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Artikel „Mader, Joh. Christoph“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 32–33, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mader,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 17:41 Uhr UTC)
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Mader: Joh. Christoph M., Bildhauer, geb. 1697 zu Ullersdorf bei Dux, im Leitmeritzer Kreise Böhmens, † 1761 zu Wien. Entsprechend dem Dienstverhältnisse des Vaters als obrigkeitlicher Schaffner und gemäß der Ortsüblichkeit, nach welcher die Kinder blos in den Wintermonaten nothdürftige Schulung erhielten, während der besseren Jahreszeit aber in der Mehrzahl Frohndienste leisten mußten, verbrachte M. den Haupttheil seiner Jugendzeit als Hirtenjunge. Wie schon vielfach, entspann sich auch aus diesem Schäferzustande eine Künstlerlegende. M. fand nämlich einen Genossen, der mit besonderer Geschicklichkeit zu schnitzen verstand und ihm Anregung gab sich ähnlicherweise zu beschäftigen. Bald gleich geschickt wie sein Vorarbeiter sollte nun zu Größerem geschritten, [33] das Weiden aufgegeben werden. Verlacht darob von den Seinen, kam er um so leichter zum Entschlusse heimlich aufzubrechen und Einen zu suchen, bei dem sich’s Figurenmachen lernen lasse. Welchen Weges er zog, darüber fehlen uns Daten. Bekannt blieb nur die Begegnung mit einem Landpfarrer, dem es anlag zu wissen, welchem Ziele der 15jährige Wanderer zutreibe; der auch leicht dahinter kam, daß demselben noch das nöthige Rüstzeug für’s Zielerreichen fehle. Offenbar herzensfroh, einen wohlwollenden, seinem Streben Verständniß entgegenbringenden Menschen gefunden zu haben, liegt die Erklärung nahe, wie so es kam, daß M. bereitwillig darauf einging, anstatt weiter zu wandern, eine Zeit lang im Pfarrhause zu Gaste zu bleiben. Unerrathener Zweck war, den in seiner Schulbildung vernachlässigten liebevollsten Eifers nachzuschulen und auch mit dem für sein angestrebtes Fach nothwendigen Elementarzeichnen vertraut zu machen. – Weitere Daten besagen, daß M. von seinem geistlichen Freunde, einem Bildhauer in Ossegg, Namens Joh. Edm. Richter, zugeführt, von 1713–1718 dessen Lehrling geblieben sei und doch im Erkennen des bedeutenden Talentes dieser Lehrherr M. genöthigt habe, seine fernere Ausbildung in Wien zu suchen. – Richtig tauchte er in Kürze in der Residenz wieder auf und zwar als „Geselle“ in der Werkstatt des Prinz Eugen’schen Hofbildhauers Stanetti, mit Aufgaben beschäftigt, wie sie nur den besten Gehilfen anvertraut werden konnten. – Ein Zwischenfall machte es besonders klar, welchen Werth Meister Stanetti unserem M. beimaß. Als Leibeigener vom Grundherrn seines Geburtsortes 1724 einberufen, um die durch Todesfall entstandene Lücke eines „Büchsenspanners“ auszufüllen, wandte sich M., solcher Erniedrigung zu entgehen, an die erstnächste hohe Persönlichkeit, die in der Werkstätte erschien, der Meinung sie könne ihm helfen. Zufälllg war es der dänische Gesandte am kaiserlichen Hofe, der aber keinen anderen Ausweg wußte als den nach Dänemark – indeß Stanetti, momentan schweigsam, des besseren Mittels, den lieben Gesellen in der Nähe zu behalten, sich versah, nämlich der Schutzmacht des Prinzen Eugen. Die Freilassung Mader’s wurde diesen Weges erwirkt; er blieb zur Stelle bis über das Ableben des Meisters, um hiernach in aller Form zum Hofbildhauer des Prinzen ernannt zu werden. – Ueber die Leistungen dieser Periode der Selbständigkeit bis 1736 – dem Todesjahre des Prinzen – waren bisher genaue Daten nicht zu ermitteln. Aus der Nachzeit ist dafür bekannt, daß, wie unter Karl VI. eine Concurrenz für die Denksäulen von der Karlskirche zu Wien eröffnet wurde, sich M. daran betheiligte und seine preisgekrönten Modelle unter Beiziehung Jakob Schletterer’s in rühmenswürdigster Weise ausführte. Anläßlich seiner hervorragenden künstlerischen Thätigkeit ernannte ihn auch die Akademie der bildenden Künste 1760 zu ihrem wirkenden Mitgliede.