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Artikel „Kandler, Franz Sales“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 76, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kandler,_Franz&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 14:11 Uhr UTC)
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Kandler: Franz Sales K., geb. zu Klosterneuburg bei Wien am 23. Aug. 1792, war der Sohn eines Schullehrers, der ihn in der Musik unterrichtete und 1802 als Sängerknaben der Hofkapelle im k. k. Convicte unterbrachte. Nach Absolvirung der philosophischen und Rechtsstudien an der Wiener Universität lebte er vom Unterrichtertheilen und erhielt 1815 eine Anstellung beim Hofkriegsrathe in Wien. Da er der italienischen Sprache mächtig war, wurde er 1817 nach Venedig, 1821 nach Neapel und 1823 nach Mailand zur dort stationirten k. k. Armee versetzt. Im J. 1826 wurde er als Feldkriegsconcipist nach Wien zurückberufen, starb aber bereits am 26. September 1831 in Baden als eines der ersten Opfer der eben ausgebrochenen Cholera. K. besaß eine umfassende wissenschaftliche Bildung und tüchtige musikalische Kenntnisse. In der Theorie der Musik hatte ihn Albrechtsberger unterrichtet, wie ihn denn auch Salieri und Gyrowetz mit ihrem Rathe unterstützten. Bald jedoch gab er die Versuche in der Composition auf und widmete sich dem Studium der Geschichte der Musik. Der Aufenthalt in Italien und die Benutzung der dortigen musikalischen Archive begünstigten dieses Streben, und so entstanden mehrere werthvolle Aufsätze in musikalischen Zeitungen, welche Fétis im 4. Theil seiner Biographie universelle des Musiciens (Paris 1862 S. 473 ff.) verzeichnet. Selbständig veröffentlichte er: „Cenni storico-critici intorno alla vita ed alle opere del celebre compositore Giovanni Adolfo Hasse, detto il Sassone“ (Venedig 1820), wovon noch im nämlichen Jahre eine zweite Auflage erschien. Während seines Aufenthaltes in Venedig hatte K. die verfallene Ruhestätte Hasse’s in der Kirche St. Marcuola aufgefunden und dieselbe 1820 mit einem Denkstein von weißem Marmor und einer Inschrift versehen. Er ward darauf zum Ehrenmitgliede der filarmonischen Gesellschaft in Bologna ernannt. In seiner letzten Zeit beschäftigte er sich mit einer Uebersetzung der von Abbate Giust. Baini über Palestrina verfaßten Biographie, welche aber erst R. G. Kiesewetter mit einem Vorworte und gelegentlichen Anmerkungen aus Kandler’s Nachlasse unter dem Titel herausgab: „Ueber das Leben und die Werke des heil. Pierluigi da Palestrina, genannt der Fürst der Musik. Nach den Memorie storico-critiche des Abbate G. Baini verfaßt und mit historisch-kritischen Zusätzen begleitet“ (Leipzig 1834). Nach des tüchtigen Musikforschers Tode wurde noch folgendes Werk von ihm veröffentlicht: „Cenni storico-critici sulle vicende e lo stato attuale della musica in Italia“, Venetia 1836. Dasselbe ist eine Uebersetzung mehrerer Artikel, welche theils in seinem Nachlasse gefunden, theils in der Musikzeitschrift Cäcilia (Mainz bei Schott) veröffentlicht worden waren.

Wurzbach, Biogr. Lex., 10. Thl.