ADB:Decken, Klaus von der (Forschungsreisender in Afrika)

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Artikel „Decken, Karl Claus von der“ von Julius Löwenberg, Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 2–3, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Decken,_Klaus_von_der_(Forschungsreisender_in_Afrika)&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 14:43 Uhr UTC)
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Decken: Karl Claus, Baron[1] v. d. D., der Afrikareisende, aus alter hannöverscher Familie zu Kotzen in der Mark Brandenburg 8. August 1833 geboren, Sohn des kgl. hannöverschen Kammerherrn v. d. D., war, nach dem Besuche des Gymnasiums zu Lüneburg und des Cadettencorps in Hannover, 10 Jahre, 1850 bis 1860, in hannöverschen Militärdiensten. Unwiderstehliche Reiselust leitete ihn früh zu naturwissenschaftlichen und geographischen Studien. Nach mannigfachen Reisen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Ungarn, Italien ward Afrika das lockende Ziel. Eine kurze Reise in das Innere Algiers, 1858, reizte zu größerer Unternehmung. Aber überall hatte er Mißgeschick in seinem Gefolge. Auf [3] Barth’s Rath ging er 1860 nach Sansibar, um sich hier mit Roscher zu gemeinsamer Forschungsreise zu verbinden. Als er zur Stelle kam, war Roscher todt. So unternahm er allein im October desselben Jahres die Reise von Quiloa nach dem Nyassa-See, ward aber durch die Treulosigkeit des arabischen Führers seiner Karawane zur Umkehr genöthigt. Im folgenden Jahre 1861 unternahm er mit Thornton von Mombas aus eine Wanderung nach den hohen Bergländern des Kilima-Nscharo, und wiederholte dieselbe 1862 mit Kersten, um die angezweifelten Entdeckungen der Deutschen, Rebmann und Krapf, von afrikanischen Schneebergen zu prüfen, zu bestätigen. Die Reisenden besuchten die Ungano- und Dschaggeberge, die Königreiche Uru und Mossi und erstiegen die Schnee- und Eisfelder des Kilima-Nscharo bis zur Höhe von 14000 Fuß. Die goldene Medaille der geographischen Gesellschaft in London ehrte später diese Anstrengungen Decken’s. Nach der Rückkehr vom Kilima-Nscharo machte D. mit Kersten eine Seereise nach Ibo, Cap Delgado und Lamu. Er wollte über Reunion nach Madagaskar, sah sich aber durch die politischen Wirren daselbst veranlaßt, nach Sansibar und nach der europäischen Heimath zurückzukehren. Nunmehr rüstete er sich mit großem Kostenaufwande zu einer außerordentlichen Expedition zur Erforschung der Flüsse an der Ostküste Afrika’s, in das er nach angestrengter Vorbereitung eindringen wollte. Mehrere Deutsche schlossen sich ihm begeistert an. Im October 1864 ging er über Aegypten, Aden, die Sechellen nach Sansibar, wo alsbald auch zwei kleine zerlegbare eiserne Dampfer auf Segelschiffen für ihn eintrafen. Im Frühjahr 1865 brach die Expedition auf, erreichte den Dschubafluß, aber das „treue Unglück“ verfolgte ihn. Schon an der Mündung des Flusses verlor er einen Dampfer und den Ingenieur Hitzmann, und als im September das zweite Schiff hinter Bardera ein Leck bekam, die Bagage ans Land gebracht werden und D. nach Hülfe zurück nach Bardera eilen mußte, überfielen und ermordeten die Somali die zurückgebliebene Mannschaft, ein Geschick, daß auch D. in der Stadt ereilte. Die sechs beklagenswerthen Märtyrer der Expedition waren außer D.: Hitzmann, Kinzelbach, Kanter, Linck, Trenn, Thornton. Nur fünf Europäer und sechs Neger retteten sich nach Sansibar. Die noch geretteten Sammlungen wurde mit außerordentlichen Kosten, welche die Familie opferfreudig spendete (die Mutter Decken’s war seit 1848 in zweiter Ehe die Gattin des Fürsten v. Pleß), in wahren Prachtwerken bearbeitet. Außer dem eigentlichen historischen Reisebericht: „Baron K. C. v. der Decken’s Reisen in Ost-Afrika“, bearbeitet von C. Kersten, Leipzig 2 Bde. 1869–71 (in Bd. II. S. 378–395 „Lebensbilder der Verstorbenen“) erschienen noch in vier Prachtbänden die wissenschaftlichen naturhistorischen Ergebnisse von einzelnen namhaften Fachmännern bearbeitet.

Vgl. Petermann, Mittheilungen Jahrg. 1866 S. 66; Zeitschriften der Berliner und Wiener geographischen Gesellschaften Jahrg. 1866.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 2. Z. 9 v. u.: „Baron“ zu streichen; es gibt keine freiherrl. Linie der Familie. [Bd. 5, S. 796]