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Artikel „Knolle, Friedrich“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 320–321, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knolle,_Friedrich&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 11:15 Uhr UTC)
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Knolle: Friedrich K., Kupferstecher, geb. zu Braunschweig am 4. Mai 1807, † ebenda am 6. Juli 1877. Nachdem er das Martini-Gymnasium seiner Vaterstadt besucht hatte, zog ihn die Kunst unwiderstehlich an. Im Zeichnen, wie auch in der Uebung der Radirnadel unterwies ihn sein Landmann Fr. Barthel. Ein liegender Hund nach Klein und eine Katze mit der Maus nach Mind, die er mit 20 Jahren radirte, sind seine ersten Versuche. In der Technik des Grabstichels wurde er durch C. W. Schenk unterrichtet, der aus Leipzig nach Braunschweig übersiedelt war. In die idealen Gebiete seiner Kunst führte den Kunstjünger dieser, mehr handwerksmäßige Unterricht freilich nicht ein und K. sehnte sich darum nach einem Meister ersten Ranges, den er in Italien zu finden hoffte. Vorerst mußte aber doch das Technische überwunden werden. Neben kleineren Sachen stach K. die „Schöne Albaneserin“ nach J. Baese (1828 vollendet) und das Porträt des Herzogs von Cumberland. Am 12. Juli 1831 trat dann K. seine Reise nach Mailand an, wo er am 7. Septbr. ankam und in P. Anderloni, dem berühmten Stecher, seinen Meister, sowie in L. Gruner einen Landsmann und Kunstgenossen fand. Die Zeit, wie der Unterricht wurde fleißig ausgenützt. Leider war K. gezwungen, kleinere Arbeiten für Verleger auszuführen, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Von besseren Werken dieser Zeit wäre die „Fornarina“ nach Raphael hervorzuheben, die aber nie ganz fertig geworden ist. Im Herbst 1837 war K. in seine Vaterstadt zurückgekehrt; seine erste Arbeit hier war der Stich nach dem im J. 1836 auf der Berliner Ausstellung viel bewunderten Bilde von Theodor Hildebrandt, „Tod der Söhne Eduards IV., Königs von England“. Der Stich, der 1840 vollendet wurde, fand wohlverdienten Beifall. Dennoch schien sich der Künstler in der Wiedergabe moderner Gemälde nicht zu genügen und er weihete darum – wohl nach dem Beispiel seines großen Lehrers – seinen Grabstichel in der Folgezeit meist der alten classischen Kunst. Insbesondere fanden mehrere Gemälde classischer Meister in der Gallerie zu Dresden einen verständnißvollen Interpreten an ihm. So wurde 1843 der Stich nach Tizian’s „Zinsgroschen“ vollendet; es folgten nun rasch nacheinander „Die hl. Cäcilia“ nach C. Dolce, die „Hl. Nacht“ nach C. Maratti und die „Büßende Magdalena“ nach Correggio. Besonders der letzte Stich ist vorzüglich und verliert neben dem gleichnamigen Stich von Longhi nicht nur nicht, sondern weist sogar offenbare Vorzüge vor diesem auf. In dem nächsten Stiche nach Th. Hildebrandt’s: „Othello“ [321] blieb der Künstler auf der erklommenen Höhe seiner Kunst keineswegs fest stehen; sein an classische Vorbilder gewöhnter Grabstichel fühlte sich einem modernen Bilde gegenüber fremd. Er fand sich aber sogleich wieder, als er die kleine Madonna nach Correggio, die sich in Söder befindet, zum Gegenstande seiner Kunst erwählte. In diesem Stiche, der 1854 vollendet wurde, steht K. im Zenith seiner Kunst. Weitere Arbeiten, meist auf Bestellung von Kunsthändlern ausgeführt, bringen ihn abermals mit moderner Kunst in Berührung. Es ist nur noch eine Platte nach einem alten Maler zu verzeichnen, die „Immaculata“ nach Murillo, die er für Graves in London stach und in Folge dieser Arbeit den Auftrag erhielt, einige Genrebilder nach J. Phillip zu stechen. Außerdem entstanden mehrere Bildnisse, so namentlich das des Herzogs Wilhelm von Braunschweig. Zu erwähnen wäre noch „Der Frühling“, eine junge Mutter mit dem Kinde in der Landschaft, nach dem Bilde seines Landsmannes B. Plockhorst. Im J. 1845 erhielt der Künstler den Titel eines Professors und wurde 1868 als Inspector im herzoglichen Museum angestellt, in der ihm die Sammlung der Kupferstiche untergeordnet wurde. Längere Zeit leidend, suchte er Erholung in den Waldungen der Asse, eines Höhenzuges bei Wolfenbüttel, wo ein Lungenschlag seinem Leben ein plötzliches Ende bereitete.

Nach schriftlichen Familiennachrichten.