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Artikel „Mylius, Georg“ von Georg Christian Bernhard Pünjer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 142–143, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mylius,_Georg&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 01:31 Uhr UTC)
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Mylius: Georg M., Prediger und Professor zu Wittenberg, ward 1548 zu Augsburg geboren, wo sein Vater Wolfgang Müller oder Gering (vgl. o. S. 134) als Zimmermann lebte. Von einem Onkel in der lutherischen Lehre unterwiesen und auf [143] den Schulen seiner Vaterstadt gebildet, studirte M. seit 1566 in Straßburg, Tübingen und Marburg, wurde 1572 in seiner Vaterstadt Augsburg Diaconus an der Kirche zum heiligen Kreuz, 1576, nachdem er in Tübingen zum Doctor der Theologie promovirt war, Pastor an St. Anna und bald darauf Superintendent des Ministeriums und rector collegii evangelici. Als solcher wirkte er mit großem Eifer und Segen. Im J. 1582 sandte Papst Gregor XIII. an Kaiser Rudolph II. den verbesserten Kalender. Die Protestanten erklärten sich fast alle gegen die Annahme desselben, weil der Papst in der Einführungsbulle kraft seiner apostolischen Autorität allen Christen bei Strafe der Excommunication die Annahme anbefahl. Der Kaiser gab für seine Erblande nach, aber die protestantischen Fürsten blieben bei ihrer Weigerung. Augsburg dagegen wollte sich dem Kaiser freundlich erweisen und den Kalender einführen. Die Protestanten widersprachen und M. galt als ihr Anstifter. Der Senat erwirkte unter Hinweis auf die für Handel und Geschäft aus der Verschiedenheit des Kalenders sich ergebende Störung ein Einführungsdecret vom Kaiser, aber die protestantische Geistlichkeit, M. an der Spitze, erklärte, in allen weltlichen Dingen würden sie dem Decret gehorchen, nicht aber in Sachen der kirchlichen Feste u. dgl. Darüber erbost, ließ der Senat ihn durch Bewaffnete aus der Stadt bringen, aber die Bürger befreiten ihn und führten ihn im Triumph zurück. Doch wurde er gezwungen, am 28. Mai 1584 die Stadt zu verlassen. M. wandte sich nach Ulm, wo er freundliche Aufnahme fand, als Privatmann ruhig lebte und durch den Tod von Frau und Sohn in tiefe Betrübniß versetzt wurde. Vergeblich bemühte sich Braunschweig, ihn als Nachfolger des Martin Chemnitz zu gewinnen, doch folgte er im Juni 1585 einem Rufe als Prediger und Professor nach Wittenberg. Hier fand er mancherlei Anfeindung und siedelte am 12. Februar 1589 nach Jena über, wo er Professor und 1601 außerdem noch Oberpfarrer und Superintendent wurde. Viele Rufe an andere Universitäten lehnte er ab, kehrte aber im October 1603 nach Wittenberg zurück, wo er bis an seinen Tod am 28. Mai 1607 als Professor und Superintendent wirkte.

Vgl. die Leichenrede von Leonh. Hutter: De vita, rebus gestis et obitu Geo. Mylii. Viteb. 1607. Schriften bei Jöcher.