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Artikel „Klotz, Christian Adolph“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 228–231, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klotz,_Christian_Adolph&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:10 Uhr UTC)
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Klotz: Christian Adolph K., ein Gelehrter, welcher der Gegenwart fast nur durch die von überlegenen Gegnern, wie Lessing und Herder, gegen ihn geführte vernichtende Polemik bekannt ist, während er seiner Zeit eine sehr angesehene Rolle auf der litterarischen Bühne Deutschlands gespielt hat, war am 13. November 1738 zu Bischofswerda in der sächsischen Lausitz als Sohn des dortigen Superintendenten geboren. Nachdem er kurze Zeit die Fürstenschule St. Afra bei Meißen, sodann das Gymnasium zu Görlitz besucht, bezog er 1758 die Universität Leipzig, wo er bis Ende des Jahres 1760 verweilte. Schon als Student betrat er die litterarische Laufbahn mit zwei philologischen Dissertationen („Pro M. Tullio Cicerone adversus Dionem Cassium et Plutarchum dissertatio“, Görlitz 1758, und „Ad vir. d. – J. Chr. Reichelium epistola qua de quibusdam ad Homerum pertinentibus disputatur“, Leipzig 1758), einem Bändchen lateinischer Gedichte, zahlreichen Recensionen in den Acta eruditorum und den „Leipziger gelehrten Zeitungen“, endlich mit zwei anonym und ohne Angabe des Druckorts im J. 1760 erschienenen, satirische Schilderungen aus den akademischen und sonstigen gelehrten Kreisen Leipzigs enthaltenden Schriften: „Mores eruditorum“ und „Genius seculi“. (Dieselben sind ins Deutsche übersetzt [229] worden von einem Ungenannten (W. in Dresden) unter dem Titel: „Christian Adolph Klotzens Satyren. Nebst einem Anhang.“ Leipzig 1775.) Auch ein gegen diese beiden Producte jugendlichen Uebermuthes gerichtetes anonymes Pamphlet: „Somnium in quo, praeter cetera, genius seculi cum moribus eruditorum vapulat“ (Altenburg 1761; der Verfasser nennt sich am Schluß der Vorrede „H. G. Zamarosciobaphus senior“) ist, trotz des Spottes, welcher darin über den Verfasser jener beiden Schriften (der am Schluß des Traumgesichts in einen Klotz verwandelt wird) ausgegossen, und trotz des höhnischen Tones, mit welchem in zwei bald darauf von K. mit Nennung seines Namens veröffentlichten weiteren satirischen Schriften („Libellus de minutarium studio et rixandi libidine grammaticorum quorundam“, Jena 1761, und „Ridicula litteraria“, Altenburg 1762) von diesem Somnium und seinem Verfasser gesprochen wird, höchst wahrscheinlich von K. selbst verfaßt, dem eben jedes Mittel recht war, um die Aufmerksamkeit des gelehrten Publikums auf sich und seine Schriftstellerei zu lenken. Als gewandten und in Bezug auf die Waffen, deren er sich bedient, durchaus nicht wählerischen litterarischen Klopffechter zeigte er sich auch in den beiden gegen Peter Burmann den jüngeren in Amsterdam gerichteten Streitschriften „Antiburmannus“ (Jena 1761) und „Funus Petri Burmanni Secundi“ (Altenburg 1762). Anfang 1761 ließ K. sich in Jena nieder, wo ihn alsbald die dortige „Lateinische Gesellschaft“ als Mitglied aufnahm und zu ihrem Secretär ernannte; außer mehreren im Auftrag derselben gehaltenen formgewandten Reden (wieder abgedruckt in den „Opuscula varii argumenti“, Altenburg 1766) und den schon oben erwähnten Streitschriften hat er dort einige philologische Dissertationen („Animadversiones in Theophrasti characteres ethicos“, 1761; „De felici Horatii audacia“, seine am 2. April 1762 öffentlich vertheidigte Habilitationsschrift, wieder abgedruckt in den Opuscula varii argumenti S. 114 ss., und „De nemoribus in tectis aedium Romanarum observatio“, 1762, wieder abgedruckt a. a. O. S. 174 ff.) veröffentlicht und ein Semester lang Vorlesungen über Horatius gehalten. Schon im August 1762 erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor in der philosophischen Facultät der Universität Göttingen, dem er Folge leistete, und 1763 wurde er dort, nachdem er zwei an ihn ergangene Berufungen an andere Universitäten (nach Gießen und nach Halle) abgelehnt, zum ordentlichen Professor ernannt. Während er Anfangs mit dieser seiner Stellung sehr zufrieden war, wurde ihm dieselbe bald durch Zwistigkeiten mit Collegen sowie durch die Berufung Heyne’s als Professor der Beredtsamkeit und Director des philologischen Seminars so verleidet, daß er mit Freuden die Gelegenheit ergriff, Ostern 1765 als ordentlicher Professor der Philosophie und Beredtsamkeit mit dem Titel eines „Hofrathes“ an die Universität Halle überzusiedeln. Produkte seiner litterarischen Thätigkeit – die ihm allezeit mehr am Herzen lag als seine Lehrthätigkeit, weil sie seiner Eitelkeit, der Haupttriebfeder aller seiner Handlungen, mehr Befriedigung gewährte – aus der Göttinger Periode sind die „Miscellanea critica“ (Utrecht 1763; kritische Bemerkungen zu einzelnen Stellen hauptsächlich lateinischer Dichter), der „Libellus de verecundia Virgilii“ (Göttingen 1763, wiederholt in den Opuscula varii argumenti S. 242 ff.), Ausgaben von 45 Epigrammen des Straton und anderer griechischer Dichter aus dem 12. Abschnitt der griechischen Anthologie (Altenburg 1764) und der Fragmente des Tyrtaios (Bremen 1764, zweite ganz umgearbeitete Ausgabe Altenburg 1767), „Epistolae Homericae“ (Altenburg 1764), „Vindiciae Q. Horatii Flacci“ (Bremen 1764, neue Auflage unter dem Titel „Lectiones Venusinae“, Leipzig 1771), und einige Abhandlungen numismatischen Inhalts, welche später in der Sammlung seiner „Opuscula nummaria quibus iuris antiqui historiaeque nonnulla capita explicantur“ (Halle 1772) [230] wieder abgedruckt worden sind. Endlich hat er auch schon in Göttingen die Veröffentlichung der kritisch-litterarischen Zeitschrift „Acta litteraria“ begonnen, die er dann in Halle bis zu seinem Tode fortgesetzt hat (Bd. I–VII, 1, Altenburg 1764–72; die drei letzten Stücke des 7. Bandes sind von dem Helmstädter Professor G. B. Schirach in den Jahren 1772, 1773 und 1776 beigefügt worden). In Halle erreichte K., obgleich er sich mit seinen Vorlesungen hier ebensowenig Mühe gab als in Göttingen, bald den Gipfel äußerer Ehren – 1766 wurde er in Folge der Ablehnung eines Rufes nach Warschau vom König zum Geheimrath ernannt – und litterarischen Ansehens. Vermittels der drei litterarischen Zeitschriften, welche er gleichzeitig herausgab und zu einem beträchtlichen Theile selbst schrieb – außer den schon erwähnten „Acta litteraria“ die „Neuen Hallischen gelehrten Zeitungen“ (6 Thle., Halle 1766–71) und die „Deutsche Bibliothek der schönen Wissenschaften“ (24 Stücke in 6 Bänden, Halle 1767–71) – wußte er sich in den weitesten Kreisen eine tonangebende Stellung zu erringen und eine Clique um sich zu sammeln, die ihn als das Orakel des guten Geschmackes, als den Begründer einer neuen Epoche der Litteratur verehrte und pries. Welch hohe Erwartungen auch schärfer blickende, außerhalb dieser Clique stehende Männer – wir nennen nur Herder – wenigstens eine Zeit lang von K. hegten, davon legen besonders die von Joh. Jost Anton v. Hagen herausgegebenen „Briefe deutscher Gelehrten an den Herrn Geheimen Rath Klotz“ (Halle 1783) reichlich Zeugniß ab. Dieser ungewöhnliche Erfolg der schriftstellerischen Thätigkeit Klotz’s ist nicht zum geringsten Theile auf gewisse bei den Gelehrten jener Zeit seltene Vorzüge zurückzuführen: die Fähigkeit, sich auf verschiedenen Gebieten ohne tief eindringende Forschung zu orientiren, die Gabe lebhafter und witziger Darstellung in lateinischer wie in deutscher Sprache und die in jener Zeit der „schönen Geister“ besonders ansprechende ästhetisirende Behandlungsweise des klassischen Alterthums oder, wie man es damals nannte, die „zierliche“ Gelehrsamkeit, welche der Verfasser mit Vorliebe zur Schau trägt – Vorzüge, welche besonders auch in den in seiner Halle’schen Zeit veröffentlichten antiquarischen Schriften: „Ueber das Studium des Alterthums“ (Halle 1766), „Beytrag zur Geschichte des Geschmacks und der Kunst aus Münzen“ (Altenburg 1767) und „Ueber den Nutzen und Gebrauch der alten geschnittenen Steine und ihrer Abdrücke“ (Altenburg 1768) hervortreten. Als aber fast gleichzeitig Lessing (in den Briefen antiquarischen Inhalts und der Schrift „Wie die Alten den Tod gebildet“) und Herder (im zweiten und dritten kritischen Wäldchen) mit schonungsloser Kritik die Blößen, die sich K. in diesen und früheren Schriften gegeben hatte, den Mangel an gründlicher Forschung und an scharfem und selbständigem Urtheil, aufdeckten, da trat allmählich in der öffentlichen Meinung gegenüber dem „lateinischen Gottsched“ (wie Hamann K. genannt hat) eine für diesen bedenkliche Wandelung ein, eine Wandelung, zu der nicht am wenigsten auch die Erbitterung mitwirkte, welche der von K. und seinen Schildknappen in ihren litterarischen Organen angeschlagene Ton der Polemik gegen ihre Gegner, insbesondere gegen Nicolai und die Mitarbeiter an dessen „Allgemeiner deutscher Bibliothek“ (zu welcher auch K. früher Beiträge geliefert hatte), in weiteren Kreisen hervorrief. So lichtete sich der Kreis der unbedingten Anhänger und Bewunderer Klotz’s mehr und mehr, und wenn auch einige enthusiastische Verehrer seines Genies, wie Friedrich Just Riedel, Johann Georg Meusel und Gottlob Benedict Schirach, bis zum Ende treu zu ihm hielten, so muß man doch sagen, daß der Tod, der ihn am 31. December 1771 in der Blüthe seiner Jahre hinwegnahm, für sein Ansehen bei der Mit- und Nachwelt eher zu spät als zu früh gekommen ist. Von Klotz’s Schriften haben wir zu den bereits erwähnten noch nachzutragen die Sammlung seiner lateinischen Gedichte („Carmina omnia“, [Altenburg] 1766), [231] mehrere der in den Opuscula nummaria (s. o.) gesammelten numismatischen Abhandlungen, die Ausgaben von „M. Hieronymi Vidae de arte poetica libri tres“ (Altenburg 1766) und von Saxonis Grammatici Historiae Danicae libri XVI“ (Leipzig 1771) und das (mir nicht zu Gesicht gekommene) Schriftchen „Rei poeticae latinae brevis institutio“ (Halle 1772). Außerdem hat K. vielfach theils die von ihm gesammelten und herausgegebenen Schriften verstorbener Gelehrter (wie die Opuscula von Joh. Aug. Bach, von Christ. Crusius, von Gottlieb Siegfried Bayer und von Joh. Wilh. Jan, den Thesaurus epistolicus Gesnerianus und den Briefwechsel zwischen Joh. Lor. Mosheim und Gesner), theils die Arbeiten Lebender auf deren Wunsch mit einem Vorwort bald in lateinischer, bald in deutscher Sprache begleitet. Zwei solcher Praefationes („Quomodo comparatio locorum similium in scriptoribus, inprimis poetis, instituenda sit“ zu „Q. Horatii Flacci carmina collatione scriptorum graecorum illustrata ab H. Wagnero“, Halle 1770, und „Quomodo poetarum ingenia coeli terraeque quam incolunt, natura afficiantur et formentur“ zu „Fabulae Aesopicae graecae – ed. Joh. Mich. Heusinger, editio auctior et emendatior curavit et praefatus est Ch. A. Kl.“, Eisenach 1771) sind nebst verschiedenen Gelegenheitsschriften und Reden Klotz’s abgedruckt in der Sammlung: „Chr. Ad. Klotzii Opuscula philologica et oratoria, edidit Car. Ehreg. Mangelsdorfius“, Halle 1772.

Leben und Charakter Herrn Christian Adolph Klotzens, königl. preuß. Geheimden Raths und ordentlichen Professors der Weltweisheit und Beredtsamkeit auf der Universität Halle etc., entworfen von Herrn Carl Renatus Hausen, ordentlichen Lehrer der Geschichte und Bibliothekarius auf der Universität Frankfurt etc. Halle 1772.