ADB:Koch, Christoph Wilhelm Edler von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Koch, Christoph Wilhelm von“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 371–373, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koch,_Christoph_Wilhelm_Edler_von&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 01:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Koch, Eduard Emil
Band 16 (1882), S. 371–373 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christoph Wilhelm von Koch in der Wikipedia
Christoph Wilhelm von Koch in Wikidata
GND-Nummer 100179800
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|371|373|Koch, Christoph Wilhelm von|Jakob Franck|ADB:Koch, Christoph Wilhelm Edler von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100179800}}    

Koch: Christoph Wilhelm v. K., Gelehrter, Schriftsteller und Universitäts-Professor zu Straßburg. Er wurde geboren den 9. Mai 1737 zu Buchsweiler im Elsaß, dem Hauptorte der alten Grafschaft Lichtenberg, welche damals dem Landgrafen von Hessen gehörte. Sein Vater, Finanzrath dieses Fürsten, ließ ihn zuerst das Gymnasium zu Buchsweiler besuchen, allein 1750 siedelte derselbe, hauptsächlich der Ausbildung seiner vier Söhne wegen, nach Straßburg über, wo der junge K. zuerst am dortigen Gymnasium und seit 1752 an der protestantischen Universität seine Studien fortsetzte und vollendete. Er widmete sich dem Studium der Rechte, aber zugleich auch und mit Vorliebe dem der Geschichte und der Staatswissenschaft, welche letztere damals Joh. Dan. Schöpflin lehrte und für welche an den Universitäten jener Zeit kein eigener Lehrstuhl bestand. Schöpflin, welcher bald die Anlagen und den Fleiß seines Zuhörers erkannte, wurde sein Freund und setzte ihn in den Stand, nach ihm diese Schule der Staatswissenschaft, welche er zu Straßburg gegründet und wohin sein Name junge Leute aus den vornehmsten Familien aller europäischen Länder gezogen hatte, fortzusetzen. Obgleich Protestant, beschäftigte sich K. viel mit dem kanonischen Rechte und als Probe dieser seiner Studien veröffentlichte er 1761 die akademische Dissertation „Commentatio de collatione dignit. et benetic. in imper. roman. germanico“, zugleich ein Vorläufer seiner 1789 zu Straßburg erschienenen „Sanctio pragmatica Germanorum illustrata“, welch’ letztere Schrift lebhaftestes Aufsehen im katholischen Deutschland erregte und durch ihre Gelehrsamkeit dem Verfasser den Dank der angesehensten kirchlichen Würdenträger eintrug. Nachdem K. durch seine Dissertation die Doctorwürde davongetragen, begab er sich 1762 auf ein Jahr nach Paris, um in der dortigen Bibliothek Forschungen anzustellen und hierdurch sich für seine künftigen Arbeiten vorzubereiten. Nach Straßburg [372] zurückgekehrt, lieferte er die Fortsetzung der „Historia Zaeringo-Badensis“, von welcher Schöpflin nur den ersten Band verfaßt hatte und auch alle folgenden Bände sind die Arbeit Koch’s, obgleich sie den Namen Schöpflin’s tragen, der den ersteren mit dieser Arbeit betraut batte, wie denn auch Schöpflin durch K. in der Herausgabe der „Alsatia diplomatica“, einer elsässischen Urkundensammlung von großem Werthe, unterstützt wurde. Im J. 1766 vermachte Schöpflin der Stadt Straßburg seine reiche, 30000 Bände zählende Bibliothek sowie seine Alterthumssammlung unter der Bedingung, daß K. deren Bibliothekar und Conservator werde. Beide Sammlungen, die den Grundstock der früheren Straßburgischen Bibliothek bildeten, sind bekanntlich 1870 in Brand aufgegangen. K. erhielt denn auch nach Schöpflin’s Tode 1771 beide Aemter zugleich mit dem Titel eines außerordentlichen Professors, der ihn berechtigte öffentlich zu lesen, die Lehrkanzel Schöpflin’s aber wurde Joh. Michael Lorentz eingeräumt, einem verdienstvollen Manne zwar, aber unfähig Schöpflin oder K. in dem Unterrichte der jungen Männer für die Staatswissenschaft zu ersetzen. So schaarten sich denn alsbald die Zöglinge Schöpflin’s um K., welcher bald das Haupt jener Schule ward, aus welcher lange Jahre hindurch eine große Zahl von Ministern und Staatsmännern hervorging. Im J. 1779 bot ihm der Kurfürst von Hannover die Stelle eines ordentlichen Professors an der Universität Göttingen mit einem glänzenden Gehalte an, K. ließ sich jedoch aus Liebe zur Heimath bewegen, in Straßburg zu bleiben, erhielt aber als Entschädigung den Lehrstuhl des öffentlichen Rechts, den er von jetzt an für immer inne hatte. Die Würde eines Rectors der Universität bekleidete er 1787 zum ersten Male und zwar, wie es akademischer Brauch war, für sechs Monate. Am Schlusse seines Rectorats gab er eine wichtige Abhandlung heraus über die Sammlung der Kirchengesetze, welche der Straßburger Bischof Rachio, gerade ein Jahrtausend zuvor, 787, hatte aufschreiben lassen. Er schrieb dazu eine geschichtliche Einleitung und fügte historische Anmerkungen bei. Rachio’s Sammlung war um so werthvoller, als die sogen. falschen Decretalen des Isidorus von Sevilla, d. h. die auf Befehl des Papstes verfälschten und älteren Kirchenversammlungen zugeschriebenen Urkunden und kirchlichen Satzungen vollständig darin fehlen. Koch’s Abhandlung erschien in dem 7. Bande der „Notizen und Auszüge aus Handschriften der kaiserlichen Bibliothek“, Paris 1801. Die Handschrift der werthvollen Sammlung des Bischofs Rachio befand sich auf der Straßburger Bibliothek und ging gleichfalls mit derselben unter. Im Anfange des Jahres 1789 entsendeten die Protestanten des Elsasses K. als Deputirten nach Paris, um der französischen Nationalversammlung die bürgerlichen und kirchlichen Rechte der Religionsverwandten Augsburgischer Confession darzulegen und derselben die Freiheiten und Privilegien in Erinnerung zu bringen, welche denselben durch den westphälischen Frieden zugesichert und durch die nachfolgenden Friedensschlüsse bestätigt worden waren. Seine Wünsche wurden erfüllt, indem er den Beschluß der Versammlung vom 17. August 1790 empfing, welcher diese Rechte sanctionirte und erklärte, daß die kirchlichen Güter der Protestanten nicht in denen mitbegriffen seien, welche das Decret vom 1. November 1789 zur Verfügung der Nation gestellt hatte. Zu gleicher Zeit beschloß K., weil die Folgen der französischen Revolution alle jene jungen Leute aus Straßburg vertrieben hatten, die als Zuhörer zu seinen Füßen gesessen waren, sich ganz den Staatsgeschäften zu widmen. Zum Deputirten der ersten gesetzgebenden Versammlung (Assemblée législative) erwählt, bekämpfte er die Faction, die den Thron bedrohte, als Präsident des „Comité diplomatique“ dieser Versammlung bemühte er sich den Frieden zu erhalten und prophezeite in einem Berichte vom März 1792 das Unglück, welches über Frankreich hereinbräche, wenn man Oesterreich den Krieg erklärte. Als er, nach Straßburg [373] zurückgekehrt, in einem officiellen Schreiben vom 10. August 1792 an das Departement des Niederrheins seine Mitbürger zum Widerstande gegen die Maßregeln der Jakobiner und Clubisten ermunterte, trug ihm dieses Schreiben sowie anderen Professoren und Freunden Jerem. Jak. Oberlin, Dr. Blessig, Dr. Isaak Haffner u. A. eine mehrmonatliche Gefängnißstrafe zu Straßburg ein, die nur mit dem Schaffotte sich würde geendigt haben, wenn nicht die Revolution des 9. Thermidor ihm und seinen Freunden die Freiheit gegeben hätte. Seit 1795 widmete er sich wieder seinen Vorlesungen und nahm mit Eifer litterarische Arbeiten auf, welche lange unterbrochen gewesen waren, und nur einmal noch erlitten diese Beschäftigungen eine Störung durch seine Ernennung zum Mitgliede des Tribunats, einer Art Staatsrath, am 9. März 1802. K. trat dieses Amt in der Hoffnung an, seinen Religionsgenossen und deren öffentlichen Cultus, der Stadt Straßburg sowie der Wiederherstellung der protestantischen Hochschule dieser Stadt nützlich zu werden, welche Hoffnungen sich denn auch, wenn auch nicht in dem von ihm gewünschten Maße, erfüllten. Nachdem das Tribunat 1808 aufgelöst worden war, wies K. alle ihm zu Paris angebotenen anderweitigen Stellen ab, dagegen bewilligte man ihm, ohne sein Ansuchen, eine Pension von 3000 Francs. Hierauf kehrte er noch in demselben Jahre nach Straßburg zurück, wo er fortfuhr sich den Wissenschaften zu widmen und 1810 Mitglied des Generalconsistoriums wurde; zu Ende dieses Jahres wurde ihm von der Straßburger Akademie seiner hohen Verdienste wegen der Titel eines Ehrenrectors der Akademie ertheilt. Sein Tod erfolgte den 25. October 1813 und seine Collegen, die Professoren zu Straßburg, ließen ihm in der St. Thomaskirche daselbst ein Monument neben demjenigen Schöpflin’s und Oberlins’s errichten. Die wichtigsten seiner Werke sind außer den bereits erwähnten: „Traités généalogiques des maisons souveraines (du midi et de l'ouest) de l’Europe“. Strasb. 1782. 4°. welche später durch die de l’Est und du Nord vermehrt wurden und „Abrégé de l’histoire des Traités de paix …“, Bâle 1796. 8° (4 Bde.), wovon 1817–1818 eine bis zum Wiener Congreß und den Pariser Friedensschlüssen von 1815 fortgeführte, durch F. Schöll besorgte Ausgabe in 15 Bänden erschien. In seinem Nachlasse befanden sich Manuscripte über sein Leben, in deutscher Sprache geschrieben, und mehrere Abhandlungen über den Zustand der Verwaltung des Protestantismus im Elsaß. Unter den für gelehrte Gesellschaften verfaßten Abhandlungen befindet sich auch ein „Mémoire sur la société littéraire que Jacques Wimpfeling avait fondée à Strasbourg vers la fin du XV. siècle“. es findet sich in den „Mémoires de la classe des sciences historiques et politiques de l’Institut“.

Autobiographie zu Anfang der „Histoire des Traités de paix“. Schweighäuser, Leben d. Prof. Koch. Biographie Univ. XXII. 510–514. Rathgeber, Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, S. 202–219.