ADB:Lorck, Melchior (2. Artikel)

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Artikel „Lorichs, Melchior“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 196–197, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lorck,_Melchior_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:15 Uhr UTC)
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Lorichs: Melchior L.[WS 1], geb. 1527 zu Flensburg, aus wohlhabendem Hause, in dem die dänischen Könige aus oldenburgischem Geschlechte einzukehren pflegten, lernte in Lübeck die Goldschmiedekunst, reiste dann aber mit Unterstützung Christians III. durch Süddeutschland, wo er sich als Kupferstecher und Holzschneider hervorthat. Er hielt sich, obwol damals ausgesprochener Lutheraner, am Hofe Kaiser Karls V. auf, wo er mit H. Aldegrever bekannt wurde, arbeitete für den Pfalzgrafen Otto Heinrich und ging mit reichen Empfehlungen auch des Cardinals Otto, Truchseß von Waldburg, zuerst nach den Niederlanden, dann nach Venedig und Rom, wo er 1550 aus des Michel Angelo[WS 2] Studien zum jüngsten Gericht einen seiner besten Kupferstiche lieferte, während auch von dieser Zeit an seine Holzschnitte als Meisterwerke gelten. Aus der älteren Zeit sind ein Papst in der Hölle, ein Porträt von Luther und von A. Dürer als Kupferstiche von ihm bekannt. Seine Studien in Rom über die Antike trieben ihn nach dem griechischen Süden. Mit der Gesandtschaft Kaiser Ferdinands an Soliman II.[WS 3] kam er 1557 nach Konstantinopel, wo er 3½ Jahre sich mit den dortigen Resten des Alterthums beschäftigte; die werthvollen Zeichnungen sind nicht wieder aufgefunden, das von ihm angekündigte Werk über die gesehenen Kunstwerke ist nicht erschienen. Die Bilder der drei Gesandten Busbecq[WS 4], Franz Zay[WS 5] und Antonio Wranczy[WS 6] stach er dort in Kupfer. Noch vor Busbecq kehrte er nach Wien zurück, von wo er Ende 1559 Bilder des Sultan Soliman und des persischen Gesandten Fürsten Ismael[WS 7] an Friedrich II. von Dänemark[WS 8] schickte. Der kurze begleitende Bericht über Einkünfte und Heer der Türkei ist 1574 auf einem Folioblatt in Antwerpen gedruckt. Bis 1577 hatte der nun berühmte Mann die verschiedensten Anerbietungen und hielt sich in buntem Wechsel an vielen Orten auf. Italienische und deutsche Höfe, Frankreich, die Niederlande, selbst die Wallachei riefen ihn, aber nur seine [197] Kunstwerke geben seinen Aufenthalt an; 1567 lieferte er in Sachsen in Holzschnitt das Porträt des unglücklichen, hingerichteten Ritters Wilhelm von Grumbach, 1568 in Hamburg die riesige Elbkarte, richtiger den Elblauf, vom Flusse abgezeichnet („Vorbiforth“) von Geesthacht bis in die See. Er erhielt dafür 406 M. 4 Sch. damaliges Hamburgisches Geld, die Kämmereirechnung nennt ihn „M. Mechlger Loraus, Conterfeier“. Er hatte also den Magistertitel erworben. 1575 lieferte er abermals in Hamburg eine Karte der Vierlande. Nachher ist er in Nürnberg, dann in Regensburg, wo er die Kirchenceremonien der dorthin gesandten Moskowiter in Holz schnitt, dann in Wien. Von hier ging er im Herbst 1577 mit der Gesandtschaft Rudolfs II., doch selbständig, wieder auf drei Jahr nach Konstantinopel. 1580 kam er nach Kopenhagen zurück, wo er als Hofmaler angestellt wurde und das Bild Friedrichs II. malte. Noch 1590 lebte er, als Ort seines Todes wird Kopenhagen, Konstantinopel, auch Rom (sogar mit der Zahl 1583) angegeben. Das große Werk über seine türkische Reise von 1577–80 mit den sehr gesuchten Holzschnitten ist erst 1626 bei Michel Hering in Hamburg in Folio erschienen unter dem Titel: „Des Weltweisen, kunstreichen und wohlerfarnen Herrn Melchior Lorichs Flensburgensis wolgerissene Figuren zu ross und fuss samt schönen türkischen Gebäwden und allerhand was in der Türkey zu sehen“ etc. etc. Lorichs’ Porträt mit der Jahreszahl 1575 steht vor dem Titel. Das Werk fand noch 2 Auflagen 1641 und 1646, und die Holzschnitte nahm E. G. Happel 1688 abermals in seinen Thesaurus Exoticorum auf.

Vgl. Die Elbkarte des Melchior Lorichs vom Jahre 1568, erläutert von Johann Martin Lappenberg etc. etc.“, Hamburg 1847. S. 2 ff., wo alle Quellen angegeben sind.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert im selben Band ein weiterer Artikel.
  2. Michelangelo Buonarroti (1475–1564), Maler in Rom und Florenz.
  3. Süleyman I. (um 1495–1566), 10. Sultan der Osmanen.
  4. Ogier Ghislain de Busbecq (1522–1592), kaiserlicher Diplomat.
  5. Ferenc Zay (1498–1570), kaiserlicher Diplomat.
  6. Antun Vrančić, oder Antonius Verantius (1504–1573), kaiserlicher Diplomat.
  7. Ismael, Gesandter von Schah Tahmasp I. von Persien am Hofe Süleymans I.
  8. Friedrich II. (1534–1588), König von Dänemark und Norwegen (ab 1559).