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Artikel „Mair, Paul Hektor“ von Wilhelm Vogt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 121, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mair,_Paul_Hector&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 07:36 Uhr UTC)
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Mair: Paul Hektor M. entstammte einer augsburgischen wohlhabenden Familie. Sein Geburtsjahr, wie Name und Stand seiner Eltern sind unbekannt; dagegen wird berichtet, daß er von seinem Großvater Hans M., dessen Vorliebe für geschichtliche Aufzeichnungen auf ihn überging, ein ansehnliches Vermögen geerbt habe. 1537 wurde M. vom Rath der Stadt zum Rathsdiener ernannt, 1541 mit der Führung der städtischen Kasse betraut. Durch seine Tüchtigkeit und Brauchbarkeit wußte er sich das größte Vertrauen im Amt, durch seine oft mit Kosten verbundene Vorliebe für geschichtliche Sammlungen ein allgemeines Ansehen in der Stadt zu erringen. So kam es, daß selbst das verhängnißvolle Jahr 1548 mit seiner Verfassungsänderung für ihn keine Folgen hatte. Auch die neuen Herren wußten seine Arbeitskraft zu schätzen, ja sie übertrugen ihm noch zu seinen anderen Geschäften das Proviantamt, in welchem er es mit ungeheuren Summen zu thun hatte. Obwohl gerade damals mancherlei Unterschleife Seitens einzelner Stadtbediensteten vorkamen und diese aufs Strengste bestraft wurden, so dachte doch Niemand an die Möglichkeit, daß auch M. dieselben schlechten Wege wandele. Trotzdem lebte er Jahre lang von entwendetem Gelde; sein Haushalt, seine Sammlungen von Büchern und besonders von Waffen und Rüstungen erforderten einen solchen Aufwand, daß hierzu weder sein Gehalt noch sein Vermögen hinreichte. Er muß es verstanden haben, seine Untreue auf die schlaueste Weise zu verbergen, denn volle 18 Jahre trieb er sein Unrecht. Endlich schöpfte man Verdacht und verhaftete ihn. Als die Stadtknechte bei ihm eintraten, versetzte er sich in der richtigen Erkenntniß, was dieser ungewohnte Besuch zu bedeuten habe, mehrere Stichwunden, die aber nicht hinreichten, ihn zu tödten. Nachdem seine Betrügereien durch eine genaue Untersuchung festgestellt waren und er auch selbst ein reumüthiges Bekenntniß abgelegt hatte, wurde er trotz der Verwendung hoher Gönner, so z. B. des baierischen Herzogs Wilhelm, 1579 zum Tode verurtheilt und gehängt. Sein Vermögen, seine Sammlungen und Bücher zog der Rath ein. Seine geschichtlichen Unternehmungen sind von großem Umfang und hoher Bedeutung. Er hinterließ eine Stadtchronik, ferner Vorarbeiten für eine „memory zu ainer cronica“, unter denen sein schon von seinem Großvater begonnenes Buch, wie es „in den reychstagen etc. mit empfahungen, schenkungen und verehrungen, desgleichen wie es in den sterbenden leufen und sonst in andre weg in diser statt Augsburg gehalten worden ist“, erwähnt werden muß. Außerdem legte er Fecht- und Kampfbücher, ferner ein Wappenbuch der Augsburger Geschlechter an und ließ sie von tüchtigen Malern mit den entsprechenden Bildwerken schmücken. Sein Hauptverdienst aber besteht darin, daß er hervorragende Geschichtsquellen sammelte und sorgfältig abschrieb oder abschreiben ließ. So verdanken wir ihm nicht nur zwei vorzügliche Abschriften der Chronik Aventins, sondern auch die wichtigste Handschrift der Chronik des Burkhard Zink.

v. Stetten, Lebensbeschreibungen. Zapf, Bibliothek. Chroniken deutscher Städte, Bd. IV.