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Artikel „Lange, Julius“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 644–645, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lange,_Julius&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 02:05 Uhr UTC)
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Lange: Julius L., Landschaftsmaler, geb. am 7. August 1817 zu Darmstadt, widmete sich durch den Galleriedirector Müller und unter dem Einfluß seines älteren Bruders, des Architekten Ludwig L. (s. unten, S. 647) frühzeitig der Malerei, wie er denn auch für dessen Sammlung von „Städte-Ansichten“ auf manchen Querzügen durch die schönsten Gegenden Deutschlands viele Blätter zeichnete. Im J. 1834 besuchte L. die Münchener Akademie, wo er das „historische Fach“ cultivirte, bald aber nach Düsseldorf übersiedelte, wo unter Joh. Wilh. Schirmer’s Leitung sein idealer Sinn völlig zum Durchbruch kam. Schirmer’s Vorbild geleitete ihn durchs Leben, als seinen Schüler hat er sich immer bekannt. Später traf L. mit Karl Rottmann in München zusammen (1840), dessen Einfluß sich jedoch mehr bei Ludwig L. bemerkbar machte. Julius L. bereiste die Schweiz, die großartige Alpenwelt von Südbaiern und Tirol, deren Schönheiten er als beredter Herold in seinen Bildern verkündete. Ein Besuch Oberitaliens (1854) verwandelte sich in einen längeren Aufenthalt; schöne Aufträge, ehrenvolle Anerkennung, darunter die Aufnahme als Ehrenmitglied in die Akademien zu Mailand und Venedig und die Gunst des edelsinnigen Erzherzogs Ferdinand Max (des nachmals so unglückichen Kaisers von Mexiko), welcher als Generalgouverneur der Lombardei und Venetiens zu Mailand residirte, hätten beinahe bleibend den Künstler gefesselt, welcher durch Familienverhältnisse nach München zurückgerufen wurde, wo er alsbald die Huld der Könige Max II. und Ludwig II. gewann und den Titel eines Hofmalers erhielt. Außer seinen alljährlich wiederholten Studienreisen blieb L. bis an seinen am 25. Juni 1878 erfolgten Tod in München thätig, vielfach als Lehrer von zahlreichen Schülern gesucht. Seine Leichtigkeit, aus bloßen Veduten künstlerisch anmuthende Bilder zu schaffen, alle Eindrücke mit poetischem Gefühle umzudichten, schien statt mit den Jahren zu ermüden, eher im Wachsen. Vorzüglich liebte L. die Natur in feierlicher Ruhe und sonniger Klarheit darzustellen, doch fehlt es auch nicht an bewegten Stimmungen und stürmischen Scenen; obwol dem Flachland nicht abgeneigt, holte er seine Ideen doch vorwiegend aus der Alpenwelt, wobei die Verbindung von Wasser und Wald neue Reize bot. Von seinen Bildern erwähnen wir hier beispielsweise „Ein Dorf im Walde“ (1840), „Waldgegend in Abendstimmung“ mit der Staffage einer oberbaierischen Kirchweihe, die „Zugspitz von Garmisch aus gesehen“, „Partie aus der Ramsau mit der Aussicht auf die Mühlsteinhörner“, „Frühmorgen auf der Alpe“ (sämmtlich auf der Kunstausstellung 1848); „Partenkirchen“ (1858), „Partie bei Dachau" (1869), Morgenlandschaft aus den „Loferer Steinbergen“, „Zugspitz von Oberau gesehen“, die „Teufelshörner“ etc. In der neuen Pinakothek befinden sich: „Theil des Gosau-Sees im Salzkammergut“ in doppelter Beleuchtung, einmal im Morgen-, dann im Abendlichte, ebenso eine „Partie bei Partenkirchen“. Im J. 1872 hielt L. eine Ausstellung seiner neuesten Bilder und füllte damit einen ganzen Saal in dem Lokale des Münchener Kunstvereins; ebenso veranstaltete er während der großen Kunst- und Industrieausstellung des Jahres 1876, obwol er daselbst mit einigen großen Bildern vertreten war, in seinem Atelier eine eigene Exposition von 20 Gemälden; die Motive dazu waren vom Vierwaldstätter-See und der Schweiz, vom Comer-See, Südtirol und aus dem altbaierischen Gebirge genommen. Auch die nächste Umgegend von München lieferte ihm reichen Stoff. So malte er 1874 sieben Idyllen aus der Ampergegend; auch Föring an der Isar und andere nicht gerade zu reizend gelegene Punkte wußte L. künstlerisch zu bewältigen. Durch seine anfangs sehr satte, kräftige Farbe spielte später [645] bisweilen ein gelblicher oder violetter Grundton, welcher weniger anzusprechen schien; doch verließ nie ein Bild seine Werkstätte, das seines Namens unwerth gewesen wäre. L. blieb immerdar ein feuriger und streitbarer Vertreter der idealen Richtung in der Kunst. Sein schöner Kopf wurde häufig gezeichnet, so von Muttenthaler, modellirt von Helbig (1865) und Knoll (1878) und als Oelbild gemalt von Fritz Horschelt (1879).

Vgl. Vinc. Müller, Universal-Handbuch von München, 1845. S. 156. Regnet, Münchener Künstlerbilder, 1871, II. 1 ff. Nekr. in 259 der Allg. Ztg. vom 16. Sept. 1878 (ein voreiliger Nekr. erschien noch zu Lebzeiten des Künstlers in Nr. 64 des Agbr. „Sammler“ vom 4. Juni 1878). Kunstvereinsbericht für 1878, S. 71.