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Artikel „Koehne, Bernhard“ von Rudolf Weil in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 318–320, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koehne,_Bernhard&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 01:16 Uhr UTC)
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Koehne: Bernhard Karl K., Numismatiker und Archäolog, geboren zu Berlin am 4. Juli 1817. Sein Vater war Geheimer Archivrath, und ihm verdankte er wol das frühzeitig erwachte Interesse für historische [319] Studien. Er besuchte das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium zu Berlin, und wurde im Herbst 1837 zur Universität entlassen. Seine Studienzeit verbrachte er erst in Berlin, dann in Leipzig, hierauf wieder in Berlin. J. G. Droysen, A. Boeckh und G. Gerhard scheinen am meisten auf ihn gewirkt zu haben. Das Interesse für die Münzkunde hat er bereits auf die Universität mitgebracht; ist doch seine erste numismatische Schrift von ihm noch als Primaner ausgearbeitet, sie führt den Titel: „Das Münzwesen der Stadt Berlin. Ein historischer Versuch“, Berlin 1837. Kein Geringerer als G. Loos, der damalige Generalmünzwardein, hat die Arbeit des Zwanzigjährigen, die noch heute ihren Werth hat, mit einer Vorrede eingeführt. Die darin begonnenen Studien sind in den nächstfolgenden Jahren von dem Verfasser weiter ausgedehnt worden auf das Münzwesen von Kurbrandenburg, „De numis Friderici II electoris Brandenburgici“. Dissertatio inaug. numismatico-historica, Berol. 1840 lautet seine Dissertation, die deutlich erkennen läßt, wie er es für seine Aufgabe betrachtet, die Münzkunde als Geschichtsquelle zu verwenden. In Berlin hat er sich dann auch als Privatdocent für Numismatik und Archäologie habilitirt. Vor seiner Habilitation hat er bereits die „Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde“ begründet (1841), zwei Jahre darauf die Numismatische Gesellschaft ins Leben gerufen, der die schon länger bestehende Londoner Numismatische Gesellschaft und die etwas jüngere Belgische zum Vorbild gedient hatten. Für Münzstudien war in der preußischen Hauptstadt in jenen Tagen viel Interesse. Hervorragend tüchtige Münzkenner und Sammler, wie B. Friedlaender, A. v. Rauch, Voßberg, H. Dannenberg traten in die Gesellschaft neben Gelehrten wie K. Lachmann, E. Curtius, A. W. Zumpt, Pindes und J. Friedlaender, der Generaldirector der Museen v. Olfers, der Heraldiker Ledebur, der russische Gesandte Baron Meyendorf u. A. Vorsitzender wurde Wilhelm Fürst Radziwill, der Archäologe Tölken sein Stellvertreter, K. wurde Schriftführer. Wie die Archäologische Gesellschaft, die zwei Jahre zuvor von Gerhard begründet worden war, ihr Winckelmannsfest hielt, so sollte hier der 22. December, der Geburtstag Eckhel’s, des Begründers der modernen numismatischen Wissenschaft begangen werden. Die Numismatische Gesellschaft zu Berlin hat mancherlei Wandlungen durchgemacht, aber Anregung zu numismatischen Studien hat sie in reichem Maße gegeben, so daß sie mit Recht das Andenken an ihren Stifter bewahrt hat. Die „Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde“ in ihrer ersten Serie 1841–46 (6 Bde.) steht den gleichzeitigen Reihen des Numismatic Chronicle (London) und der Revue numismatique (Paris) an Reichhaltigkeit des Inhalts nicht nach; K. selbst hat eine ganze Anzahl seiner tüchtigsten Arbeiten hier veröffentlicht. J. Friedlaender, A. v. Rauch u. A. waren rege Mitarbeiter, antike wie moderne Münzkunde kam fortdauernd zur Behandlung. Als dann K. 1845 Berlin verließ, um nach Petersburg überzusiedeln und in russischen Staatsdienst zu treten, hat die Zeitschrift wesentlich anderen Inhalt bekommen. Als „Mémoires de la société archéologique et de numismatique de St. Petersbourg“ erschienen 1847–52 weitere 6 Bände. Die Berichte über Funde deutscher Münzen auf russischem Boden lassen erkennen, in welcher Richtung der Verfasser bisher gearbeitet hatte, freilich treten sie hinter Aufsätzen zurück, die sich auf archäologische Entdeckungen in seiner neuen Heimath beziehen. Als „Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde“ N. F. 1859–62 kam dann in Berlin wieder eine Fortsetzung heraus, die als „Berliner Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde“ 1863–71 in weiteren 6 Bänden erschienen ist. Diese letzte Reihe trägt wieder entschieden deutschen Charakter, an ihr nehmen etliche der tüchtigsten [320] Numismatiker Theil, die dann in die neu zu begründenden Fachblätter in Wien und Berlin übergetreten sind. K. war als Collegienassessor nach Petersburg berufen worden, ist dann lange Jahre bei den kaiserlichen Sammlungen der Eremitage beschäftigt gewesen, und im dortigen Heroldsamt. Von seinen wissenschaftlichen Publicationen aus dieser Periode ist die wichtigste die „Description du musée de feu la prince Kotschoubey“, Petersb. 1857, zwei starke Quartbände über Geschichte und Numismatik der griechischen Colonien in Südrußland und die Königreiche am Kimmerischen Bosporus; das Werk ist reich ausgestattet, aber von der Kritik stark angegriffen worden. K. ist in Rußland geadelt worden und als Staatsrath gestorben am 5. Februar 1886 in Würzburg, wo er von schwerem Leiden Genesung gesucht hatte.

Nekrologe: Zeitschr. f. Numismatik XIV; Sitzungsber. d. Num. Ges. S. 7 ff. (H. Dannenberg); Blätter f. Münzfunde Nr. 132, April 1886, Sp. 1230; Revue belge de numism. 1886, S. 250 f.