ADB:Keller, Johann Baptist von
[583] Stadtpfarrer nach Stuttgart berufen; bei den Vorbereitungen zur Errichtung eines eigenen Bisthums für Württemberg 1816 vom Papst zum Bischof von Evara i. p. i. geweiht, vom König zum Provicar des Generalvicars Fürsten Hohenlohe[WS 1] in Ellwangen, nach dessen Tod 1819 zum Generalvicar in Rottenburg ernannt, endlich nach Errichtung des Bisthums Rottenburg 1828 als erster Bischof eingesetzt. Bald brachte den Josephiner die auch für Württemberg unausbleibliche Rückwirkung der Kölner Wirren in eine mißliche Stellung. Unfähig, dem Anstürmen der Ultramontanen Widerstand zu leisten, wurde er schließlich ihr Organ, indem er als Mitglied der Ständekammer am 8. November 1841 die Bitte an den König beantragte, für die Aufrechterhaltung der durch die Verfassung von 1819 zugesicherten Autonomie der katholischen Kirche die geeigneten Maßregeln zur Erhaltung des Kirchenfriedens treffen zu wollen. Eine weitere Ausführung dieser Motion war in einem an K. ganz ungewohnten heftigen und bitteren Ton gegen die Staatsbehörden gehalten, so daß der Ministerpräsident Schlayer unumwunden erklärte, dieselbe rühre von „einigen kampf- und streitlustigen, ohne Zweifel noch jugendlichen Autoren“ her. In der That macht die Rolle, die man den greisen Bischof bei den Kammerverhandlungen spielen ließ, einen peinlichen Eindruck auch auf den, der das damals noch herrschende System des einseitigen Staatskirchenthums nicht billigt. Die Wendung der Dinge durch die politische Bewegung des Jahres 1848, die Würzburger Bischofsversammlung etc. war K. vergönnt nicht mehr zu erleben.
Keller: Johann Baptist K., der erste Bischof der Diöcese Rottenburg, geb. zu Salem im jetzigen Großherzogthum Baden am 16. Mai 1774, † in Bartenstein am 17. October 1845. Von der Pfarrei Radolfszell am Bodensee, welches damals einige Jahre württembergisch war, wurde K. 1808 als katholischer- Vgl. Binder, Joh. B. v. Keller, erster Bischof v. Rottenburg. Eine biogr. Skizze. Regensburg 1848. – Golther, Der Staat u. die kath. Kirche im Königr. Württemb. 1874. Buch I.