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Artikel „Mader, Joseph von“ von Theodor Stenzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 33–34, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mader,_Joseph_von&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 16:58 Uhr UTC)
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Mader: Joseph v. M., bedeutender und hochverdienter Numismatiker, wurde am 8. September 1754 in Wien geboren. Sein Vater, Johann Christoph M., war ein namhafter Bildhauer daselbst, ein Schüler des im Dienste des Prinzen Eugen von Savoyen stehenden Meisters Stanetti, dessen Nachfolger er später wurde. M. verlor den Vater bereits im J. 1761 und wurde nun nebst seiner Schwester von der vortrefflichen Mutter aufs beste erzogen. Da der hochangesehene Vater, welcher auch zum Mitgliede der Wiener Kunstakademie ernannt worden war, seiner Familie ein nicht ganz unbedeutendes Vermögen, das er sich erarbeitet, hatte hinterlassen können, war es dem Sohne vergönnt die besten Lehranstalten zu besuchen. Er lernte treu und fleißig und galt bald an dem von ihm besuchten Jesuitengymnasium als einer der besten Schüler. Unter seinen Lehrern erwarb sich besonders der hochberühmte Joseph Hilarius Eckhel das Verdienst, den jungen M. auf das vortheilhafteste zu beeinflussen. [34] Mit Recht wird gerühmt, daß der Schüler dem Lehrer mit bestem Erfolge nachgeeifert habe in wissenschaftlicher Wahrheitsliebe, gründlicher Gelehrsamkeit, Klarheit und Bescheidenheit. M. widmete sich zunächst der Rechtswissenschaft. Schon als Jüngling von 20 Jahren schrieb er eine Abhandlung über seines berühmten und verdienstvollen Lehrers und Gönners, des Freiherrn v. Martini, System des Naturrechts. Wenige Jahre darauf erwarb er sich den Grad eines Dr. jur. und im J. 1779 errang er sich die Professur für deutsche Rechtsgeschichte und Staatenkunde an der Universität Prag. Dort hat er dann in reichem Segen und in hohem Ansehen bis an seinen Tod gewirkt, welcher am 25. December 1815 erfolgte. Von welcher Zeit an M. seine im Laufe der Jahre bedeutend gewordene Münzsammlung anlegte und die Numismatik liebte, wissen wir nicht; sicherlich aber täuschen wir uns nicht, wenn wir annehmen, daß sein an die gründlichste Behandlung seiner Wissenschaft gewöhnter Geist sehr bald den Sammler zum Forscher machte. M. wendete sich ganz besonderes dem damals noch fast völlig brach liegenden Felde der mittelalterlichen Numismatik zu und hier gerade liegt sein Hauptverdienst. Schon seine erste numismatische Arbeit, der 1797 erschienene „Versuch über die Brakteaten“, war ein Meisterwerk und überragte weit Nik. Seeländer’s zehn Schriften von teutschen Münzen mittlerer Zeiten, wie verdienstlich diese auch sein mochten. Mader’s „Zweiter Versuch“, 1808 erschienen, muß auch noch jetzt von jedem Freunde der Münzkunde des Mittelalters so gründlich studirt werden, als er vor 75 Jahren geschrieben wurde. Nicht minder dankbar müssen wir dem höchst gewissenhaften Forscher für seine 6 Bände „Kritische Beiträge zur Kunde des Mittelalters“ sein, welche 1803 bis 1813 erschienen. Berichtigungen, welche zu den Mader’schen Schriften hier und da, z. B. Numism. Zeitung 1859, veröffentlicht worden sind, können und sollen nicht im entferntesten dem verdienstreichen Manne die ihm gebührende Krone rauben. Mir insonderheit war es eine Freude, daß mein auf dem ersten Vereinstage deutscher Münzforscher gestellter Antrag, eine Medaille zum ehrenden Gedächtnisse Joseph v. Mader’s prägen zu lassen, allseitigen Beifall fand und dann so trefflich ausgeführt wurde. An ehrenden Anerkennungen seines Strebens und seiner Verdienste hat es M. unter seinen Zeitgenossen schon nie gefehlt. Sie wurden ihm nicht nur durch seine Freunde und Correspondenten zu Theil, sondern auch durch die österreichische Regierung. Unter jenen heben wir hervor den in Dresden residirenden schwedischen Gesandten v. Bildt, einen eifrigen und verständnißreichen Münzsammler, ferner den bekannten Bischof Balthasar Münter in Kopenhagen, Professor Becker in Dresden, Professor Millin in Paris, Cardinal Steph. Borgia († 1804 in Lyon) und den dankbaren Schüler und Freund Mader’s, Friedlaender sen. in Berlin. Ferner nennen wir seine Prager Freunde, Professor Dinzenhofer, Graf Joseph Nostiz, Dr. v. Kulina, mit welchen M. die numismatische Gesellschaft in Prag stiftete. Von der Gesellschaft der Wissenschaften in Prag war M. bereits 1796 zum Mitgliede ernannt worden. Die österreichische Regierung aber ehrte ihn 1800 durch Ernennung zum kaiserlichen Rath, 1810 durch Verleihung des Leopoldordens und schließlich in seinem Todesjahre durch Erhebung in den „erbländischen Ritterstand“. In sein Wappen setzte er den Bildhauergriffel seines Vaters und seine eigene Schreibfeder.

Weiteres über die Verdienste und den lautern Charakter dieses edeln Mannes findet sich in seiner trefflichen Biographie, Berliner Bl. f. Münzkunde, Bd. V S. 1–11, worin Dr. Jul. Friedlaender ihm in herzlicher Dankbarkeit und Verehrung ein verdientes und erfreuliches Denkmal gesetzt hat.