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Artikel „Koháry, Stephan (II.) Graf“ von Karl Friedrich Hermann Albrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 421, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koh%C3%A1ry,_Stephan_Graf&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 02:14 Uhr UTC)
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Koháry: Stephan (II.) Graf K., geboren auf dem Schlosse Csábrag am 11. März 1649, † am 29. März 1731. Anfänglich für die theologische Laufbahn herangebildet, widmete sich K. in jener für sein Vaterland kämpfereichen Zeit dem Waffenhandwerke und Kaiser Leopold bestimmte ihn 1667 zum Commandanten der Feste Fülek. Er bewährte sich auch als tapferer und entschlossener Führer bei der Vertheidigung dieses Platzes, welchen nur Verrath in die Hände Tököly’s lieferte. Der Sieger ließ K., der sich den glänzendsten Anerbietungen unzugänglich erwies, in die Gefängnisse von Munkacs, dann nach Unghvar und zuletzt nach Patak bringen. Befreiung wurde ihm erst nach dem großen Siege 1683 bei Wien, in dessen Folge das kaiserliche Heer die Türken nach Ungarn verfolgte und auch Patak eroberte. Endlich aus mehr als dreijähriger Kerkerhaft befreit, begab er sich zum Kaiser nach Wien, welcher ihn huldreich empfing und ihm in Gegenwart des ganzen Hofes eine goldene Kette verlieh, gleichzeitig ihn zum General des cisdanubischen Militärbezirkes ernannte. Bei dem Versuche, den Türken das von ihnen besetzte Erlau zu entreißen (am 17. Dec. 1687), ward K. am rechten Arme schwer verwundet, so daß er in der Folge weder die Waffe führen, noch selbst der Feder sich bedienen konnte. Der ihm gnädig gesinnte Kaiser ließ deshalb auf einem Halbmond aus Silber den Namenszug Koháry’s graviren und übergab diesen dem tapferen Krieger, um sich dessen fortan statt seiner Unterschrift zu bedienen. Dieses Petschaft hieß die „lamina Koharii“. K. besorgte nun die Ausgabe seiner zahlreichen Schriften, poetischen und didaktischen Inhaltes, von welchen das National-Museum zu Pest viele Handschriften bewahrt. Kaiser Leopold hatte K. vielfach bei Friedensunterhandlungen und anderen diplomatischen Geschäften verwendet. Sein Nachfolger, Joseph I., bewahrte dem treuen Staatsdiener gleiche Huld, ernannte ihn 1707 zum Feldmarschall-Lieutenant und verlieh für ihn und seine Nachkommen im J. 1710 die Erbobergespanswürde des Honter Comitates. Karl VI. ernannte K. im October 1714 zum geheimen Rath und am 29. Decbr. d. J. zum Oberlandesrichter von Ungarn. Diese hohe Würde bekleidete K. bis zu seinem im Alter von 82 Jahren erfolgten Tode.

Das Verzeichniß der von K. verfaßten Dichtungen und Schriften findet sich bei Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 12. Thl. Wien 1864.