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Artikel „Kuhn, Maximilian“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 421–422, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kuhn,_Maximilian&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:10 Uhr UTC)
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Kuhn: Friedrich Adalbert Maximilian K., Botaniker, geboren zu Berlin am 3. September 1842, † zu Friedenau bei Berlin am 13. December 1894. Als Sohn des 1881 verstorbenen, als Sagenforscher rühmlichst bekannten Gymnasialdirectors Adalbert Kuhn, erhielt K. seine Vorbildung auf dem von seinem Vater geleiteten Kölnischen Gymnasium in Berlin, das er 1862 mit dem Reifezeugniß verließ. Seine Universitätsstudien, die den Naturwissenschaften galten, absolvirte er ausschließlich in Berlin, wo in der Botanik Johannes Hanstein (s. A. D. B. XLIX, 768), H. Karsten, vor allem aber Alexander Braun (ebd. XLVII, 186) seine Lehrer waren. Noch als Student betheiligte sich K. an einer unter Leitung von P. Ascherson zu floristischen Zwecken unternommenen Reise in die Karpathen, deren wissenschaftliche Ergebnisse in einem Berichte in den Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg vom Jahre 1865 niedergelegt wurden und für den er einzelne Abschnitte bearbeitete. Später beschäftigte er sich mit einer von der preußischen Akademie der Wissenschaften gestellten Preisaufgabe über die verschiedenen, bei denselben Pflanzenarten vorkommenden Blüthenformen, deren Lösung ihm eine ehrenvolle Erwähnung seitens der Akademie eintrug. Leider ist die Abhandlung nicht gedruckt worden, da Kuhn’s wissenschaftliche Thätigkeit sich inzwischen einem speciellen Gebiete zugewandt hatte, dem der Farnkunde, auf dem er sich mit der Zeit zu einer anerkannten Autorität heranbildete. Die Veranlassung zu dieser besonderen Beschäftigung gab der 1866 erfolgte Tod des bekannten Farnforschers Georg Mettenius. Dessen Schwiegervater, Alexander Braun, übertrug K. die Ordnung des wissenschaftlichen Nachlasses seines Schwiegersohnes und so entstanden die von K. im 35. Bande der Linnaea (1867/68) publicirten: „Reliquiae Mettenianae“. Gleichzeitig wurde ihm die Bearbeitung der reichen Farnsammlung zugewiesen, die auf der unter Leitung v. d. Decken’s nach Afrika geschickten Expedition mitgebracht waren. Die Resultate verwerthete K. zu einem kleinen Theile zunächst in seiner 1867 veröffentlichten Inauguraldissertation: „Filices Deckenianae“, während den größeren Theil die ein Jahr darauf erschienenen „Filices Africanae“ bildeten. Dieser kritische Katalog aller aus Afrika bis dahin bekannten Gefäßkryptogamen ist das umfangreichste Werk Kuhn’s auf seinem Specialgebiete geblieben. Im December 1868 bestand K. die Prüfung für das höhere Lehramt, nachdem er vorher zwei Jahre lang als Hülfsarbeiter am königlichen Herbarium zu Berlin beschäftigt war. In letzterer Stellung trat er auch mit dem Kryptogamenforscher J. Milde in Beziehung, dem er bei der Abfassung seines grundlegenden Werkes der Filices Europae behilflich war und dessen Besprechung er für die Botanische Zeitung 1868 lieferte. Nach abgelegtem Probejahr wurde K. 1870 an der damaligen Königstädtischen Realschule in Berlin, jetzt Realgymnasium, als ordentlicher Lehrer angestellt und rückte 1879 zum Oberlehrer, 1889 zum Professor auf. Leider mußte er schon 1893 wegen seines ungünstigen Gesundheitszustandes seine Pensionirung nachsuchen. Ein organisches Leiden des Herzens und der Gefäße hatte sich bei ihm eingestellt, das auch durch eine Amputation des rechten Unterschenkels nicht aufgehalten werden konnte, so daß er, erst 52 Jahre alt, infolge eines Herzschlages auf seiner bei Berlin gelegenen ländlichen Besitzung seinen Leiden erlag.

K. hat außer den schon genannten Farnsammlungen noch andere, namentlich solche tropischer Gegenden bearbeitet, wie in seiner letzten Arbeit die von Dr. Naumann auf der Reise der „Gazelle“ während der Jahre 1874–76 gesammelten. Er beschränkte sich in seinen Monographien nicht auf die bloße Beschreibung neuer oder auf die kritische Sichtung schon bekannter Arten, er [422] suchte vielmehr stets den Zusammenhang mit dem ganzen Formenkreis festzustellen. Eine Aufzählung seiner Publicationen bringt der unten angeführte Nachruf P. Ascherson’s. Doch stellen seine Veröffentlichungen nicht allein die Summe seiner wissenschaftlichen Arbeit dar, da er lange nicht alles, was er fand, auch bekannt machte. Die botanischen Institute einer großen Zahl von Universitätsstädten Europas übergaben ihm ihre Schätze zur Durchsicht und wissenschaftlichen Bestimmung. Sein eignes umfangreiches Farnherbar nebst seinem handschriftlichen Nachlaß sowie einem Theile seiner pteridologischen Bücher vermachte die Wittwe dem Berliner botanischen Museum zum Geschenk. K. hatte sich durch sein frisches, joviales Wesen viele Freunde erworben, sodaß sein frühes Hinscheiden auch über die wissenschaftlichen Kreise hinaus schmerzlich empfunden wurde.

Nachruf von P. Ascherson in: Berichte d. deutschen botan. Gesellschaft XIII. Jahrg. 1895.