ADB:Magnus II. (Herzog von Braunschweig-Lüneburg)

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Artikel „Magnus II. mit der Kette, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 64–66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Magnus_II._(Herzog_von_Braunschweig-L%C3%BCneburg)&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 13:19 Uhr UTC)
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Magnus II. mit der Kette (torquatus), Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Sohn Herzog Magnus’ I. des Frommen, geb. etwa 1328, † 1373. Seiner ersten Schicksale ist bereits im vorigen Aufsatze gedacht worden. Als seinem Bruder Ludwig 1355 die Nachfolge in Braunschweig und Lüneburg zugesichert wurde, hat er wol die 1348 seiner Verwaltung übergebenen Gebiete südlich des Harzes als künftiges Erbtheil, später als Eigenthum erhalten. Denn [65] er verkaufte dem Erzbischofe Dietrich von Magdeburg 1366 das Schloß Lauchstädt und begab sich damit aller Ansprüche auf die Pfalzgrafschaft Sachsen, mit welcher ohnehin Kaiser Karl IV. schon 1356 den Herzog von Sachsen belehnt hatte. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig († 1367) erhielt er dessen Anrecht auf die Nachfolge in den Fürstenthümern Braunschweig und Lüneburg. Im April 1368 ernannte ihn Herzog Wilhelm von Lüneburg zum Amtmann über sein Land, und seitdem hat er im Wesentlichen hier die Regierung geführt, wenn Wilhelm auch erst am 23. November 1369 gestorben ist. Der Tod seines Vaters († 1369) setzte ihn auch in den Besitz des Fürstenthums Braunschweig. Eine große Macht vereinigte er so in seiner Hand; durch Bündnisse mit anderen Fürsten, wie durch die Erbverbrüderung mit Herzog Erich IV. von Sachsen-Lauenburg, später mit seinem Vetter Herzog Otto dem Quaden u. A. suchte er dieselbe noch zu verstärken, um den von den sächsischen Herzögen erhobenen Ansprüchen auf das Fürstenthum Lüneburg mit Erfolg entgegentreten zu können. Leider beschränkte er sich nicht auf diese Aufgabe, sondern ließ sich in weitergehende Unternehmungen ein. Da er hierzu seine Macht hauptsächlich im Norden vereinigen mußte, so verpfändete er das südlich gelegene Sangerhausen an die Markgrafen von Meißen. Dann schloß er ein Bündniß mit dem Könige Waldemar von Dänemark, das vornehmlich gegen die Hansestädte gerichtet war. Dadurch entfremdete er sich die wichtigsten seiner Städte und verwickelte sich in einen Krieg mit dem Herzoge Albrecht von Mecklenburg, der unglücklich für ihn auslief. Um den Gegner zu schädigen und das Lösegeld für die mecklenburgischerseits gemachten Gefangenen zu gewinnen forderte M. vom Rathe zu Lüneburg die Güter der bei der Lüneburger Saline betheiligten Mecklenburgischen Stifter ihm auszuantworten. Als der Rath dies Ansinnen zurückwies, besetzte er die Stadt und die über ihr gelegene Burg; er verlangte in gewaltthätiger Weise Zahlung einer hohen Geldsumme, ließ sich die Privilegien der Stadt ausliefern, zwang die Stadt auf eine Anzahl derselben ausdrücklich zu verzichten. Dieses ebenso widerrechtliche wie unkluge Verfahren erregte gegen den Herzog den bittersten Haß zu Lüneburg, die größte Besorgniß in den anderen Städten; es erleichterte den sächsischen Fürsten ihre Anschläge auf die Erbschaft Wilhelms in gefährlicher Weise. Dieselben hatten sich am 3. März 1370 von Kaiser Karl IV. mit dem Fürstenthum Lüneburg zu gesammter Hand belehnen lassen; alle Insassen wurden angewiesen ihnen als Herren zu huldigen. Die Haltung des Kaisers in dem Streite schwankte nach den jeweiligen Zeitumständen; schloß doch M. mit seinem Sohne, dem Könige Wenzel, am 20. Mai 1370 sogar ein Bündniß ab. Aber der Befehl der Huldigung wurde nach dem Tode Herzog Rudolfs II. von Sachsen-Wittenberg für die Herzöge Wenzel und Albrecht wiederholt, über Herzog M. die Acht ausgesprochen und ihm der Krieg erklärt. Die Stadt Lüneburg hatte inzwischen Verhandlungen mit den sächsischen Herzögen angeknüpft und sich nicht unbedeutende Vergünstigungen von ihnen ausbedungen. Entschlossen sagten sie nun dem Herzoge M. auf; sie bemächtigten sich der Burg und öffneten dem Herzoge Albrecht am 2. Februar 1371 die Thore. Bald darauf ergab sich auch Uelzen dem Feinde und nach längerem Schwanken nahm ihn auch Hannover auf; die Burg Lauenrode wurde erobert und von den Bürgern Hannovers zerstört. Auch manche Bundesgenossen und Lehensleute, wie Magnus’ Schwager, Graf Otto von Schauenburg, dem jener Güter seiner Gemahlin gewaltsam vorenthielt, gingen zu den Sachsen über. Um die Unterstützung der Stadt Braunschweig sich zu sichern, mußte M. derselben nicht unbeträchtliche Zugeständnisse machen. Die bald auf beiden Seiten eingetretene Erschöpfung nöthigte zu einem Waffenstillstande, den jedoch M. durch Festnahme von 60 meißnischen Kriegern brach. Ein [66] ebenfalls noch während der Waffenruhe von Magnus’ Mannen ausgeführter Ueberfall der Stadt Lüneburg schlug fehl und hatte zur Folge, daß viele Ritter in die Gefangenschaft der Stadt geriethen. Der Krieg ging fort. Aber der Geldmangel machte sich auf beiden Seiten, nicht zum Wenigsten in der Stadt Lüneburg, auf das Fühlbarste geltend; er lähmte alle Unternehmungen, die in Folge dessen nirgends bedeutenderen Umfang annahmen. Eine Wiederholung des Waffenstillstandes entsprach bald dem beiderseitigen Bedürfnisse. Nach längeren Verhandlungen einigte man sich am 6. Juli 1372 zu Lüneburg dahin, die Entscheidung des Streites einem Schiedsgerichte zu überlassen, für das der Kaiser Ort und Tag bestimmen sollte. Dasselbe ward auf den 3. November nach Pirna angesetzt. Aber M. blieb dort aus, und der Kaiser sprach deshalb den sächsischen Herzögen das Fürstenthum Lüneburg zu, wiederholte aber über Herzog M. die Acht. Die Feindseligkeiten wurden fortgesetzt. Am 12. Juli 1373 belagerte Herzog M. das Schloß Ricklingen; Herzog Albrecht entsetzte dasselbe und eroberte Pattensen. Als von dort die Grafen von Schauenburg und Everstein nach Hause ziehen, greift M. sie am 25. Juli bei dem Dorfe Leveste an. In der Meinung seinem Schwager, dem Schauenburger, zu begegnen, rennt er gegen den Grafen von Everstein an. Beide fallen; am folgenden Tage scheint M. den Geist aufgegeben zu haben. Der Kampf um das Fürstenthum Lüneburg währte fort; erst 1388 wurde er unter Magnus’ Söhnen durch den Sieg bei Winsen zu Gunsten der Welfen beendet. – Herzog M. besaß die Tugenden und Fehler des damaligen Ritterstandes. Kriegsmuth und Tapferkeit waren ihm im vollen Maße eigen, aber sein leidenschaftlicher Sinn, der im Zorn kein Maß und Ziel kannte und ihn alle Regeln politischer Klugheit außer Acht setzen ließ, riß ihn nicht selten zu bedenklichen Mitteln, zu wilder Gewaltthat fort, die ihn seiner natürlichsten Verbündeten beraubte. Der Abfall Lüneburgs, durch ihn selbst veranlaßt, war für ihn der schwerste Schlag; er gab den Feinden den festesten Stützpunkt für ihren Angriff, den er sonst wol leicht hätte abschlagen können, wenn er nur in kluger Weise verstanden hätte die Macht seiner Städte sich zu eigen zu machen. – Seine Gemahlin Katherine, eine Tochter des Fürsten Waldemar von Anhalt, die er vor 1356 geheirathet hatte, vermählte sich nach seinem Tode mit seinem Gegner, dem Herzoge Albrecht von Sachsen-Wittenberg, und starb am 30. Januar 1390. Von seinen vier Söhnen war einer, Namens Otto, Geistlicher geworden und starb als Erzbischof von Bremen 1406. Nach dem Tode des Aeltesten, Herzog Friedrichs (s. Bd. VII, S. 497), theilten Bernhard und Heinrich die Lande; jener ward in der Folge der Stifter des mittleren Hauses Lüneburg, dieser der des mittleren Hauses Braunschweig. Außer diesen Söhnen hinterließ M. acht Töchter.