katechismus und fordert auch vom Laien ein genaues Verständniß der Lehre in ihren einzelnen Artikeln, wobei freilich nicht von der Concordia die Rede ist. Da aber jedenfalls seit dem J. 1592 in Sachsen nicht seines Bleibens war, so suchte er zunächst wieder in dem befreundeten Wernigerode eine Zuflucht. Diese wurde ihm jedoch nicht gewährt, sondern der regierende Graf Wolf Ernst ließ ihm eröffnen, „er müsse seinen Stab fürder setzen“. Zwar wachte der Graf eifrig über der reinen Lehre, doch waren im vorliegenden Falle offenbar politische Gründe entscheidend. Seiner Stellen entsetzt und heimatlos mußte M. nicht nur eine neue Stätte für seine Wirksamkeit, sondern auch für seinen Lebensunterhalt suchen. Er floh nach Westen und fand erst eine Anstellung in einer kleinen Landpfarre der Niederpfalz, dann als geistlicher Inspector zu Billigheim bei Mosbach. Endlich wurde er im J. 1599 Consistorialassessor zu Heidelberg, wo er am 28. Sept. 1607 starb. M. schrieb einen „Commentarius in Danielem“, sowie verschiedene akademische Abhandlungen und Leichenpredigten. Vielleicht ein jüngerer Bruder Heinrich’s war Theodor M., ebenfalls zu Sangerhausen gebürtig, der nicht weniger als achtehalb Jahre zu Wittenberg ebenfalls Theologie, aber nebenbei auch Naturwissenschaft studirte, achtzehn Jahre in Pommern, Thüringen, Meißen, dann sonderlich im Magdeburgischen zu Ebendorf, [123] Ampfurt im geistlichen Amte stand und am Ende des Jahres 1623 oder zu Anfang des nächsten Jahres am letzteren Orte starb. Er hat verschiedene natur- und landwirthschaftliche Schriften aus den alten Sprachen übersetzt und mehrere naturwissenschaftliche und astronomisch-astrologische Schriften verfaßt. Anderthalb Jahrhunderte lang erhielt sich sein „Urinbüchlein“, das er 1610 als Pfarrer zu Ebendorf schrieb und das noch 1738 und 1746 neue Auflagen erlebte.

Außer den älteren Angaben bei Jöcher und Rotermund und den erreichbaren Schriften sind handschriftliche und archivalische Quellen aus Kapellendorf und dem gräflichen Hauptarchiv in Wernigerode benutzt. Vgl. Zeitschrift des Harzvereins f. Gesch. u. Alterth.-Kunde. 16. Jahrg. 1883.