Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lenné, Peter Joseph“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 260–261, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lenn%C3%A9,_Peter_Josef&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 19:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Lennig, Adam Franz
Band 18 (1883), S. 260–261 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Peter Joseph Lenné in der Wikipedia
Peter Joseph Lenné in Wikidata
GND-Nummer 118571559
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|18|260|261|Lenné, Peter Joseph|Ernst Wunschmann|ADB:Lenné, Peter Josef}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118571559}}    

Lenné: Peter Joseph L., geb. den 29. September 1789 zu Bonn, † als königlich preußischer Generalgartendirector zu Sanssouci bei Potsdam am 23. Januar 1866. Einer alten, aus Lüttich stammenden Gärtnerfamilie entsprossen, folgte auch L. den Traditionen derselben und erlernte die Gärtnerei zunächst unter Anleitung seines Vaters. Im J. 1811 suchte er behufs weiterer Ausbildung Paris auf, woselbst er unter Desfontaines als Gartengehülfe im botanischen Garten beschäftigt wurde und bereiste sodann die Schweiz und Süddeutschland. In München wurde der berühmte Sckell sein Lehrer und dessen großartige Entwürfe blieben die Muster für viele seiner späteren gärtnerischen Schöpfungen. Längere Zeit hielt sich L. in Wien auf, wo ihn die Mannigfaltigkeit der gärtnerischen Technik in den dortigen großen Volksgärten und in den kaiserlichen Hof- und Schmuckgärten fesselte und für seine später an ihm gerühmte Vielseitigkeit von Einfluß wurde. Im J. 1815 nach Bonn zurückgekehrt, privatisirte L. zuerst kurze Zeit und entwarf auf eigne Hand Pläne zur Umwandlung der Koblenzer Festungswälle in Gartenanlagen. Aber schon im folgenden Jahre trat er als Gartengeselle in Sanssouci bei Potsdam ein und wurde bald darauf als königlicher Garteningenieur vereidigt. Sein erster größerer Auftrag in dieser Stellung war die Umwandlung des sogenannten Neuen Gartens bei Potsdam in einen englischen Park. Neun Jahre waren erforderlich, um diese Aufgabe durchzuführen, welche dem Garten im Wesentlichen die Gestalt gab, die er noch heute zeigt. Nächstdem machte sich L. an die Umgestaltung des damals dem Fürsten Hardenberg gehörigen Parkes zu Klein-Glienecke bei Potsdam und legte 1818 den zwischen dem Potsdamer Schloß und der Havel gelegenen Lustgarten an. Auch die nach seinen Plänen durch den Oberhofgärtner Ferd. Fintelmann umgestaltete Pfaueninsel legte Zeugniß ab von dem großen Talente, das L. besaß, unter geschickter Benutzung der ihm von der Natur gegebenen Momente, ein stilvolles Ganze herzustellen. So verstand er es namentlich, den Gegensatz der Wald- und Hainpartien zu den Wiesenflächen in ein gefälliges Ebenmaß zu bringen, wofür auch die in späterer Zeit von ihm ausgeführten Anlagen in den Parks zu Charlottenburg und Nieder-Schönhausen bei Berlin deutliche Beweise liefern. In Anerkennung dieser Verdienste wurde L. 1822 Gartendirector, zunächst dem Geh. Oberhofbaurath Schultze coordinirt, bis dieser im J. 1828 ihm das Directorium allein überließ. In jene Zeit fällt auch die Stiftung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, an welcher L. thätigen Antheil nahm und im Schooße dieses Vereins regte L. zuerst die Idee der Gründung einer Landesbaumschule und Lehranstalt für Gärtner an, welche 1832 verwirklicht wurde. Bald nach dem Entstehen jener Anstalten in Berlin übernahm L. als Nachfolger des Gartendirectors Otto die Leitung derselben. Rühmend ist hervorzuheben, daß L. in dieser Stellung für eine freigebige Vertheilung der in Cultur genommenen Gewächse an Schulen und sonstige gemeinnützige Anstalten stets Sorge trug. Seine Hauptthätigkeit entfaltete L. indessen nach dem Regierungsantritte Friedrich Wilhelms IV. [261] Unter Anregung dieses kunstsinnigen Königs schuf er im Verein mit dem Baurath Persius, aus Sanssouci und der näheren Umgebung von Potsdam durch geniale Benutzung des durch Natur und Kunst bereits Dargebotenen, jenes landschaftliche Idyll, das noch heute in ungeschwächter Kraft Tausende von Reisenden anzieht. Zweifellos hat L. es diesen Arbeiten zu verdanken, daß sein Name sich eines europäischen Rufes erfreut. Neben Sckell und dem Fürsten Pückler-Mußkau gilt er als der Begründer des deutschen Gartenstils. Nicht minder verdienstvoll war Lenné’s Thätigkeit für die Verschönerung Berlins. Ihm verdankt diese Stadt die Anlagen in dem sie im Westen begrenzenden Thiergarten, einem Parke von großer Ausdehnung und Schönheit. Eine im Süden des Thiergartens sich hinziehende Straße, in der L. ein Haus durch königliche Munificenz besaß, führt noch heute seinen Namen. In den Jahren 1832–40 wurden die genannten Arbeiten ausgeführt und noch später stand der technische Theil der Verwaltung des Thiergartens unter Lenné’s Oberleitung. Auch zahlreiche andere Städte, unter ihnen Magdeburg, Leipzig, Breslau, Frankfurt a./O., Dresden, Homburg, wurden mit verschönernden Anlagen, nach Lenné’s Plänen und unter seiner Anleitung versehen und selbst in seinen kleineren Arbeiten, wie in den Baumanlagen längs des Berliner Schiffahrtskanals, in der Ausschmückung vieler öffentlicher Plätze, offenbarte sich ein vielseitiges Talent. Die Vollendung des großartigen, 1840 in Angriff genommenen Unternehmens, die Havel als einen See mit einem gewaltigen Parke von 2 Meilen Ausdehnung zu umgeben und somit die in der Umgebung Potsdams vorhandenen Schmuckplätze durch landschaftliche Anlagen zu verbinden, wurde durch seinen Tod vereitelt. An äußeren Ehren hat es L. nicht gefehlt. Im J. 1847 wurde er Mitglied des königlichen Landesökonomie-Collegiums; die Akademie der Künste zu Berlin ernannte ihn zum Ehrenmitgliede und die Universität Breslau zum Dr. phil. hon. causa. 1845 wurde er zum Generaldirector der königlichen Gärten befördert. Auch die botanische Wissenschaft ehrte ihn dadurch, daß sie einer Pflanzengattung aus der Familie der Papilionaceen seinen Namen lieh.

Nekrolog in Wochenschrift d. Vereins z. Beförd. des Gartenbaues, 1866 und Bot. Zeitung Nr. 24.