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Artikel „Krafft, Johann (Drucker)“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 10–11, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krafft,_Johann_(Drucker)&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 06:10 Uhr UTC)
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Krafft: Hans K. (Crato), Buchdrucker zu Wittenberg im 16. Jahrhundert. Geboren, wie er selbst in seinem Drucke „Psalterium“ (vgl. unten) angibt, zu Usingen in der Wetterau, in welchem Jahre ist nicht bekannt, gilt er wo nicht als ein jüngerer Bruder, so doch als ein naher Verwandter von Melanchthon’s Freund Johann Crato v. Krafftheim (Bd. IV S. 567), der unseren K. nach dem Tode des Buchdruckers Georg Rhau (vgl. d.) nach Wittenberg gezogen haben mag. Wenigstens wurde ihm, obgleich noch mehrere nicht namenslose typographische Werkstätten daselbst bestanden, vor allen Anderen der Druck der meisten Melanchthonischen Schriften zugewiesen. Aus seinem äußeren Leben wissen wir, daß er seit 1567 Mitglied des Wittenbergischen Rathscollegiums war, welche Stelle er bis 1576 bekleidete und daß er, weil nach 1577 unter seinem Namen kein Buch mehr erscheint, wol in diesem Jahre gestorben ist. Seine Thätigkeit als Drucker begann mit dem Jahre 1549 und die Zahl der bis zu seinem Tode gelieferten Preßerzeugnisse beläuft sich auf 111, theilweise in wiederholten Auflagen, welche sich sämmtlich durch reine, große und splendide Lettern und ungemein sauberes Papier auszeichnen. Von diesen benennen wir: „Melanthonis loci theologici“, 1555, 1559, 1563, 8°; Dav. Chytraei narratio in Genesin“, 1561, 8°; „0perum Melanthonis Pars II“, 1562, Pars III, 1563, Fol.; „Melanthonis epistolae selectiores aliquot“, 1565, 8°; „Psalterium (hebraice) per M. Hier. Opitium“. Am Ende: „Impressum per manus Johannis Cratonis, qui natus est in vrbe Nassoviae, Usingae“, diese Schlußschrift jedoch nicht in lateinischer, sondern hebräischer Sprache, 1566, 8°; „Avenarii Lexicon hebraeum“, 1568. 4°; „Thucydidis hist. de bello Pelop.“, 1569, Fol.; mit einem sowol kaiserlichen als französischen Privileg, welches letztere wol das einzige ist, das einem Wittenbergischen Drucker ertheilt wurde; „Catechesis Lutheri, germanice, latine, graece et ebraice edita“, 1574, 8°. Sein Bildniß findet sich bei Roth-Scholtz, Icones II, 8. Im Gebrauch seiner Insignia war er sehr veränderlich: bald ein Schild, in welchem eine Schlange sich um ein Kreuz aufwärts windet mit unten befindlichem Monogramm, bald der Evangelist Johannes und daneben die Anfangsbuchstaben seines Namens, bald (1559) der Apostel Petrus mit dem Schwert und wiederum die heilige Dreifaltigkeit mit ihren Attributen, wobei die Engel die Passionszeichen in Händen tragen; vgl. auch Lempertz, Bilderhefte zur Geschichte des Buchhandels, 1859. Nach seinem Tode setzten seine Erben „Haeredes Cratonis“ das Geschäft bis 1587 fort und aus ihrer Werkstätte („Hans Krafft’s Erben“) ging u. A. eine der am häufigst vorkommenden Ausgaben der „Siebenhundert vnd funfftzig Deutscher | Sprichwörter … Durch Johan. Agricola …“, 8°, hervor, jedoch ohne alle Druckverzierungen, mit denen die Ausgaben dieses Buches seitens anderer Drucker in der Regel versehen sind. Im J. 1587 tritt Zacharias K. (Crato) auf; sein Name erscheint jedoch nur bis 1589 auf Drucken. Unter den fünf aus seiner Officin hervorgegangenen Büchern verdient Erwähnung: „Biblia Ebraica“, 1587, 4°. Als Insigne führte er 1576 den Simson, der den Löwen zerreißt, mit der Umschrift: Deus fortitudo mea, wol eine Anspielung auf den aus dem Griechischen hergenommenen Namen „Crato“. Ihm folgte der Magister Hans K. (Crato) der jüngere von 1590–1614. Beide waren, was jedoch nicht völlig sicher ist, Söhne des älteren K., auch druckten sie eine Zeitlang (bis 1589) gemeinschaftlich. Wie lange aber dieser letztere die Druckerei besessen habe, läßt sich nur annähernd bis zum Jahre 1597 bestimmen, weil seitdem öfters Druckwerke die Signatur tragen entweder: [11] „Ex officina Cratoniana“, oder auch seit 1606 mit dem Beisatze „per Johannem Gormanum“ und 1614 und 1615 unterzeichnet dieser allein und zwar „typis Joh. Gormani“. Wahrscheinlich hatte dieser letztere der Krafft’schen Druckerei eine Zeitlang als Pächter oder Factor vorgestanden und erwarb später dieselbe zu Eigenthum. Unter den in des Magisters Crato Officin gedruckten Büchern, 40 an der Zahl, sind hervorzuheben: „Grammatica Melanthonis“, 1596, und „Virgilius cum Mel. scholiis“, 1598. Gorman führte als Insigne ein hebräisches Wort in Wolken, darunter den heiligen Geist in Gestalt einer Taube und auf beiden Seiten J. G. als die Initialen seines Namens. Die Krafft’sche Officin von 1549–1614 zählt zu den vorzüglichsten des 16. Jahrhunderts, denn fast alle Bücher derselben sowol in deutscher als lateinischer und hebräischer Sprache, auch nach dem Tode des älteren K., zeichnen sich durch schönes Papier und sauberen Druck aus und es gingen auch der Quantität nach aus ihr mehr Drucke hervor als in jeder der früheren zu Wittenberg, weshalb auch ein älterer Bibliograph nicht mit Unrecht die Bemerkung macht, diese Druckerei heiße nicht unbillig die „Krafft’sche“, weil in derselben so viele „Kräfte“ thätig gewesen wären. Als Buchhändler oder Buchführer für den älteren K. (auch für den Buchdrucker Laurentius Schwenck zu Wittenberg 1558–1571) werden genannt Conrad Ruelius 1556–1561 und 1563 für dieselben Samuel Seelfisch Bockförer tho Wittenberch (dieser sowie C. Ruelius waren unter allen Wittenbergern Verlegern die bedeutendsten), für die Erben der erstere sowie sein Bruder Johann Ruelius 1593, für Johann K. den jüngeren: Magister Johannes Ruhelius und 1602 für denselben: Zacharias Schurerius bibliopola et ejus socii; 1607–1608 für denselben Paul Helwig Buchführer. Außer diesen Verlegern der Druckwerke der Krafft’schen Officin sind im 16. Jahrhundert zu Wittenberg noch einige andere Buchhändler bekannt geworden, von denen die bedeutendsten waren: Moritz Goltz, Christoph Schramm und Barthol. Vogel. Dieser, geboren zu Wolkenstein, erhielt 1534 den alleinigen Bibelverlag, starb am 13. April 1569 ebenfalls als Rathsherr und Bugenhagen hielt seine Leichenrede. Wahrscheinlich stammte der Leipziger Buchhändler Barthel Vogel von ihm ab.

P. Gottl. Kettner, Histor. Nachrichten von dem Rathscollegium zu Wittenberg, S. 113 ff. Zeltner, Leben des Hans Lufft, S. 11 ff. Geßner, Buchdruckerkunst, II. 142, IV. 228–229. Eichsfeld, Relation vom Wittenberg. Buchdr.-Jubilaeo, S. 131–149. Knauth, Ann. typogr. Lusat. super. Baumgarten, Nachr. v. merkw. Büchern, V. 301. Kirchhoff, Gesch. d. d. Buchhandels, I. 151.