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Artikel „Keller, Josef von“ von Moritz Blanckarts in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 583–584, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keller,_Joseph_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:09 Uhr UTC)
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Keller: Josef v. K., Kupferstecher. geb. am 31. März 1811 in Linz am Rhein, † am 30. Mai 1873 in Düsseldorf. Er war das älteste von zehn Kindern eines unbemittelten Gewürzkrämers, empfing den ersten Zeichnenunterricht auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, welches er bis zum 16. Lebensjahre besuchte und ging dann nach Bonn, um sich dort in der Schulgen-Bettendorf’schen Kupferdruckerei zum Kupferstecher auszubilden. Die einseitige, wenig anregende Beschäftigung in derselben genügte seinem höheren Streben indessen nicht, er suchte deshalb aus eigenen Kräften vorwärts zu kommen und es gelang ihm in den Stichen nach den Cartons der beiden Frescobilder in der Universitätsaula „Theologie“ von C. Hermann und „Philosophie“ von Götzenberger bereits zwei Blätter zu vollenden, die sein bedeutendes Talent glänzend offenbarten. Um sich aber weiter zu vervollkommnen, verlegte K. 1835 seinen Wohnsitz von Bonn nach Düsseldorf. Die Kupferstecherkunst fand hier zwar auch noch wenig Pflege; desto fördernder aber war für ihn der Verkehr mit den vielen Malern, besonders mit Julius Hübner, dessen Bild „Roland, die Prinzessin von Galizien befreiend“ er als Nietenblatt für den rheinisch-westfälischen Kunstverein stach. Bald sammelten sich schon einige Schüler um ihn und als 1839 der bisherige Lehrer der Kupferstecherkunst an der Düsseldorfer Akademie, der alte Professor Thelott, starb, wurde K. zu dessen Nachfolger ernannt. Er entwickelte nun als ausübender Künstler und als Lehrer eine solch erfolgreiche Thätigkeit, daß sein Name zu den gefeiertesten der Düsseldorfer Schule mit Recht gezählt wird und auch im Ausland eine seltene Berühmtheit erlangte. 1841 vollendete er ein großes Blatt „Himmelskönigin“ nach Deger für den rheinisch-westfälischen Kunstverein, der ihm dann den Auftrag ertheilte, Rafael’s „Disputa“ in den Stanzen des Vaticans in der beträchtlichen Größe von 7½ zu 5½ Fuß zu stechen. K. begab sich in Folge dessen nach Rom, führte hier die meisterhafte Zeichnung nach dem Bilde aus und begann nach seiner Rückkehr 1844 die umfangreiche Arbeit, die er nach zwölf Jahren unermüdlichen Fleißes in bewunderungswürdiger Weise vollendete. [584] Außerdem lieferte er noch gleich vorzügliche Stiche nach Rafael’s „Heiliger Dreifaltigkeit“ in St. Severo in Perugia (1844), „Mater dolorosa“ nach Deger, „Christus im Grabe“ nach Ary Scheffer und kleinere Blätter nach Overbeck, Steinle u. A. Nach schweren körperlichen Leiden begann K. dann 1860 eine zweite Riesenarbeit, die Platte nach Rafael’s „Sixtinischer Madonna“ in der Größe von 27½ zu 20½ Zoll, die er 1871 dem Druck übergeben konnte. Dieser Stich erregte ein fast noch größeres Aufsehen, als die Disputa, und Kunstgelehrte, Kenner und Publikum wetteiferten in seiner Anerkennung. Die anstrengenden Arbeiten hatten zwar die physischen Kräfte Keller’s allmählich aufgerieben, sein Geist aber hielt sich frisch, und als er nach England eingeladen wurde, um das Bildniß des Prinzen Albert zu stechen, faßte er noch den Plan, die 16 Originalzeichnungen Rafael’s zu den Gobelins von Arras im Kensingtonmuseum zu stechen und begann sogar nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf die Zeichnungen des ersten Blattes „Petri Fischzug“, die er unvollendet zurückließ, als eine Lungenlähmung ihn von langen qualvollen Unterleibsleiden befreite. K. war Mitglied der Akademien von Berlin, Brüssel, St. Petersburg, Wien und seit 1854 des Institut de France. Auf fast allen großen Ausstellungen erhielt er die goldene Medaille, unter Anderen in Paris drei Mal, 1837, 1859 und 1863, sowie daß Kreuz der Ehrenlegion und 1867 sogar den „Grand prix“ von 2000 Francs in Gold, der noch nie einem Fremden verliehen worden war. Zu seinen zahlreichen Orden gehörte auch das Ritterkreuz erster Klasse der württembergischen Krone, womit der persönliche Adel verbunden ist. Der bleibende Werth seiner trefflichen Arbeiten beruht hauptsächlich in dem tiefempfundenen Ausdruck der Köpfe, in der strengen Beobachtung der charakteristischen Eigenschaften des Originals und der malerischen Wirkung, sobald dieselbe mit der Strenge des Stils verträglich erscheint.

Wiegmann, Die königl. Kunstakademie zu Düsseldorf (Düsseldorf 1856).