ADB:Loeffelholz von Colberg, Johann

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Artikel „Löffelholz von Colberg, Johann und Wilhelm“ von Johann August Ritter von Eisenhart in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 90–95, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Loeffelholz_von_Colberg,_Johann&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:34 Uhr UTC)
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Löffelholz: Johann und sein Vater Wilhelm L. von Colberg (auch Löffelholtz von Kollberg). – Die L. kamen nach alter Familienüberlieferung schon frühzeitig aus Sachsen ins Bambergische und erwarben Liegenschaften bei Holfeld, wo noch heute ein ansehnlicher Walddistrikt das „Löffelholz“ heißt. Im 13. Jahrhundert waren sie in Bamberg selbst seßhaft und gehörten zu den Edelbürgern, welche das städtische Regiment führten. Fritz der Alte, welcher als der erste bekannte Stammvater genannt wird, starb angeblich 109 Jahre alt 1338 zu Bamberg und liegt mit anderen seines Geschlechtes in der Frauenkirche daselbst begraben. Die steten Kämpfe der Bischöfe mit den Geschlechtern veranlaßten manchen Bürger, so auch den Urgroßvater des Thomas, Fritz II., mit seinem Bruder Burkard 1435 nach Nürnberg überzusiedeln, wo sie sofort in die Reihe der Rathsgeschlechter aufgenommen wurden. Fritzens Enkel, Wilhelm, wurde bereits 1454 als Herr des älteren Rathes, 1473 als Septemvir gewählt. Von dessen sechs Söhnen ist der Erstgeborene, Johann, Stammvater der noch blühenden älteren Linie, welche sich in den Hans-Wilhelm’schen und Hans-Paul’schen Zweig abtheilt, während der dritte Sohn Wilhelms, Wolfgang, die jüngere Linie gründete, welche 1872 erloschen ist. Mit Wilhelm beginnend hat die Familie durch alle Jahrhunderte Mitglieder aufzuweisen, welche zum Ruhme des Geschlechtes sei es als tüchtige Staatsmänner, sei es als kühne Degen in engeren oder weiteren Kreisen hervorragende und außergewöhnliche Dienste leisteten. Laut Diplom vom 6. August 1708 wurde der kaiserliche Generalfeldzeugmeister etc. Georg Wilhelm L. (s. d.) von Kaiser Joseph in den erblichen Reichsfreiherrnstand erhoben; die gleiche Auszeichnung erfuhren am 29. Juli 1715 drei Gebrüder Löffelholz mit ihren Nachkommen. Nach deren Aussterben ging die Reichsfreiherrnwürde auf das ganze Geschlecht über, welches in dieser Eigenschaft auch in die bairische Adelsmatrikel eingetragen wurde, als Nürnberg an die Krone Baiern fiel. – Johanns Vater ist vorerwähnter Wilhelm L., geb. zu Nürnberg am 1. October 1424, eines der bedeutendsten Mitglieder des städtischen Regimentes zu jener Zeit. – Seine Eltern, Hans der Alte und Barbara, des Otto Heyden Tochter, sandten ihn im 11. Lebensjahre „gen Pilsen, Latein und die Sprachen zu lernen“, wie die alte Familienaufzeichnung ohne weitere Aufklärung berichtet und dann lakonisch fortfährt: „er hat frühzeitig Lust zur Reiterei und zum Waidwerk gezeigt.“ In seine Vaterstadt zurückgekehrt erhielt er von Konrad Paumgärtner, einem der angesehensten Männer Nürnbergs, dessen Tochter Kunigunde, des Hieronymus Ebner Wittwe zum Weibe, mit der er am 7. Februar 1446 eine gar stattliche Hochzeit beging, welche durch ein von Patriziern in hohen Zeugen gehaltenes Gesellenstechen von 39 Helmen verherrlicht wurde. Ernsteren Waffengang galt es im verheerenden Städtekriege, wo er im siegreichen [91] Gefechte am Königsweiher – bei Pillenreuth – 1450 am St. Georgentage wider Markgraf Albrecht von Brandenburg an der Seite des Nürnberger Feldhauptmanns Kunz v. Kaufungen focht. Aber nicht auf blutiger Wahlstätte – auf anderem Felde sollte er seine geistigen Gaben zur Geltung bringen. Schon mit 30 Jahren (1454) in den inneren Rath gewählt, ward er 1464 alter Bürgermeister der Reichsstadt, 1473 Septemvir und dritter Kriegsoberster. Er blieb von da bis zu seinem frühen Tode eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der städtischen Verwaltung und hat sich namentlich durch kluge Verrichtung diplomatischer Sendungen verdient gemacht. Die Familienchronik schildert ihn als „sehr frommb und gottesfürchtig, mild, wohlgeacht und in großem Ansehen bei Rath, gemeinen Fürsten und dem Adel in Franken, sonderlich Bischof Anton von Würzburg sehr lieb und angenehm; ein arbeitsam, wohlerfahren, ansehnlich weis, streitbar und überaus wohlwollender Mann, der zu großen Dingen geboren; war stark, eine breite Brust und Schulter, mit braun langem Haar bis auf die Achsel, großen Augen und mund.“ – Die Wohlfahrt des Gemeinwesens zu fördern war damals in den Reichsstädten das erste Gesetz. Auch L. behielt es unverrückt im Auge sowol in der Rathstube bei den täglichen Regierungs- und Verwaltungsgeschäften wie bei den zahlreichen Sendungen, welche ihm nach auswärts aufgetragen wurden. Zu jener Zeit standen Faust- und Fehderecht noch in vollster Blüthe und hatten namentlich die Bürger der betriebsamen Reichsstädte von der landsäßigen Ritterschaft, die müßig auf ihren Burgen lungerte, an Leib und Habe viel zu dulden; denn immer kehrten die Klagen wieder, daß städtisches Gut „ausgehauen“, friedliche Kaufleute gefänglich eingezogen, Dörfer gebrandschatzt wurden. Abstellung solcher Fehdezüge oder Schlichtung derartiger Händel waren zum größten Theile der Zweck von Löffelholz’s Reisen und die häufigen „Plackereien“ des Landadels boten, wie erwähnt, immer neuen Stoff zu dieser Vermittlerrolle; so 1453 der kecke Ueberfall des Heinz Rüdt zum Kolenberg, der zehn Pferde stark den Alexius Haller hinwegführte, woraus sich allmählig ein kleiner Krieg entspann, welcher die Bundesstädte Nördlingen, Rothenburg, Dinkelsbühl, Windsheim und Weißenburg in Mitleidenschaft zog und erst 1455 um Unserer Frauen Himmelfahrt zu Mainz unter Mitwirkung Wilhelm Löffelholz’s und Ruprecht Haller’s seine Endschaft erreichte; so auch 1456 die Gewaltthätigkeiten und Raubzüge des Erasmus v. Eberstein im Dorfe Cost, weshalb L. an den Bischof von Würzburg abgeordnet wurde. Im Januar 1457 hatte er in Heidingsfeld zu thun. In diesem, mit Mainbernheim von der Krone Böhmen an Nürnberg verpfändeten Mainstädtchen waren schon im Sommer 1455 zwischen der Gemeinde und deren Rath Irrungen entstanden, welche L. und Haller im Auftrage der Reichsstadt vergeblich auszugleichen suchten. Als die Unruhen immer mehr wuchsen, beschloß Nürnberg mit bewaffneter Macht exekutive einzuschreiten, und stellte L., nebst Nicolaus Muffel mit dem Vollzuge betraut, die Ordnung alsbald wieder her. Im nächsten Jahre (1458) begleiten wir ihn auf den Tag nach Regensburg, wo er Herzog Albrecht von Baiern um Hilfe und Beistand anging bezüglich des Hansen v. Degenberg zu Alten-Nußberg, eines streitlustigen „Befehders“, der unter Anderem etliche Bürger gefangen nahm und bei Straubing ein nach Linz bestimmtes Nürnberger Kaufmannsschiff angriff. Im Frühjahr 1459 begegnen wir ihm am kaiserlichen Hofe; im gleichen Jahre mit Jobst Tetzel am pfalzgräflichen behufs Wiedergewinnung reichsstädtischen Bürgergutes, und im Juli (1459) hat er vom Rathe die Weisung wegen der „seltsam sich gestaltenden Läufe danieden im Lande mit Fleiß sich zu erkundigen und darüber zu berichten.“ Im October 1462 erschien er auf dem Tage zu Schweinfurt, später zu Münnerstadt, um den vom Grafen Johann v. Wertheim beschädigten Nürnberger Kaufherren mit Rath und That beizustehen, [92] und unmittelbar darauf – im October und November – führte ihn ein ähnlicher Auftrag zu den bairischen Herzogen Hans und Sigmund. Ferner melden uns die Chroniken von thätiger Vermittlung in den Händeln des Christoph Fuchs (1463), des Balthasar v. Thüngen (1463), des Peter v. Tünefeld (1466), sowie von seinen 1468 zu Bamberg angestellten geheimen Nachforschungen über den Zweck von Werbungen, welche von dort aus vorgenommen wurden. 1465 verglich er gemeinschaftlich mit Ludwig v. Eyb die Händel, welche zwischen Wilhelm und Erkenbrecht von Saunsheim (Seinsheim) und Nürnbergischen Unterthanen entstanden waren und befand sich am Dienstag nach St. Galli zu Landshut, als dort Herzog Ludwig den Burkhard von Knöringen mit Nürnberg „vertrug“. Während er so für die Habe Dritter besorgt war, erlitt er an der eigenen im nämlichen Jahre großen Schaden durch den gefürchteten Straßenräuber Peter Schüttensamen aus Baireuth, der 1474 vom Rathe lebendig verbrannt wurde, indem Schüttensamen mit seinen Gesellen des L. Herrenhaus zu Cost sammt einigen dazu gehörigen Gütern unter Altenburg bei Bamberg in Asche legte. Friedlichere Geschäfte harrten seiner zu Bamberg, woselbst er von 1467–1469 Competenzstreitigkeiten in Geleits- und Zollsachen mit Würzburg, Bamberg und Brandenburg schlichtete. 1468 begann L. mit dem vieljährigen Stadtfeinde, Georg v. Rosenberg, einem bekannten „Staudenhechte“, der Nürnberg mit Raub und Feuer angegriffen, zu Neckargemünd in Verhandlung zu treten. Die Verhandlung wurde erst 1473 durch den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz endgiltig abgeschlossen und Rosenberg mit sechs seiner Helfer und deren Knechten von den Nürnbergischen Gesandten Wilhelm L. und Franz Rummel „aus Sorgen gelassen“, und ebenfalls 1468 kam zwischen Pfalzgrafen Otto einerseits, Wilhelm L. und Wilhelm Daumer andererseits ein Vergleich zu Stande, der das Landgericht Neumarkt zum Gegenstand hatte. Von einem schweren Unfalle wurde unser L. im Sommer 1470 betroffen, indem er und wol 10 Söldner mit ihm am Montag vor Margarethe, d. i. am 9. Juli, von den Markgräflichen bei Erlangen gefangen wurde. L., der mannhafte Gegenwehr leistete, erhielt mehrere Wunden, eine erhebliche am Kopfe; „in acht Tagen“, setzt das Tucher’sche Jahrbuch kurz und trocken bei, „mussten sie urfe tan dem pfarrer zu sant Lorentzen“ (der im markgräflichen Kriege Anwalt des Albrecht Achill gewesen). Im gleichen Jahre (1470) hatte der Kaiser wegen der Türkengefahr den Reichstag nach Nürnberg berufen; auf diesem vertrat L. neben Jobst Tetzel und Ruprecht Haller seine Vaterstadt, auch Windsheim und Weißenburg und ging nach dessen Schluß (im Sommer) behufs Verhandlungen über das Landgericht zu Griesbach an Herzog Albrecht von Baiern. 1471 besuchte der Kaiser nach dem Regensburger Reichstage Nürnberg. Unter den Rathsherren, welche den Kaiser mit 100 Pferden vor der Stadt einholten und dann mit ihm einritten, befand sich auch Wilhelm L. Der Einzug in die glänzend erleuchtete Stadt erfolgte am St. Bartholomä-Abend um 9 Uhr mit reichem Gefolge und über 800 Pferden; so erzählen die Chronisten, welche ein treues Bild jener Kaisertage liefern. – Als Friedrich am Dienstag, den 27. August, seinen Umritt durch die Stadt hielt, führte ihn L. als Söldnermeister in die städtischen Kornhäuser und zeigte ihm den reichlichen „püchsenzeug“ (das Zeughaus); er gab auch mit Jobst Tetzel, Antoni Tucher und Ruprecht Haller bis zum Lichtenhof das feierliche Geleite bei der Abfahrt des Kaisers, welche am Montag St. Kunigundentag, d. i. 9. September 1741, nach Wien zu erfolgte. – Gegen Ende seiner Laufbahn war unserm Staatsmanne noch viele Mühe und manche Reise vorbehalten, als 1474 die Verpflichtung großer Ausrüstungen und Truppensendungen zum burgundischen Reichskriege dem Rathe schwere Sorgen und manche Kosten verursachte. Die verschiedenen Aufgaben, [93] welche an den pflichteifrigen Septemvir während seines bewegten Lebens herangetreten waren, hat er alle mit Geschick und Umsicht ausgeführt. Hierfür sprechen das Ansehen und das Vertrauen, welches er bei seinen Auftraggebern wie bei anderen Reichsständen genossen hat. Ein hitziges Fieber setzte seinem thätigen Leben am 4. Mai 1475 frühzeitig ein Ziel. Er liegt zu Nürnberg bei den Augustinern begraben, deren Pfleger er als Kriegsoberster war und denen er ansehnliche Stiftungen zugewendet. Unter dessen mannigfachen Stiftungen ist jene der Frühmesse zu Schwand hervorzuheben (1468), womit er den Grund zu dortiger Pfarrei gelegt hat. Sein Ehegemahl Kunigunde ist am 8. März 1462, wie er selbst schreibt, „gar eines selig-lieblichen Endes dergleichen nit viel gehört noch gesehen wäre worden“ verschieden. „Sie war eine gar verständige, schön fromb Hausfrau und einer mittelmäßigen Läng, die auch wol sticken und würken kunnt, wie man das sieht an den Altar-Tuchern in den Tumkirchen zu Bamberg und Würzburg und in Nürnberg auf St. Katharinen-Chörlein (der Löffelholz-Kapelle) zu St. Sebald.“ Mit seiner zweiten Frau Barbara, Tochter des Walther Hirschvogel und Wittwe des Sebald Tucher hielt er nach erlangter päpstlicher Dispens 1464 Hochzeit. Sie gebar ihm fünf Kinder; die gleiche Zahl ist außer früh gestorbenen aus erster Ehe hervorgegangen. Wilhelms Bildniß mit dem seines Vaters, Großvaters, seiner beiden Frauen und sämmtlicher Kinder ist auf der Predella des Altars im erwähnten Katharinenchore bei St. Sebald (der Löffelholzkapelle) gemalt. Im Kupferstiche haben sich zwei Porträts desselben erhalten; ein Blättchen von J. F. F. (Joh. Frd. Fleischberger), das wahrscheinlich jenes Oelbild von der Gegenseite zum Vorbild hatte; er ist im Pelzrocke und bartlos abgebildet, während ein anderes sehr kleines Blättchen ihn im Harnisch und bärtig zeigt – ein geringes Product von J. P. Jennitzer; eines dritten zu geschweigen, das mehr als Phantasiegebilde zu betrachten ist. Der älteste Sohn Wilhelms aus dessen erster Ehe und Stiefbruder des Thomas (s. d.) ist:

Johann L., Rechtsgelehrter und Humanist, geb. am 2. August 1448 zu Nürnberg, † am 5. November 1509 daselbst, kam 1458 als zehnjähriger Knabe an den bischöflichen Hof Johanns v. Grumbach nach Würzburg, im nächsten Jahre (1459) mit seinem Ohm Gabriel Paumgärtner auf die Schule nach Erfurt. Um die Rechte zu erlernen, bezog er 1465 die hohe Schule zu Padua und hörte bei Bartholomäus Cepolla Institutionen und Pandecten. Dem deutschen Studenten wollte jedoch bei allem Lerneifer das italienische Klima nicht zusagen; wiederholt von Fieberanfällen heimgesucht ging er deshalb nach Hause, nahm in der Kanzlei des Bischofs von Bamberg, Georg zu Schaumburg, Dienste und trat mit seinem Herrn im Gefolge Kaisers Friedrich eine Romfahrt an, um dem Papste Paul seine Verehrung zu bezeugen, wofür dieser ihn – nach eigener Erzählung – „mit weißen Lichtlein beschenkte und ihm seine Sünden verzieh.“ Alsdann wurde er von Bischof Georg zum Rathe angenommen, nachdem er vorher muthmaßlich zu Padua Licentiat beider Rechte geworden, verblieb jedoch in dieser Bedienstung nur ein halb Jahr, weil er – nach Will’s Angabe – dem Kaiser Maximilian auf dessen Zuge wider Venedig folgte. Nach anderen Biographen präsentirte ihn damals des heiligen römischen Reichs Kanzler, Erzbischof Adolph von Mainz, als Assessor des Reichskammergerichts, worauf Johann dieses Amt sofort antrat und etwas über zwei Jahre führte, nach deren Umflusse bei dem Gerichtshofe in Folge Kriegsunruhen völliges Iustitium eintrat. Die Richtigkeit dieser Angaben unterliegt gerechten Bedenken und verdient wol die Annahme den Vorzug, daß Johann zu jener Zeit als Rath in Mainzischen Diensten gestanden und aus diesen zu den bairischen Herzogen gekommen sei. Dagegen [94] steht urkundlich fest, daß er später, im Frühjahre 1503, und zwar von Kaiser Maximilian selbst mit einem Gehalte von 400 fl. in das Reichskammergericht gerufen wurde, als Maximilian diesen höchsten Reichsgerichtshof aus eigenen Mitteln zu Regensburg errichtete. Die feierliche Aufschwörung geschah im Beisein des Kammerrichters, des Bischofs Wiguleus von Passau am 28. April 1503; auch damals war die Stellung von nur kurzer Dauer, denn schon zu Anfang des Jahres 1505 erheischten die Zeitumstände die Auflösung des Gerichtes. Lange vorher, ums Jahr 1475, war L. Rath bei Herzog Ludwig in Nieder- und Oberbaiern geworden. In diesem Jahre treffen wir ihn zu Landshut im Dienste Herzogs Ludwig bei der Hochzeit dessen Sohnes, Georg des Reichen, der prunkvollsten, welche wol je begangen wurde. Nach Ludwigs Tod trat er in dessen Sohnes, Georg, Dienste, der ihn mit 100 fl. jährlich besoldete und den er 1486 zur römischen Königswahl nach Frankfurt a./M. begleitete. L. genoß das Vertrauen seiner Herren, der Herzoge und die Reichsstadt Nürnberg, welche ihn im J. 1476 zum Rechtsconsulenten ernannt hatte, bediente sich nach den vorhandenen Rathsprotokollen und Schreiben gar häufig seines Einflusses oder seiner Vermittlung. Bisweilen wandte sich auch der Rath durch seinen Consulenten an dessen „gnädige Herrn“, die Herzöge, sei es behufs Erlangung deren mächtigen Fürwortes, sei es um bei ihnen selbst etwas durchzusetzen. – 1487 erschien er als bairischer Rath auf dem von Fürsten und Botschaftern stark besuchten kaiserlichen Tag, der „auf Montag nach Oculi 1487 gen Nürnberg verrampet worden war.“ Ebenso weilte er nach Ostern 1489 dortselbst, weil ihn der Rath ersucht hatte, sobald als möglich zu kommen, wegen der Erbschaftsklage seiner Stiefmutter, namentlich aber, weil man seiner dringend bedürfe bei dem mit dem Bischofe von Bamberg wegen der Steuer entstandenen Streitigkeiten. L., wohl bewandert in den Rechten und gewandt in den Geschäften hat diese und andere wichtige Angelegenheiten in befriedigender Art zu lösen gewußt. Am 7. Juli 1480 hatte ihn Kaiser Friedrich kraft seines päpstlichen Präsentationsprivilegiums dem Hochstifte zu Passau als Domherr präsentirt, auf welche Pfründe Johann zu Gunsten seines damals noch unmündigen Stiefbruders Georg L. verzichtete, der später dort auch Domprobst geworden und 1514 zu Nürnberg gestorben, aber zu St. Stephan in Passau begraben ist. – Anderen Nachrichten zufolge hat Johann L., der in einigen Documenten „Domherr zu Passau“ genannt ist, die Würde selbst kurze Zeit innegehabt. – Am Erichtage nach Pauli Bekehrung des Jahres 1484 – nicht 1488 wie bisweilen angegeben wird – hielt L. auf dem Rathhause zu Nürnberg Hochzeit mit Katharina, des Friedrich Dintner Tochter, der letzten ihres Geschlechtes. Mit ihr bekam er das Haus zum „Lindwurm“ und durch Vertrag von 1485 die Dintner’schen Mannslehen, welche jährlich 180 fl. ertrugen. Ein Nürnberger Geschlechterbuch liefert von ihm ein treues Conterfei, indem es sagt: „Er was fürtrefflich, und eines großen Ansehens, – – was ein fast langer Mann, wohlgefärbt mit grawen Augen, grawen Haaren; wart etlich Jahr prechentlich, und starb am Montag nach Martini, so da ist der 15. November 1509.“ Er wurde in der Lorenzikirche begraben und sind an der Chorsäule das Todtenschild mit Gedenktafel angebracht. Seine Frau Katharina überlebte ihn nur kurze Zeit. Sie verschied während des Gottesdienstes in ihrem Stuhle in der vorgenannten Kirche „am Fraischlich, so sie in der Eil ganz unversehens erwürgte“, den 1. Februar 1511. Von zehn aus dieser Ehe hervorgegangenen Kindern haben nur zwei, Hans V. und Maria (geehlichte Pfinzing) den Vater überlebt. L. besaß gründliche Bildung; er war ein gelehrter Humanist und führte als solcher den Namen „Cocles“; Conrad Celtes und der Nürnberger Peter Danhauser, Poet und Magister der [95] freien Künste, zählten zu seinen Freunden. Letzterer widmete ihm seine 1491 in Folio erschienenen „Opera et tractatus S. Beati Anselmi, Archiepisc.“ In der schwungvoll geschriebenen Zueignungsschrift bittet Danhauser L., das Werk seiner hochberühmten von überall her gesammelten Bibliothek einzuverleiben. Das bescheidene Antwortschreiben Löffelholz’, welches mit einigen lateinischen Distichen endet, ist S. 33 u. f. des erwähnten Bucheß abgedruckt. Für die Familie Löffelholz ist Johann deshalb von besonderer Bedeutung, weil er (wie Eingangs bemerkt) Begründer der älteren, allein noch blühenden Hauptlinie ist. Die Familie besitzt ein lebensgroßes Original-Oelporträt Johanns, nach welchem J. F. Fleischberger seinen Stich fertigte, der einem zweiten Stiche eines ungenannten Meisters offenbar zum Vorbilde diente. Auch auf dem Gemälde des Hauptaltars in der Vorstadtkirche zu Wöhrd bei Nürnberg ist Johann L. mit seiner Frau und seinem Sohne Hans als Donator abgebildet.

(Familie Löffelholz,) Löffelholz’sches Urk.-Buch (Copien u. Regesten v. Urkunden), Nürnberg. Stammbücher u. handschriftl. Chroniken. – Biedermann, Geschlechtsreg. des hochadel. Patriziats etc., Taf. 299–336 enthält trotz seiner Genauigkeit einige irrige Angaben. – Kneschke, Adelslexikon, Bd. V S. 603–6 u. die dort cit. Litteratur. – (Wilhelm L.) Außer den erwähnten Archivalien: Baader, Schürstab’s Beschreib. des ersten markgräfl. Krieges etc. in Quellen u. Erörterungen, Bd. VIII S. 98 u. ff. – (Hegel,) Chroniken d. deutschen Städte, Nürnberg II. 485; IV. 228, 239, 394, 416, 419 u. 20, 424; 30, 434; V. 457 u. ff., 464, 514, 18 u. 19. – Endres Tucher, Baumeisterleute der Stadt Nürnberg, 133, 305. – Roth, Gesch. des Nürnb. Handels, Bd. I. 214–216, 220, 24, 27, 33, 35, 37, 41. – Lochner, Das Nürnb. Gesellenstechen von 1446, 2. Aufl. S. 10. – Anzeiger f. Kunde der Vorzeit, IV. 250; XVII. 121; XVIII. 435. – (Johann L.) Löffelholz’sches Urk.-Buch. – G. A. Will, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, 1. Thl., S. 233 u. 499. – Theoph. Sincerus, Nachrichten etc., St. I S. 23 u. ff. – Staatsarchiv des kaiserl. u. heil. röm. Reichskammerger. etc., 2 Thle., S. 170. – Monum. Boic. Vol. 31. P. II p. 571. – Panzer, Verz. v. Nürnb. Portr., S. 149.