ADB:Bernhard I. (Herzog von Braunschweig-Lüneburg)
Magnus II. (mit der Kette zugenannt) von Braunschweig. Letzterer hatte das Fürstenthum Lüneburg, welches er zu den braunschweigischen Landen mit besaß, an den Kurfürsten Wenzeslaus und Herzog Albrecht von Sachsen, welche frühere Ansprüche geltend machten, verloren und es war dadurch eine langjährige Fehde entstanden. Als Herzog Magnus II. am 25. Juli 1373 in der Schlacht bei Leveste vor dem Deistergebirge getödtet ward, war von seinen vier Söhnen keiner volljährig. Doch wurde, wie sein ältester Bruder Friedrich bereits früher, Bernhard am 22. Sept. 1373 mündig erklärt. Den Bemühungen der Mutter gelang es, die beiden ältesten damals allein majorennen Söhne Friedrich und Bernhard zu bewegen, den langjährigen Streit durch einen Vergleich zu schlichten. Sie vertrugen sich am 29. Sept. 1373 mit den beiden sächsischen Fürsten dahin, daß Kurfürst Wenzeslaus und Herzog Albrecht als die älteren Fürsten die Regierung in Lüneburg fortführen, nach deren Absterben diese aber auf die Herzöge Friedrich und B. übergehen und letztere, sobald sie zu den Jahren kommen würden, mit den beiden Töchtern des Kurfürsten Wenzeslaus sich verheirathen sollten. Ihre Mutter Katharina, des Kurfürsten Waldemar von Brandenburg Tochter, vermählte sich in zweiter Ehe mit dem Herzoge Albrecht von Sachsen und folgte ihrem Gemahle nach Celle, während Herzog Otto von Braunschweig-Göttingen, von seinen Zeitgenossen seiner Streitsucht und ruhigen Gemüthsart wegen der Böse oder der Quade (malus) genannt, die Vormundschaft über seine minderjährigen Vettern und mit derselben [417] die Regierung im Herzogthume Braunschweig übernahm und bis zum J. 1381 führte. Im J. 1374 verabredeten die Herzoge Friedrich und B., daß stets der Aelteste Regent der braunschweigischen Lande sein solle. Seit dieser Zeit scheint Herzog Friedrich die Fürsorge für das Lüneburgische großen Theils seinem Bruder B. überlassen zu haben, dessen Name hier hinfort fast allein neben denen der sächsischen Fürsten genannt wird. Im J. 1385 gerieth B. mit den Herren von Schwichelde und von Steinberg in Fehde, wurde in einem Treffen gefangen genommen und auf die Feste Bodenberg geführt, woselbst er bis zum J. 1388 in Haft blieb, bis er durch Zahlung einer Summe von 7000 Gulden aus derselben befreit wurde. Neue Streitigkeiten wegen Celle führten zu erneuerten Kämpfen zwischen den sächsischen und braunschweigischen Fürsten. Der jüngere Sohn des Herzogs Magnus II., Heinrich, war mit dem von den Brüdern mit den sächsischen Fürsten geschlossenen Vergleiche nicht einverstanden und wollte sich nicht mit dem ihm zugetheilten geringen Landestheile begnügen. Es kam zwischen ihm und dem Kurfürsten Wenzeslaus zur Fehde. Letzterer sammelte sein Kriegsheer bei Winsen an der Aller und zog von da nach Celle, welches er einzunehmen gedachte. Während der Belagerung starb er plötzlich, doch setzten die Lüneburger die Belagerung fort. Ihnen zogen die Brüder Friedrich und Heinrich von Braunschweig, unterstützt von den Bürgern der Stadt Braunschweig, entgegen und gewannen am 11. Juni 1388 bei Winsen an der Aller einen glänzenden Sieg über die Lüneburger, dessen Folge die Wiedererwerbung des Landes Lüneburg für die Welfen war. Hierauf vertrugen sich die drei Brüder Friedrich, Bernhard und Heinrich zu Uelzen dahin, daß Friedrich die Regierung in der Herrschaft Braunschweig allein, Bernhard und Heinrich dagegen in Lüneburg, zu welchem mehrere braunschweigische Landestheile gelegt wurden, gemeinschaftlich erhielten. Die Herzöge von Sachsen entsagten in dem Vertrage vom 21. Januar 1389 ihren Ansprüchen an Lüneburg. Im J. 1390 erwarb B. die Aemter Klötze und Schnakenburg und ertheilte im J. 1392 den lüneburgischen Städten und der Ritterschaft den sogen. Satebrief, durch welchen den Ständen die wichtigsten Gerechtsame eingeräumt wurden. Als Herzog Friedrich am 5. Juni 1400 bei der Rückkehr von Frankfurt a. M., wo über die Absetzung des Königs Wenzeslaus und die Neuwahl eines römischen Kaisers verhandelt worden, bei Fritzlar meuchlerisch überfallen und ermordet wurde, fiel der ihn begleitende B. in der Gegner Gewalt, wurde aber bald wieder aus derselben befreit, und es kam nun das Land Braunschweig an die beiden Brüder B. und Heinrich. Diese geriethen wegen des Mordes ihres Bruders im J. 1401 mit dem Erzbischof von Mainz und dem Grafen von Waldeck in Fehde und verpfändeten zur Deckung der Kriegskosten am 24. Febr. 1406 dem Rathe der Stadt Braunschweig Feste und Gericht Asseburg wiederkäuflich für 2000 Mark. Zehn Jahre fast regierten die beiden Brüder gemeinschaftlich, dann kam es im Jahre 1409 zwischen ihnen zur Theilung. Herzog B. erhielt das Braunschweigische mit Hannover und dem Lande zwischen Deister und Leine. Nach dem Tode des Bruders Heinrich kam es am 22. August 1428 zwischen B. und den Neffen Heinrich und Wilhelm zur neuen Theilung, in welcher B. nun den lüneburgischen Theil mit Gifhorn und Fallersleben, Hameln etc. wählte, wogegen das Land Braunschweig an die Neffen kam. Wie bei der Theilung von 1409, so blieben auch diesmal die Stadt Braunschweig mit der Burg und den Stiften St. Blasii und St. Cyriaci, die Stadt Lüneburg mit ihren Zöllen etc. sämmtlichen Herzogen gemeinschaftlich. B. starb am 11. Juni 1434 zu Celle und liegt in der Michaeliskirche zu Lüneburg begraben. Im J. 1386 hatte er sich mit Margaretha, Tochter des Kurfürsten Wenzeslaus von Sachsen, vermählt, welche im J. 1429 starb und ihm drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter geboren [418] hat, Otto den Hinkenden, † 1455, und Friedrich den Frommen, † 29. Mai 1478, und Katharina, verheirathet an den Herzog Kasimir von Pommern.
Bernhard I., Herzog v. Braunschweig, † 1434, Stifter der mittleren lüneburgischen Linie des Hauses Braunschweig, „ein feiner hurtiger Herr und wolgeübter streitbarer Kriegsheld, welcher sich in Turnieren, Stechen, Brechen, Rennen und anderen ritterlichen Uebungen viel und wohl versuchet“, war der zweite Sohn des Herzogs