ADB:Lupin, Friedrich Freiherr von

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Artikel „Lupin, Friedrich Freiherr von“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 646–647, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lupin,_Friedrich_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 14:25 Uhr UTC)
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Lupin: Friedrich Freiherr v. L., geboren am 11. Novbr. 1771 in Memmingen, † am 28. Novbr. 1845 zu Illerfeld bei Memmingen, einem alten Patriciergeschlechte der freien Reichsstadt Memmingen entsprossen, sollte sich bei sehr einseitiger Jugenderziehung und nach Besuch des Lyceums seiner Vaterstadt die letzte Politur eines reichsstädtischen Junkers auf der Universität Straßburg 1789 aneignen. Hier warf sich aber L. so in den Strudel der damaligen Bewegung, daß er sich bald genöthigt sah, so rasch als thunlich Straßburg wieder zu verlassen. In Göttingen setzte er sodann das Studium der Rechte fort und widmete 3 Jahre mit großem Fleiße seinem Fache. Seine Reiselust führte ihn von hier nach dem Harze, wo er bei seiner phantastisch angelegten Natur durch die dortigen Bergwerke mächtig angeregt wurde, so daß er von da an auch mineralogische und technische Studien in Göttingen unter Blumenbach und Beckmann, nach seiner Uebersiedelung nach Erlangen besonders bei Schreber und Esper mit allem Eifer betrieb. Zahlreiche und große Reisen nach dem Harze, im Erzgebirge, in Franken, in der Rhön, im Fichtelgebirge, Siebengebirge, Böhmerwald, die er dann bis Schweden, Ungarn, die Karpathen und Alpen ausdehnte, benützte er hauptsächlich zu geognostischen Untersuchungen und zum Sammeln von Mineralien. Als Frucht dieser wissenschaftlichen Reisen erschien 1793 seine erste Probe schriftstellerischer Thätigkeit: „Mineralogische Wanderungen durch Franken“. 1794 in seine Vaterstadt zurückgekehrt, trat er die sehr arbeitsreiche Stellung eines Stadtgerichtsassessors an, neben der er nach Ausbruch des französischen Krieges 1796 auch noch das verantwortliche Amt der Verpflegungsgeschäfte und der Abrechnung übernehmen mußte. Dies verschaffte L. jedoch reiche Gelegenheit, mit hervorragenden Personen, namentlich mit Heerführern in nähere Berührung zu kommen. Seine Vaterstadt belohnte ihn für die gut geleisteten Dienste durch Beförderung zum Kanzleidirections-Adjunkten und 1802 zum wirklichen Director. In dieser Stellung wurde er mehrfach mit politischen Missionen nach Paris und als Abgeordneter zur Reichsfriedens-Deputation in Regensburg mit der schwierigen Aufgabe betraut, die seiner Vaterstadt drohende Mediatisation hintanzuhalten. Sein Versuch war vergebens, Memmingen wurde baierisch und L. zur Huldigung nach München gesendet. Nunmehr in Memmingen als Director überflüssig geworden, suchte er eine andere passende Stelle im baierischen Staatsdienste zu erlangen. Dazu bot sich ihm wegen seiner mineralogischen Kenntnisse die Stelle eines Bergcommissarius, welche mit dem Auftrage verknüpft war, eine mineralogische Monographie [647] des Landes herzustellen. L. erfaßte mit Eifer diese Ausgabe und brachte eine große Sammlung von Mineralien zusammen. Die näheren Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er in der sehr inhaltsreichen Schrift: „Min.-geognostische Beobachtungen über die schwäbische Alb“ (2. Bd. d. Denkschr. d. bayer. Akad. d. Wiss., 1809–10) und in der Abhandlung: „Zusammenstellung der auf einer geognostischen Reise in Schwaben und Tirol gemachten Beobachtungen“ in Moll’s Ephemer. I. Bd. Hst. V, 353. 1809 wurde L. zum Oberbergcommissär befördert, verbrachte aber von da die meiste Zeit auf dem von ihm erweiterten väterlichen Gut Illerfeld bei Memmingen mit landwirthschaftlichen Beschäftigungen und ließ sich ganz hier nieder, als er 1821 bei Aufhebung der Centralstelle für Bergwesen mit vollem Gehalt quiescirt wurde. Seine schriftstellerische Thätigkeit setzte er mit dem der Königin Karoline gewidmeten Werke: „Die Gärten, ein Wort zu seiner Zeit“ fort und faßte den Plan zu einer ausgedehnten Publication: „Biographie jetztlebender oder erst im Laufe es gegenwärtigen Jahrhunderts verstorbener Personen, welche sich durch Thaten und Schriften denkwürdig gemacht haben“, wovon jedoch 1826 nur ein Band erschienen ist. Unter dem Pseudonym Florian Felbel publicirte er das humoristische Schriftchen: „Schulrede gehalten am Sylvesterabend 1827“ (erste erneuerte Schulrede 1840). Besonders verlegte sich L. aus altem Sammeleifer jetzt auf das Zusammenbringen alter Kunstgegenstände, Bilder, Antiquitäten aller Art, mit denen er sein schloßartiges Landhaus in sehr verständnißvoller Weise schmückte und zu einer reichen Kunstsammlung erhob. König Ludwig besuchte 1829 diese seltene Privatsammlung und ehrte den kunstsinnigen Besitzer durch die Erhebung des Geschlechtes der Lupin in den Freiherrnstand. Die Muße seiner letzten Lebensjahre benutzte L. zur Abfassung einer Selbstbiographie, zu welcher er schon in dem vorangegangenen, mit seltenem Humor verfaßten Schriftchen: „Der Landbär“, 1840 gleichsam die Einleitung geliefert hatte. Die den Stil und die Manieren Jean Paul’s nachahmende Selbstbiographie in 4 Bänden, 1844 bis 1847, welche voll Humor und mit scharfer Ironie die interessanten Zeitereignisse seines Lebens in geistreicher Weise schildert, reifte erst nach seinem Tode zur Publication.

Neuer Nekrolog. Jahrg. 1845. 915.