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Artikel „Wiegmann, Rudolf“ von Eduard Daelen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 390–391, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wiegmann,_Rudolf&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 00:01 Uhr UTC)
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Wiegmann: Rudolf W., Architekt und Maler, wurde in Adensen bei Hannover am 16. April 1804 geboren. Er verlor früh seinen Vater, der als Officier in der Schlacht bei Waterloo fiel, erhielt aber trotzdem eine sorgfältige Erziehung, seiner Ausbildung zum Architekten entsprechend. Die seinen Lebensgang am meisten bestimmenden Eindrücke empfing er auf einer längeren Studienreise nach Italien von 1828–32. Nach seiner Rückkehr siedelte er bald von Hannover nach Düsseldorf über (1835) und wurde hier an der königlichen Kunstakademie als Professor der Baukunst und Lehrer der Perspective angestellt (1838). Er malte verschiedene Architekturbilder, namentlich italienische Motive: „Die Engelsburg mit der Engelsbrücke in Rom“ (1833), „Die via sacra in Rom“ (1834). „Die Aussicht aus den Loggien des Vaticans über die Stadt Rom“ (1836), „Blick vom Monte Palatino auf das Colosseum“ (1843), „Das Innere der St. Marcuskirche in Venedig“ (1845) u. A. Am bekanntesten wurde ein großes Oelgemälde „Der Aquaeduct in der römischen Campagna“. Dieses Motiv reizte ihn jedenfalls wegen der perspectivischen Verkürzung, in der er das interessante antike Bauwerk dargestellt hat; war doch die Perspective das Feld, das er mit besonderer Vorliebe pflegte. Davon zeugt auch das von ihm herausgegebene Lehrbuch „Grundzüge der Lehre von der Perspective“. Mit 19 Tafeln. (1846).

Als Architekt hat er in Düsseldorf den alten gothischen Schloßthurm am Rhein, der noch jetzt als einziges Ueberbleibsel steht, in einen italienischen [391] Renaissancebau umgeändert ebenso wie das ehemalige, abgebrannte und vor einigen Jahren ganz abgerissene alte Ständehaus am Burgplatz. In Duisburg wurde die gothische Salvatorkirche nach seinem Plan renovirt. Die von ihm erbauten Privatwohnhäuser in Düsseldorf sind: Das später von Andreas Achenbach bewohnte, ehemalige Wilhelm v. Schadow’sche Haus in der Schadowstraße, die Häuser von Carl Sohn und J. W. Schirmer in der Klosterstraße, letzteres nachher von Jul. Röting bewohnt, und das gräflich Herzberg’sche Haus in den neuen Anlagen am Schwanenspiegel. Auch hat W. viele Entwürfe zu Möbeln im Renaissancestil angefertigt.

Außer seiner akademischen Thätigkeit fungirte er seit 1843 lange Zeit als Secretär des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen. Fast alle die alten Jahresberichte stammen aus seiner Feder. Zudem verfaßte er Biographien und Kunstkritiken für Zeitschriften, namentlich als fleißiger Mitarbeiter der Allg. Wiener Bauzeitung und gab 1856 eine Schrift heraus über die Düsseldorfer Kunstakademie, in der er einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst lieferte. Seine erste Broschüre trug den Titel „Ueber die Malerei der Alten“ (1836). Darauf folgte 1839 eine zweite: „Der Ritter Leo v. Klenze und unsere Kunst“ und in demselben Jahre noch ein kleines Heftchen „Ueber die Construction von Kettenbrücken nach dem Dreiecksystem etc.“ 1842 erschien die Abhandlung „Ueber den Ursprung des Spitzbogenstils“. In seiner Thätigkeit als Secretär des Kunstvereins wurde er später in einer so heftigen Weise angegriffen, daß er durch den Aerger darüber die Schwindsucht bekam, sein Amt niederlegte und bald darauf starb, an seinem Geburtstage den 16. April 1865.

Im J. 1841 hatte er sich mit Maria Hancke, der begabten Malerin verheirathet; sie entwickelte ein bedeutendes Talent für das Porträtfach, malte aber auch Genrebilder romantischen Inhalts. Als Letzter der Familie fiel sein Sohn in der Schlacht bei Spichern.