ADB:Lange, Ludwig (Architekt)

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Artikel „Lange, Ludwig“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 647–648, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lange,_Ludwig_(Architekt)&oldid=- (Version vom 6. November 2024, 21:05 Uhr UTC)
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Lange: Ludwig L., Architekt, Bruder des Landschaftsmalers Julius L., geb. am März 1808 zu Darmstadt, † am 31. März 1868 zu München, bildete sich zuerst an den humanistischen Anstalten seiner Vaterstadt, dann unter Lerch und G. Moller zum Architekten, zeichnete die „Malerischen Ansichten der merkwürdigsten und schönsten Kathedralen, Kirchen und Monumenten der gothischen Baukunst am Rhein, Main und an der Lahn“, welche, lithographirt von Borum u. A., bei Carl Jügel in Frankfurt erschienen. Bald darauf begann er im Verein mit seinen Brüdern Gustav Georg und Julius die „Originalansichten der historisch-merkwürdigsten Städte in Deutschland, ihrer Dome, Kirchen und sonstigen Baudenkmale“, welche von 1832–55 in 6 Bänden mit ca. 1500 prächtigen Stahlstichen (von E. Rauch, Poppel u. A.) erschienen; das treffliche Werk zeigt die ganze Begabung Lange’s, der immerdar die Talente des wissenschaftlich gebildeten Architekten mit denen des Malers vereinigte. In München befreundete sich L. mit Karl Rottmann, wendete sich unter dessen Leitung zur Landschaftsmalerei und begleitete seinen Meister 1834 nach Griechenland, wo L. 1835 die Professur der zeichnenden Künste am Gymnasium zu Athen (von ihm auch der Plan zu diesem Gebäude) erhielt und die Pläne zur Erlöserkirche entwarf, wofür er den Titel und Rang eines griechischen Baurath erhielt. Nach seiner Rückkehr durch Italien (1839) bereiste der fleißige Mann für sein obengenanntes Werk ganz Deutschland, zeichnete viele Projecte und Entwürfe, z. B. die Pläne zu einem „Kronprinz-Palais“ für München (1845), zur „Nicolaikirche“ in Hamburg (1845) etc. und erhielt 1847 die Professur an der Bauschule der königl. Akademie zu München. Die folgenden politischen Jahre waren der Architektur nicht günstig, der Bau einer großen Kaserne unterblieb, ebenso blieben Lange’s Entwürfe zu einer Getreidehalle und zu einem Athenäum liegen; dafür übertrug ihm König Maximilian II. die Herstellung einer Villa in Berchtesgaden*. – In der Folge betheiligte sich L. bei allen Concurrenzen, erhielt fast regelmäßig den ersten oder den zweiten Preis zuerkannt, jedoch erst 1856 die Ausführung des herrlichen Museums in Leipzig* (vgl. Ansicht und Durchsicht in der Gartenlaube, 1859, S. 144 ff.). Außerdem zeichnete L. Ansichten und Pläne zu einer russischen Kirche in Moskau* (1852), einer Börse in Bergen, einem Rathhaus für Hamburg (1854); für eine protestantische Kirche in Hallstadt* (1857), eine Villa Königs Otto von Griechenland (1857), ein Ministerialgebäude in London (1858), die Villa Feodora in Liebenstein* (im Auftrage des Erbprinzen von Meiningen, 1860), ein archäologisches Museum in Athen* (1860), die Schützenhalle zu Innsbruck* (1862), eine Kunsthalle in Hamburg (1863), für ein Volkstheater in München (1863), ein Rathhaus zu Mainz (1863), Universität zu Kiel (1864), eine Pinakothek zu Amsterdam (1864), eine Villa bei Venedig (1865), ein Parlamentshaus im Haag (1866), ein Project zum Ausbau der Münchener Frauenkirche, für das Rathhaus daselbst (1866) etc., davon gelangten außer einigen Villen und Landkirchen nur die mit einem Sternchen (*) bezeichneten Projecte zur Ausführung. L. brachte in alle seine Entwürfe, welche er der jeweiligen Natur des Landes und der nächsten Umgebung anzupassen wußte, immer auch ein malerisches Element, welches der Künstler mit den streng architektonischen Formen in wohlthuendster Weise zu vereinen verstand. Sein eigenes, der Südseite der alten Pinakothek zu München gegenüberliegendes Haus kann als Muster gelten, wie L. Gefälligkeit der Form nach außen mit Behaglichkeit im innern zu verbinden wußte. Auch gebührt ihm das Verdienst, die „Anwendung des Sgraffito für Façadendecoration nach italienischen Originalwerken“ in einer, von seinen Schülern Emil Lange und Jos. Bühlmann verfaßten Schrift (München und Berlin 1867) wieder angeregt zu haben. Außerdem erschienen von ihm „Reiseberichte aus Griechenland“ [648] (Darmstadt 1835), „Werke der höheren Baukunst“ (Darmstadt und München 1846–47) und eine kleine Broschüre über „Die griechischen Landschaftsgemälde von Karl Rottmann in der neuen Pinakothek“ (München 1854). L. führte auch den Pinsel als Landschaftsmaler ganz in der genialen Manier Rottmann’s, mit dem schönen idealen Zuge der Linien und jener poetischen Stimmung, welche jedes seiner Erzeugnisse zu einem wahren Kunstwerke adelte. Unter Lange’s Bildern muß z. B. an „Neptun-Tempel zu Korinth“ (1887), das „Parthenon“ und „Tempel der Minerva auf Sunium“ erinnert werden. In der Baukunst huldigte L. erst ganz den antiken Formen, arbeitete dann für Neubelebung des Rundbogenstiles und bewegte sich schließlich mit graziöser Leichtigkeit nach den Vorbildern des Bramante und Fra Giacondo im Geiste der Frührenaissance. Zu seinen Schülern gehören sein Sohn Emil L. (geb. am 15. Novbr. 1841 zu Darmstadt, z. Z. Director der k. Kunstgewerbeschule zu München), ferner Jos. Bühlmann (geb. 1844 zu Werthenstein [Luzern]), Albert Schmidt (geb. 1841 in Sonneberg) und Joh. Marggraff (geb. 1830 zu Altomünster).

Vgl. Nagler, 1839, VII. 284. Nekr. in Beil. 94 der Allgem. Ztg. 3. April 1868 (Carriere). Münchener Kunstvereinsbericht für 1868, S. 51. Regnet in der Illustr. Ztg., 1868 u. Münchener Künstlerbilder, 1871, II. 10 ff. Seubert, 1879, II. 406.