ADB:Lappenberg, Samuel Christian

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lappenberg, Samuel Christian“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 715–716, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lappenberg,_Samuel_Christian&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 16:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 17 (1883), S. 715–716 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Samuel Christian Lappenberg in der Wikipedia
Samuel Christian Lappenberg in Wikidata
GND-Nummer 104178353
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|715|716|Lappenberg, Samuel Christian|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Lappenberg, Samuel Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104178353}}    

Lappenberg: Samuel Christian L., geb. am 17. August 1720 zu Bremen, als des späteren Pastors zu Verden L. Sohn, starb als Pastor zu Lesum am 15. Mai 1788, zu welcher Pfarre er vor Juli 1758 von seiner früheren zu Hamelwörden im Lande Kedingen versetzt war. Vorher war er von 1747–54 Subrector an der Bremer Domschule, dem Athenäum, welches kurhannöverisch war, aber meist „königlich“ genannt wurde. Von Lesum ab hatte er seine wissenschaftlichen Verbindungen in Bremen wieder aufgenommen, und so kann er geradezu zu den Bremer Gelehrten gezählt werden. Er hat die verdienstvolle „Bremische deutsche Gesellschaft“ mit begründet und an ihren Bestrebungen sich mit betheiligt. In seinen Gemeinden hat sich sein Andenken lange erhalten, da er es verstand, sich in die Leute zu finden, ihrem Denken gemäß auf ihre Verhältnisse einzugehen, und er dem wegen der gemischten Bekenntnisse an der Weser dort verhaßten Zelotismus fern war. Wie weit er von heutiger kirchlicher Orthodoxie und Förmlichkeit abwich, zeigt einerseits seine Gewohnheit, auf der Kanzel das Vaterunser umschreibend zu variiren, und seine Stellung der Lavater’schen Richtung gegenüber. Seine Theilnahme für das Volk trieb ihn zu antiquarischen Nachforschungen und zum Studium der Geschichte des bremischen Stiftes, welches ihn dann zu einem kritischen Entwurfe veranlaßte, der noch immer seinem Namen Ehre macht. Er hat ihn als „Grundriß“ etc. in der Pratje’schen Sammlung „Die Herzogthümer Bremen und Verden“, Bd. I, II und VI drucken lassen, ebenda, Bd. I, erschien „Vom Anfange der Reformation im Herzogthum Bremen“, Bd. III: „Vom Kreuzzuge wider die Stedinger“ etc. etc. Von seinen mannigfaltigen Schriften sind dieses die bedeutendsten; im vorigen Jahrhundert hielt man aber dafür seinen „Vernünftigen und christlichen Unterricht in der Religion für Jünglinge von reiferem Verstande“. Er meinte, daß der Geistliche auch auf der Höhe der Litteratur sich praktisch halten müsse. Dahin zielt sein Aufsatz „Von den ästhetischen oder schön denkenden, schön redenden und schön schreibenden Gottesgelehrten“ in den Hannöv. Beitr. z. Nutzen und Vergnügen, 1760. Er selbst lebte in der Litteratur und betheiligte sich auch daran mit schlagfertiger und scharfer Satire, theils allgemein nach Sitte der Zeit gegen Stände oder deren Personificationen, aber auch speciell, wie gegen Lucchesini; zum Theil sind ihm auch Arbeiten seines Sohnes D. P. L. zugeschrieben. Wie er das Volksleben zu fassen verstand, [716] zeigte: „Hermann und Ide oder die nußbraune Dirne“, die 1770 in Bremen als freie poetische Umbildung von Prior’s Heinrich und Emma erschien. Auch in die landwirthschaftliche Litteratur mischte sich der energische, strebsame Mann, wie damals viele niederdeutsche Pastoren. Gegen die Verketzerung, in welche jener Zeit (z. B. bei J. H. Voß) die Lavater-Schwärmerei umschlug, trat er in Freundeskreisen kurz vor seinem Lebensende brieflich auf. Dieser Briefe bemächtigte sich der Lehrer an der Bremer Domschule Joh. Ge. Schilling, glossirte sie feindlich und gab sie so unter dem Pseudonym Jocosus Gerontodidascalus Serius und dem Titel: S. C. Lappenberg’s Apologie des Herrn Lavaters heraus. Von seinen Söhnen war D. P. L. schon 1772 schriftstellerisch thätig, Aufsätze und Fabeln von ihm finden sich im Hannoverschen Magazin. Einer war später Apotheker in Dorum, dessen Tochter der Sohn des Pastors Johann Kobbe (s. Allg. d. Biogr. Bd. XVI. S. 344), der spätere Bürgermeister und Landrath Kobbe in Stade heirathete. 1759 ferner wurde Valentin Anton L., der bekannte hamburgische, ebenfalls litterarisch genannte Arzt, geboren, dessen Sohn der bedeutende Historiker Johann Martin L. war.

Elard Hugo Meyer, Johann Martin Lappenberg, Hamburg 1867. Zerstreute Nachrichten aus den Pratje’schen verschiedenen Sammlungen, Annalen der braunschw.-lüneburgischen Churlande; auch Familiennachrichten.