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Artikel „Kirchner, Karl“ von H. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 22, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kirchner,_Karl&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 02:22 Uhr UTC)
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Kirchner: Karl K., Schulmann und Philolog, geb. am 18. Mai[1] 1787 zu Herford in Westfalen, † am 31. Mai 1855 im Bade zu Wittekind bei Halle. Seine Schulbildung erhielt er auf dem Gymnasium zu Detmold, 1805 bezog er die Universität Halle, wo er bald Mitglied des philologischen und pädagogischen Seminars unter Schütz und Niemeyer wurde und an dem letzteren sich einen warmen Gönner erwarb. Er stand erst im 19. Lebensjahre, als ihm bereits der Kanzler Unterrichtsstunden in den oberen Classen der lateinischen Schule des Waisenhauses anvertraute; nach Beendigung seiner Studien wurde er 1809 ordentlicher Lehrer am Pädagogium zu Halle und führte seit 1813 unter Niemeyer als erster Lehrer die Leitung der blühenden Anstalt. 1815 folgte er auf Niemeyer’s Empfehlung einem Rufe nach Stralsund als Conrector des Gymnasiums und wurde nach dem Tode des Rectors Furchau 1820 dessen Nachfolger, zuerst als Stellvertreter, seit 1825 als Director der Anstalt. Als solcher erwarb er sich durch seine ausgezeichnete Lehrgabe und große Gewandtheit in Geschäften in weiten Kreisen einen geachteten Namen, so daß ihm gegen Ende des J. 1827 das Directorat des Friedrich-Werder’schen Gymnasiums zu Berlin angetragen wurde, ein Ruf, den er aus Anhänglichkeit für Stralsund, wo er sich der allgemeinsten Achtung erfreute, abgelehnt hat. Als ihm aber im December 1831 nach Lange’s Tod die Auszeichnung zu Theil wurde, als Rector der berühmten Schulpforte berufen zu werden, vermochte er nicht zu widerstehen, so schwer es ihm auch fiel, von Stralsund scheiden zu müssen. Wie Professor Steinhart (im Osterprogramm von Schulpforta 1856) in einem warmen Nachrufe schreibt, hat K. sich auch in seinem langjährigen Wirkungskreise in Schulpforta durch seine Humanität und Biederkeit, seine große Geschäftstüchtigkeit und ausgezeichnete Lehrgabe bei seinen Amtsgenossen und Schülern ein unvergängliches Andenken gestiftet. – Außer Reden und Abhandlungen in Programmen hat K. nur ein größeres Werk herausgegeben: „Des Horatius’ Satiren, kritisch berichtigt, übersetzt und erklärt“, 1. Thl., Stralsund 1829, 4°. Das nicht vollendete Werk erschien in neuer Bearbeitung zu Leipzig 1854 ff., aber auch diese zweite Ausgabe ist ein Torso geblieben, den W. S. Teuffel durch die Bearbeitung des Commentars zum zweiten Buch ergänzt hat. Vor der zweiten Ausgabe zeichnet sich die erste durch eine treffliche Abhandlung über die Grundregeln der deutschen Zeitmessung aus, S. XIV–XXX, die in der zweiten leider vermißt wird.

E. H. Zober, Zur Geschichte des Stralsunder Gymnasiums. Sechster Beitrag, S. 34–36, Stralsund 1860, 4°.
H.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 22. Z. 8 v. o. l.: 19. (st. 18.) Mai. So gibt das Kirchenbuch der Münstergemeinde in Herford den Geburtstag an. [Bd. 17, S. 795]