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Artikel „Kämpfer, Engelbert“ von Rudolf Falkmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 62–64, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kaempfer,_Engelbert&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 15:30 Uhr UTC)
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Kämpfer: Engelbert K., dessen berühmter Name unzertrennlich mit Japan verknüpft ist, wurde am 16. September 1651 in Lemgo als Sohn eines dortigen Pfarrers geboren. Er besuchte die Gymnasien zu Lemgo, Hameln, Lüneburg, Lübeck, die Universitäten Danzig, Krakau, Königsberg und bildete sich in Medicin, Chirurgie und den damals noch wenig beachteten Naturwissenschaften aus. Sein Wandertrieb führte ihn 1680 nach Upsala, wo die Brüder Pufendorf sich seiner annahmen, und bewog ihn, sich als Arzt einer Gesandtschaft anzuschließen, welche der König von Schweden 1683 in Handelsangelegenheiten nach Rußland und Persien schickte. Der aus 30 Köpfen bestehende Zug erreichte im Juli Moskau, zog weiter über Kasan, Astrachan, das Kaspische Meer und traf im März 1684 in Ispahan ein. K. war während dessen unablässig bemüht, sich naturwissenschaftliche, geographische, ethnographische und Sprachkenntnisse anzueignen, während er über seine Beobachtungen sorgfältig Tagebuch führte und Zeichnungen aufnahm. Insbesondere machte er eine Excursion nach der den Feueranbetern heiligen Stadt Baku mit ihren Naphtaquellen, welche er durch eine Schrift zuerst bekannt gemacht hat, besuchte die Ruinen von Persepolis und Pasargadä und durchreiste unermüdlich beobachtend ganz Persien. Nach Rückkehr der schwedischen Gesandtschaft [63] blieb K. in Persien, begierig nach neuen Fahrten und Forschungen, zu welchen er sich überall die Mittel durch ärztliche Praxis erwarb. Eine Zeit lang finden wir ihn in Tiflis, wo er in großem Ansehen stand und Leibarzt des Fürsten von Georgien war, der ihn vergeblich durch Gunstbezeugungen zu fesseln suchte. Nach Ispahan zurückgekehrt, begab er sich mit einem holländischen Schiffe nach Ceylon, Cochin, Bengalen und langte im September 1689 in Batavia an, wo er sich längere Zeit mit dem Studium der javanischen Thier- und Pflanzenwelt beschäftigte. – Hier faßte K. den Entschluß (1690), eine Gesandtschaft der Holländer nach Japan zu begleiten, um dieses damals in Europa noch fast ganz unbekannte Reich, welches ausschließlich mit Holländern zu Nangasaki in Handelsverkehr stand, zum Gegenstand seiner Forschungen zu machen. Da die Gesandtschaft zunächst an der Küste von Siam landete und den Hof des dortigen Königs besuchte, so fand K. Gelegenheit, auch über dieses Reich, besonders über Religion und Sitten der Siamesen, Nachrichten zu sammeln. Nach heftigen Stürmen, wodurch er einen Theil seines Reisegepäcks verlor, erreichte das Schiff den Hafen von Nangasaki. Das Mißtrauen der Regierung gegen Fremde bannte den Verkehr der Holländer mit den Japanern in die engsten Schranken und bereitete dem Forscher überall Hindernisse und Gefahren, aber der glühenden Wißbegierde Kämpfer’s gelang es dennoch. durch Schlauheit, Geschicklichkeit und unermüdliche Ausdauer diese Hindernisse zu besiegen und sich allmählich über das geheimnißvolle Land eine Fülle der interessantesten Nachrichten zu verschaffen, wie es vor ihm noch Niemandem, auch nicht den Missionaren der Jesuiten, gelungen war. Er begleitete die holländischen Gesandten zweimal an den Hof des Kaisers nach Jeddo und fand mehrmals Gelegenheit, tiefer in das Land einzudringen und dessen Staats- und Kulturzustände mit merkwüdiger Beobachtungsgabe zu erforschen. Nach einem Aufenthalte von mindestens zwei Jahren begab er sich wieder nach Batavia, verweilte eine Zeit lang am Cap der guten Hoffnung und traf im J. 1694 wieder in Holland ein. Nachdem er in Leyden die medicinische Doctorwürde erlangt, kehrte er endlich mit einem überreichen Schatz von Erfahrungen und Kenntnissen in seine Heimath zurück, ließ sich auf einem kleinen Gute in der Nähe von Lemgo (Steinhof zu Lieme) nieder, wurde vom Grafen zur Lippe zum Leibarzt ernannt, verheirathete sich um 1700 und starb zu Lieme am 2. November 1716. K. war ohne Zweifel einer der gelehrtesten und geistig bedeutendsten Männer seiner Zeit, der Humboldt des 17. Jahrhunderts. An universellem Wissen und Sprachenkunde stand er keinem Zeitgenossen nach. Außer Latein und Griechisch sprach oder verstand er Holländisch, Schwedisch, Portugiesisch, Französisch, Englisch, Russisch und Polnisch, Persisch, Malayisch, Japanesisch und andere asiatische Sprachen. Die Gründlichkeit und Zuverlässigkeit seiner Berichte werden von allen Sachkundigen, Deutschen, Franzosen und Engländern gerühmt. Um so mehr ist es zu beklagen, daß seine Schriften nur zum Theil und nur spät durch den Druck bekannt geworden sind. Das einzige von ihm selbst, Lemgo 1712, herausgegebene Werk sind die „Amoenitates exoticae“, eine Reihe ethnographischer, naturwissenschaftlicher und geschichtlicher Abhandlungen mit selbstgefertigten Abbildungen. Für alle anderen Manuscripte fand er keinen Verleger. Erst nach seinem Tode kam ein Engländer, John Sloane, nach Lemgo, kaufte von dem Neffen des berühmten Reisenden dessen litterarischen Nachlaß an und ließ 1727 ein zweites Werk in einer durch J. Kasp. Scheuchzer veranstalteten Uebersetzung: „History of Japan and Siam“ in zwei Foliobänden veröffentlichen, welches auch ins Französische, Holländische und demnächst zurück ins Deutsche übersetzt wurde. Nach Sloane’s Tode gingen die Kämpfer’schen Manuscripte an das britische Museum über. Nur eine in Lemgo gebliebene Originalhandschrift wurde 1777 von dem bekannten Staatsrath v. Dohm mit [64] einer kurzen Biographie Kämpfer’s unter dem Titel: „Geschichte und Beschreibung von Japan“ in 2 Quartbänden herausgegeben. Ein viertes Werk edirte der Naturforscher Sir Joseph Banks nach den Londoner Handschriften: „Icones plantarum, quae in Japonia oollegit et delineavit Eng. Kaempfer“, Lond. 1791. Kämpfer’s Hauptwerk aber, die Beschreibung seiner großen Reisen durch so viele unbekannte Länder, hat bis heute keinen Herausgeber und Verleger gefunden. Seine Vaterstadt Lemgo hat ihm ein Denkmal gesetzt.